Roth
"Wir gehen wieder auf die Langdistanz"

Der Rother Triathlonverein twenty.six zieht sein Team aus der 2. Bundesliga Süd zurück

27.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:52 Uhr
Zu den Höhepunkten während ihrer Zeit in der 2. Bundesliga Süd gehörten für die Triathleten des Rother Teams twenty.six sicher die Heimrennen beim Rothsee-Triathlon. Vergangenes Jahr holten Felix Weiß (von links), Jonas Endres, Yannick Heinlein, Fabian Conrad und Peter Santagati (liegend) den guten siebten Platz, 2018 reichte es mit Rang drei sogar für das Podium. −Foto: Enzmann (Archiv)

Roth - Es geht wieder "Back to the Roots" - obwohl es für das Team twenty.

 

six im Ligabetrieb in den letzten Jahren stets nur nach oben ging, zieht sich der Rother Triathlonverein aus der 2. Bundesliga zurück. Das bestätigte Teamchef Florian Lechner auf Nachfrage unserer Zeitung. "Wir gehen wieder zurück auf die Langdistanz. Für uns und unsere Sponsoren standen immer Langdistanz, 70.3 oder regionale Wettkämpfe im Vordergrund. Nie die Liga. "

Um die Hintergründe dieser Entscheidung besser nachvollziehen zu können, lohnt sich ein Blick zurück ins Jahr 2012, als Lechner und seine Mitstreiter Fabian Conrad, Lasse Ibert und Tobias Matulla ein eigenes Team gründeten, um den organisatorischen Aufwand für das Race Across America (RAAM), das sie damals als erstes deutsches Team gewannen, zu vereinfachen. "Wir haben nach dem RAAM 2012 für uns entschieden, dass wir den Verein weiter laufen lassen und ein kleines Langdistanz-Team gründen. Wir haben uns damals aus Spaß am Ligabetrieb angemeldet und wollten einfach mal schauen, was passiert. " Mit Triathleten wie Fabian Conrad, Bernd Hagen, Lasse Ibert, Tobi Matulla, Andi Sommer und Lechner selbst gewannen die Rother 2013 direkt die Landesliga. Ein Jahr später folgte mit der Bayernliga-Meisterschaft schon der nächste Titel. "Und das alles mit Athleten, die nur Langdistanz machen. " Mit Yannick Heinlein, Jonas Endres und Felix Weiß stießen danach drei weitere Triathleten dazu, die alle eine Langdistanz als Ziel hatten. "Und dann waren wir ja vier Jahre in der Regionalliga und haben alle Wettkämpfe nebenbei gemacht. Wir haben uns nie auf die Liga konzentriert", erzählt Lechner. "Dass wir dann noch in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, war sicher unserer starken Leistung zu verdanken. Aber es war auch viel Glück und Zufall dabei. Und wenn du aufsteigst, dann musst du es auch annehmen. "

Allerdings sei dem Team damals schon klar gewesen, dass es im Vergleich zu den anderen Mannschaften zu alt sei. "Und wir sind kein Verein, der eine Nachwuchsabteilung hat oder Ligastarter aufzieht. " Auch gebe es hier in der Region keine Infrastruktur, um ordentlich für die 2. Bundesliga zu trainieren. "Wir haben dann entschieden, dass wir es so lange durchziehen, wie es Spaß und Sinn macht. " Nachdem es schon in der vergangenen Saison beim einen oder anderen Wettkampf eng mit dem Personal wurde, passen die Renntermine heuer nicht mehr in den Terminkalender der Triathleten. "Zum Beispiel wird Fabian Conrad zum zweiten Mal Vater, Lasse Ibert konzentriert sich nur noch auf 70.3 und ist selbstständig, Tobias Matulla ist als Wirtschaftsprüfer viel unterwegs und Yannick Heinlein arbeitet in Rosenheim. Die Rennen müssen in den Kalender der Leute passen und danach richtet sich der Verein aus. "

Finanzielle Aspekte - etwa Anfahrts- und Übernachtungskosten - spielten laut Lechner bei den Rückzugs-Gedanken übrigens "absolut keine Rolle". "Wir sind da mit Sponsoren gut aufgestellt, die interessiert aber auch keine Liga. Unseren Radhersteller dagegen interessieren Rennen wie der Challenge Roth, der Ironman auf Hawaii oder der Rothsee-Triathlon, und da werden wir dieses Jahr ja wie eh und je gut aufgestellt sein. "Wir haben viele Neuzugänge und werden mit so vielen Einzelstartern wie nie zuvor in Roth am Start sein. "

Apropos Rothsee-Triathlon: An die beiden Heimrennen in der 2. Bundesliga Süd erinnert sich das Team twenty. six natürlich immer gerne zurück. Auch dank der tollen Unterstützung des Publikums schafften es die Rother Triathleten 2018 mit dem dritten Platz sogar auf das Podium. Im vergangenen Jahr stand ein sehr guter siebter Platz zu Buche. "Die Rennen am Rothsee waren schon der Hammer, das sind Erinnerungen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Wie wir da von den Zuschauern gepuscht wurden, war außergewöhnlich", sagt etwa Peter Santagati, der schon im November nach Italien gezogen ist. Dass in diesem Jahr auch die TSG Roth in der 2. Bundesliga Süd mitmischt und es nach dem Rücktritt zu keinem direkten Duell der beiden Rother Triathlonteams kommen wird, lässt Lechner übrigens komplett kalt. "So hart es klingt, es interessiert uns null, was die TSG macht, ob es da ein Duell gibt oder nicht. Die haben ein ganz anderes Konzept. Wir sind und bleiben ein entspannter Verein. Alles kann, nichts muss. Wer Lust auf Triathlon hat, kann gerne zu uns. Wir haben über 180 Mitglieder - von Berlin bis München. "

Komplett aus dem Ligabetrieb ausscheiden wird das Team twenty. six dann aber doch nicht. Mit einigen jüngeren Athleten gehen die Rother in der kommenden Saison in der Landesliga an den Start. "Die ist eigentlich auch viel heimischer, man kennt mehr Leute und Teams dort, es ist alles lustiger und entspannter. Und das Niveau ist gar nicht mal so schlecht, auch da gibt es echt gute Jungs", sagt Lechner. "Wenn sich da bei uns wieder eine Truppe findet wie vor sieben Jahren und die Jungs Gas geben, kann es ja wieder nach oben gehen. "

HK