Ingolstadt
Der Durchbruch ließ auf sich warten

Inlineskates gibt es bereits seit mehr als 200 Jahren - doch populär wurden sie erst Ende des vergangenen Jahrtausends

06.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Der Schuh beim Inline-Speedskating besteht aus Kunststoff, genau wie die Rollen. Die Schiene ist meist aus Aluminium. −Foto: Foto: dpa

Ingolstadt (DK) Inlineskating - oder auch Rollerblading genannt - bezeichnet ganz allgemein die Fortbewegung auf Inlineskates.

Anfang der 1990er-Jahre verbreitete sich das Inlineskating aus den USA in die ganze Welt. Dabei wird es mittlerweile sowohl als Hobby- und Breitensport sowie wettkampfmäßig betrieben. Die wichtigsten Fakten rund um das Inlineskating im Überblick:

nGeschichte: Der Ursprung des Inlineskating liegt mehr als 250 jahre zurück. Damals entwickelte der Belgier Jean-Joseph Merlin im Jahr 1760 eine Modifikation eines Schlittschuhs, der mitzwei Metallrädchen an den Kufen ausgestattet war. Diese Idee wurde anschließend in den folgenden Jahren immer weiterentwickelt. So wurden beispielsweise Holzrollen verwendet. Das erste Patent wurde schließlich im Jahr 1823 erteilt. Der Engländer Robert John Tyers hatte einen Schlittschuh umgebaut und ihn mit Stahlrollen versehen, die hintereinander angeordnet waren. Doch der Durchbruch der "rollenden Schuhe" erfolgte nicht. Hauptgrund dürften vor allem die damals sehr schlecht beschaffenen Straßen gewesen sein. Denn weder auf Schotter, noch auf Kopfsteinpflaster ließen sich Schuhe wirklich benutzen. Als im Jahr 1863 der US-Amerikaner James Leonard Plimpton den heute bekannten, herkömmlichen Rollschuh entwickelte, lief dieser den Inlineskates schnell den Rang ab. Erst in den 1960er-Jahren wurde die Idee der Inlineskates wieder in der DDR und der damaligen Sowjetunion aufgegriffen, um Eishockey-Spielern im Sommer eine Alternative für das Training zu bieten. Doch es war nur ein weiteres Strohfeuer. 1970 meldete der deutsche Schlittschuhläufer Friedrich Mayer ein Patent auf einen Inlineskate mit zwei Rollen. Doch naachdem herkömmliche Rollschuhe noch immer boomten, interessierte sich kein Hersteller dafür. Daraufhin legte mayer das Patent zwei Jahre später offen. Ihren endgültigen Durchbruch erlebten die Inlineskates dann einige Jahre später, als der US-amerikanische Eishockey-Spieler Scott Olson , der im Sommer nicht auf das Gleitgefühl auf dem Eis verzichten wollte, ein verbessertes Modell vorstellte. Im Jahr 1979 gründete er die Firma Rollerblade, die bis heute am Markt ist. Seitdem ist Inlineskating in aller Munde. Im Jahr 1995 wurden in Deutschland beispielsweise 3,5 Millionen Paar Inline-Skates verkauft.

nDie Schuhe: Allgemein besteht der "Skate" aus einem Schuh oder einer Schuhschale sowie einer Schiene, an der die Rollen hintereinander angeordnet sind. Die Außenschale des Schuhs besteht meist aus einem harten Kunststoff, welcher einen gepolsterten Innenschuh umschließt. Die Schiene ist meist aus Aluminium gefertigt. Die Rollen aus Kunststoff gibt es in verschiedenen Härtegraden und Durchmessern. Beim Speedskating beispielsweise werden in der Regel sehr große Rollen mit einem Durchmesser von elf Zentimetern gefahren. Herkömmliche Freizeit-Skates haben meist kleinere Rollen (sieben bis neun Zentimeter). Günstige Skates gibt es bereits ab 30 Euro. Teure Modelle, die im Wettkampf eingesetzt werden, können weit über 500 Euro kosten. Je nach Verwendungszweck gibt es vershiedene Arten von Skates. Freizeit- oder auch Freestyle-Skates, die beispielsweise in der Halfpipe bei Sprüngen eingesetzt werden, haben meist einen hohen Schuh, um den Knöchel zu stabilisieren und zu schützen. Beim Speedskating, das Katja Ulbrich betreibt, ist die Schale viel niederiger, sodass der Knöchel freiliegt. So wird eine maximale Beweglichkeit, beispielsweise in Kurven, gewährleistet.

nDisziplinen: Mittlerweile gibt es neben dem Breitensportbereich verschiedene Wettkampfdisziplinen, unter anderem Rollkunstlauf (ähnlich dem Eiskunstlauf, nur mit Inlineskates), Inlinehockey (ähnlich Eishockey, nur auf Inlineskates - auch der ERC Ingolstadt hat ein Liga-Team), Inline alpin (ähnlich Ski alpin, nur auf asphaltierten Straßen) und Freestyle-Varianten, bei denen es darum geht, ausgefallene Tricks und waghalsige Sprünge technisch sauber auszuführen. Im Inline-Speedskating geht es derweil vor allem um Geschwindigkeit. Es werden jährlich deutsche Meisterschaften über verschiedene Distanzen ausgetragen, zudem finden auch Europa- und Weltmeisterschaften statt. Es gibt im Speedskating sowohl Sprintwettkämpfe über kürzere Strecken (200 bis 1000 Meter), Halbmarathon und Marathon, aber auch Ultra-Distanzen über 100 Kilometer.