Gerolfing
"Das war ein gigantisches Team"

Heute vor 10 Jahren: Der FC Gerolfing steigt mit Spieltrainer Manfred Kroll erstmals in die Landesliga auf

04.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Es ist geschafft! Die Mannschaft des FC Gerolfing feiert im Nördlinger Gerd-Müller-Stadion vor den eigenen Fans den Aufstieg in die Landesliga. −Foto: Dengler

Gerolfing - Wenn Manfred Kroll an die Saison 2009/10 denkt, dann gerät er auch ein Jahrzehnt später noch ins Schwärmen.

 

"Das war ein gigantisches Team", sagt er. Da passte menschlich, charakterlich und fußballerisch einfach alles. An diesem Freitag vor genau zehn Jahren, am 5. Juni 2010, führte er als Spielertrainer den FC Gerolfing erstmals in der Vereinsgeschichte in die Fußball-Landesliga. Nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen den SC Bubesheim knallten die Sektkorken.

Ex-Profi Kroll, der zwei Jahre zuvor mit dem FC Ingolstadt den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft hatte, war an jenem Tag überhaupt nicht nervös, eher tiefenentspannt. "Wir sind total relaxed und ohne jeden Druck zum Entscheidungsspiel nach Nördlingen gefahren", erinnert er sich. Man habe den Gegner zuvor weder gescoutet noch spielte die verpasste Meisterschaft in den Köpfen seiner Jungs eine Rolle. "Als Aufsteiger hatten wir mit Platz zwei eine fantastische Saison gespielt und die Spieler strotzten nur so vor Selbstvertrauen. Wir hatten nichts zu verlieren", blickt der damals 30-Jährige zurück.

Kroll hatte erst zu Saisonbeginn die Verantwortung von Ralf Feigl übernommen und den bisherigen Meister-Trainer der Reserve, Uwe Weinrich, als Co-Trainer installiert. Dieser sagt: "Das war eine geile Zeit, das muss man erlebt haben. Wir hatten wirklich eine Top-Mannschaft. "

Vier Spieltage vor dem Saisonende führten die Kroll-Schützlinge das Klassement der Bezirksoberliga Oberbayern mit sechs Punkten Vorsprung an und hätten im direkten Duell gegen den härtesten Widersacher FC Unterföhring für eine Vorentscheidung sorgen können. Doch die Grünhemden verloren das Spitzenspiel mit 0:1, und kassierten eine Woche später sogar eine 0:3-Klatsche gegen den VfR Garching.

 

Plötzlich stand mit Gerolfing, Unterföhring und der SpVgg Feldmoching ein Trio punktgleich an der Spitze. Der FCG patzte auch im nachfolgenden Spiel und fiel nach dem 1:1 gegen den FT Starnberg auf den zweiten Rang zurück. "Wir haben voll auf Sieg gespielt, weil wir nicht wussten, wie es auf den anderen Plätzen steht. Dann sind wir in einen Konter gelaufen und ich war hinten alleine gegen fünf Mann. Aber Ersatztorwart Dennis Weinrich hat super pariert", erinnert sich Kapitän Michael Olah. Mit einem 5:2-Sieg gegen den TSV Wasserburg, der zuvor Feldmoching mit 4:3 bezwungen hatte, wurde das Ticket für das Aufstiegsspiel gelöst.

Sorgenfalten verursachte in diesem alles entscheidenden Spiel lediglich Mittelfeldregisseur Mario Chiaradia, der angeschlagen in die Partie ging und schon nach sieben Minuten ausgewechselt werden musste. "Bubesheim hatte sehr viele Spielanteile und war in den ersten 20 Minuten einen Tick stärker. Wir haben uns hinten reingestellt und auf Konter gelauert", sagt Kroll, der mit seinem Team einige brenzlige Situationen zu überstehen hatte. So scheiterte der SCB unter anderem zweimal am Aluminium.

Erst nach dem Platzverweis gegen einen Bubesheimer Akteur wegen einer Tätlichkeit an Kroll konnte der FCG das Geschehen ausgeglichener gestalten. "Das hat uns in die Karten gespielt und eigentlich hätten wir die Partie dann in der regulären Spielzeit zu unseren Gunsten entscheiden müssen", meint der damalige Spielertrainer.

Doch nach dem torlosen Unentschieden ging es in die Verlängerung und dort flog Kroll neun Minuten vor Schluss mit der Ampelkarte vom Platz. Die Entscheidung musste also im Elfmeterschießen fallen. Kroll: "Wir hatten unsere festen Schützen, und die sind dann auch angetreten. "

 

Der Bubesheimer Dardan Kelmendi setzte den ersten Schuss gleich drüber. Nachdem FC-Schlussmann Robert Mörtl, der den aufgrund seiner Unzuverlässigkeit suspendierten Thomas Attenhauser ersetzte, den dritten Versuch von Kretzinger entschärfen konnte und Felix Winkelmeyer, Bernhard Enzinger und Stefan Wenzl trafen, hatte Michael Rindlbacher als vierter Gerolfinger Schütze die Entscheidung auf dem Fuß. Er traf - und der Durchmarsch von der Bezirksliga über die Bezirksoberliga bis in die Landesliga war perfekt.

Spieler, Trainer und Fans feierten den erstmaligen Landesliga-Aufstieg auf dem Platz ausgelassen mit Bier- und Sektduschen. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sich jeder geduscht hat oder gleich so in den Bus rein ist", schmunzelt Julian Scholl bei dem Gedanken an diesen historischen Tag. Scholl hatte sich als A-Jugendlicher ab der zweiten Saisonhälfte einen Platz in der hochklassig besetzten Mannschaft erkämpft und blickt zurück: "Wenn man beispielsweise die Freudentränen bei unserem Betreuer Rudi Olah gesehen hat, dann wurde einem schon auf dem Platz bewusst, dass wir etwas Ungewöhnliches erreicht hatten. Aber so richtig einordnen konnte ich den Aufstieg erst ein oder zwei Jahre später. "

Auf der Heimfahrt hielt Abteilungsleiter Erhard Funk seine obligatorische Spielanalyse. "Ausnahmsweise hat er uns mal nicht kritisiert. Dieses Mal war er sehr zufrieden", erinnert sich Scholl und lacht.

In Gerolfing angekommen, platzte das Sportheim bereits aus allen Nähten. Die Goaß-Maßen standen schon bereit - und alsbald tanzten und feierten die Spieler auf den Tischen. "Das war Partystimmung pur", erinnert sich Scholl. Angeführt von "Feierbiest" Michael Olah machte der Tross dann auch noch die Innenstadt bis in die frühen Morgenstunden unsicher. Während es für Olah und Teamkollege Mörtl von dort aus direkt in den Ferienflieger nach Mallorca ging, feierte der Rest in Funks Garten weiter. "Wir sind ständig per Handy in Kontakt geblieben. Das war damals eine teure Rechnung", erzählt Olah.

Zur Erinnerung an diesen großartigen Erfolg sind übrigens alle Spieler der Aufstiegsmannschaft auf einer Bildergalerie mit Porträtfotos im FCG-Sportheim verewigt. Weinrich stellt klar: "Es ist das größte Bild von allen. "

DK

FC Gerolfing: Mörtl, Schneider (91.Meyer), Scholl (116.Wenzl), Kroll, Olah, Winkelmeyr, Enzinger, Chiaradia (7.Karagöz), Eck, Hofmeister, Rindlbacher.