Thalmässing
Wiederauferstehung der 200 Meter von Thalmässing

Gefährdete Jubelmeile am Marktplatz verzeichnet wieder mehr Zuschauer als im vergangenen Jahr

01.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:36 Uhr
Die Fahrt durch die Heimatgemeinde fällt Christian Wechsler angesichts des lauten Jubels am Straßenrand besonders leicht. −Foto: Foto: Luff

Thalmässing (HK) Die 200 Meter von Thalmässing liegen im Schatten.

Im wortwörtlichen Sinn, die Bankreihe ist an der Straße Richtung Greding auf der rechten Seite, der Südseite, aufgebaut, so dass die anfeuernden Zuschauer nicht schon am Vormittag der brennenden Sonne ausgesetzt sind, die Häuser im Rücken spenden Schatten. Aber auch im übertragenen Sinn: Am Solarer Berg in Hilpoltstein steigt die große Party, wenige Kilometer entfernt kommen die Sportler kurze Zeit später auch laufend vorbei. Und am Kalvarienberg in Greding sind die Triathleten auf der Radstrecke derart langsam unterwegs, dass man sogar neben ihnen herlaufen kann. Die attraktiven Alternativen am größten Sporttag des Jahres im Landkreis Roth haben zuletzt dazu geführt, dass die meisten Zuschauer die 200 Meter links liegen ließen. Das ist diesmal wieder anders.

Die Trendwende scheint geschafft, wenngleich die großen Massen noch immer nicht den Weg hierher finden. Doch das Engagement der Beteiligten vom TV 06 Thalmässing hat sich ausgezahlt. Der Losverkauf beispielsweise läuft gut - wenngleich der Blick in die Zuschauerreihe nicht verrät, ob der erste Preis - ein Staffelplatz beim Challenge 2019 - oder der zweite Preis - ein Wochenende im Salzkammergut - den meisten attraktiver erscheint. Das größte Plus aber ist, dass endlich auch in Thalmässing das Tracking per GPS eingeführt ist: Die Umstehenden erfahren von den Moderatoren rechtzeitig, wer in wenigen Sekunden erwartet wird.

Vor allem Dietmar Gloßner nutzt das weidlich. Der Nenns-linger war 1997 beim Langdistanzrennen selbst am Start, fährt seit mehr als 20 Jahren beim örtlichen TV Rad. Er ist in die Bresche gesprungen, weil die letztjährigen Sprecher heuer in Staffeln starten. Mit der zweimaligen München-Marathon-Gewinnerin und auch doppelten Roth-Finisherin Silke Fersch und Christian Stoll aus Burg bei Ettenstatt spielt er sich verbal die Bälle zu. Ein Hochzeitspaar sei heute am Start, weiß Gloßner, beide Brautleute, die tags zuvor geheiratet hätten, würden den Challenge absolvieren. Worauf sich Silke Fersch fragt, wie spannend unter diesen Umständen die Hochzeitsnacht verlaufen sei. Auch unter sportlichen Aspekten lässt das Trio am Mikro keine Frage offen. Diesmal gebe es "ein besonderes Phänomen", so Gloßner: "Wir haben Ostwind; das bedeutet Gegenwind in Richtung Greding - dafür fliegt ihr zurück nach Hilpoltstein. "

Am Straßenrand wird für jeden der mehr als 3300 Einzelstarter gejubelt. Mit welcher Vehemenz das geschieht, hängt jedoch auch vom Einzelnen ab. Während die einen konzentriert an den Zuschauern vorbeirauschen, nehmen die anderen Kontakt auf. Der Schweizer Jonas Seiler beispielsweise rudert so stark mit dem Arm, dass er sich um ein Haar auf die Straße legt. Der Jubel, den er erntet, ist jedoch nichts im Vergleich zu den beiden Lokalmatadoren: "Der EDV-Freak vom Dorner" müsse heute mal links abbiegen, witzelt Gloßner über Marco Schmidt, der wenige Minuten vor Christian Wechsler die 200 Meter passiert. Der Ruppmannsburger wiederum hat offenbar die meisten Fans mobilisiert: Als er ums Eck biegt, kennt der Jubel keine Grenzen.
 

Volker Luff