Hilpoltstein
Wieder Bronze mit Bottroff

Alexander Flemming schafft es bei den deutschen Tischtennis-Meisterschaften erneut auf's Podium

01.03.2020 | Stand 23.09.2023, 10:58 Uhr
Die Chemie stimmt in Chemnitz: Wie bereits im vergangenen Jahr harmoniert Alexander Flemming (rechts) mit seinem Doppelpartner Erik Bottroff prächtig. Die beiden dringen erneut ins Halbfinale vor und scheitern dort am späteren Siegerduo. −Foto: Steinbrenner

Hilpoltstein - Bedeutende Turniere finden bekanntlich auf mehreren Ebenen statt.

 

Die ganz große Bühne bei den wieder einmal schwach besetzten 88. deutschen Tischtennis-Meisterschaften gehörte naturgemäß den Stars, Nina Mittelham (TTC Eastside Berlin) und Ricardo Walther (Borussia Düsseldorf), die sich im Jahr eins nach der Ära Timo Boll die Titel in den Einzeln holten. Doch auch für Alexander Flemming vom Zweitligisten TV Hilpoltstein, der eine Kategorie tiefer unterwegs ist, gab es Grund zu feiern, denn am Ende stand er wie im Vorjahr als starker Dritter im Doppel ebenfalls auf dem Treppchen.

Emotional gerieten die Hormone also auch für den gebürtigen Sachsen bei seinem "gefühlten Heimspiel" in der gut besuchten Richard-Hartmann-Halle in Wallung. Die Chemie hat gestimmt in Chemnitz. In erste Linie zum Publikum, das ihn lautstark antrieb, aber auch zu seinem Doppelpartner Erik Bottroff (Borussia Dortmund). Miteinander trainiert haben sie nicht, doch Flemmings Motto "wir wollen spontan harmonieren" funktionierte so gut, dass sie sich locker ins Halbfinale durchspielten. Dazu eliminierten die beiden zunächst das bayerische Toptalent Mike Hollo (1. FC Saarbrücken) und Jens Schabacker (NSU Neckarsulm), ehe sie im Viertelfinale auch Julian Mohr (NSU Neckarsulm) und Nils Hohmeier (TuS Celle) mit 3:1 besiegten. Erst im Halbfinale war gegen das spätere Siegerduo Benedikt Duda/Dang Qiu (Schwalbe Bergneustadt/ASV Grünwettersbach) Endstation. Dennoch war ihnen wie im Vorjahr der Platz auf dem Treppchen damit sicher.

Beinahe wäre Flemming das gleiche Kunststück auch im Einzel gelungen. Zunächst hatte er beim 4:0-Sieg gegen Kay Stumper (Salamander Kornwestheim) wenig Mühe. Gegen Benno Oehme (TTC Fulda-Maberzell) schleppte er sich danach allerdings mühsam in das Viertelfinale. Das 20-jährige Talent zwang Flemming in den Entscheidungssatz, dort spielte der zwölf Jahre ältere Frontmann des TV Hilpoltstein aber seine Erfahrung aus und siegte mit 11:3. Im Viertelfinale war Flemming gegen Benedikt Duda danach in der Außenseiterrolle.

Doch der Alex begann stark und holte sich unter dem Jubel seiner zahlreichen Fans eine 3:0-Führung. doch das Imperium schlug zurück. Duda, der zum Kreis der Nationalmannschaft zählt, staunte nicht schlecht, konnte aber mit riesigem Kämpferherz das Match noch drehen. Schade, doch unzufrieden war Flemming nicht, denn der Auftritt entsprach durchaus seiner Zielsetzung. "Unter die letzten acht kommen und jemanden ärgern. " Beides hat er getan.

Eine Enttäuschung war das Mixed, wo er mit Katharina Michajlova, der Frontfrau vom Drittligisten TTC GW Staffel, bereits in der zweiten Runde scheiterte und damit ebenfalls knapp am Podium vorbei schrammte. Nach einem 3:0-Sieg gegen Alena Lemmer/Julian Mohr unterlagen die beiden den späteren Siegern Janina Kämmerer/Nils Hohmeier mit 0:3. Schade, denn der Weg zur Medaille war noch nie so kurz, was auch der Reduktion des Teilnehmerfeldes geschuldet war. Lediglich 32 Frauen und Männer ermittelten an nur zwei Tagen in einem einfachen K. O. -System ihre Meister. Kein Taktieren in der Gruppenphase, dazu wurde das Programm erheblich gestrafft. Das hat der Veranstaltung sichtlich gut getan. Unter dem Strich hat Flemming in den Tagen von Chemnitz wieder einmal die mittelfränkische Fahne hochgehalten. Übrigens als einziger, denn die Zeiten, als der TV Hilpoltstein mit insgesamt vier Spielern sogar Rekordteilnehmer war, sind längst vorbei.

Gänzlich andere Prioritäten setzten in Chemnitz naturgemäß die Topstars der Szene, die mal wieder durch Abwesenheit glänzten. Bei den Frauen fehlte nahezu die komplette erste Reihe, bei den Männern war vom Nationaltrio lediglich (ein uninspirierter) Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken) am Start. Kein Wunder, für die meisten Kaderspieler stellen die nationalen Titelkämpfe bestenfalls eine Art Durchgangsstation für die beiden Großereignisse dar, die in diesem Jahr stattfinden. Die Weltmeisterschaften im Einzel und in der Mannschaft sowie die olympischen Spiele in Tokio.

Und auch das Preisgeld, das in Chemnitz ausgeschüttet beziehungsweise nicht ausgeschüttet wurde, ist der Motivation, bei den deutschen Meisterschaften teilzunehmen, nicht gerade förderlich: Der offiziellen Ausschreibung des Deutschen Tischtennis-Bundes ist unter Ziffer 7. "Rechtliches" zu entnehmen: "Gesamthöhe der Preisgelder: 0 ?. " In Worten: Null Euro. Man mag es kaum glauben, doch das ist ein Kapitel für sich.

HK

Wolfgang Winkel