Hofstetten
Vorreiter für Bayerns Amateurvereine

Als nur einer von zwei Vereinen im Freistaat tragen die SF Hofstetten nur einen Tag nach der Freigabe ihr erstes Testspiel aus

31.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:51 Uhr
Szenen wie diese hat man auf den Plätzen der bayerischen Amateurvereine lange nicht mehr gesehen. Die SF Hofstetten (grüne Trikots) und der SV Unterreichenbach liefern sich im ersten Testspiel nach fast fünfmonatiger Pause knackige Zweikämpfe. −Foto: SF Hofstetten

Hofstetten - Die Sportfreunde Hofstetten haben am Donnerstagabend ihr erstes Testspiel zur Vorbereitung auf die restliche Fußballsaison absolviert.

 

Normalerweise ist so etwas keine außergewöhnliche Nachricht. Für Aufsehen hätte bei dem ein oder anderen vielleicht gesorgt, dass der Gast SV Unterreichenbach mit Christian Eigler einen prominenten Spielertrainer stellt. Doch das war bestenfalls eine Randnotiz.

Vielmehr waren die Sportfreunde und der SV Unterreichenbach in diesen außergewöhnlichen Zeiten die einzigen beiden Teams in ganz Mittelfranken, die nur einen Tag nach der Freigabe von der bayerischen Staatsregierung ein Testspiel auf dem Sportgelände der Sportfreunde absolvierten. In ganz Bayern fand zudem nur eine weitere Testpartie zu einem solch frühen Zeitpunkt statt. "Wir hatten die Partie mit den Unterreichenbachern ja schon länger vereinbart und waren Anfang der Woche erst einmal enttäuscht, dass von der Staatsregierung noch keine Freigabe für Testspiele erfolgt", sagt Trainer Matthias Berner. Als dann am Mittwochabend plötzlich doch grünes Licht kam, haben wir uns kurz mit den Unterreichenbachern zusammentelefoniert, und gemeinsam beschlossen, dass wir dann auf jeden Fall spielen wollen. " Fast den gesamten Donnerstag über liefen dann bei den Sportfreunden die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Dass die Gäste, unangefochtener Tabellenführer der Kreisliga West, mit 5:1 gewannen, war am Ende nur zweitrangig. "Entscheidend war für uns, dass alles perfekt gelaufen ist", sagt Berner. "Alle am Spiel beteiligten Personen haben sich an die Vorgaben gehalten. Man hat allen angemerkt, dass sie unbedingt wieder Fußball unter Wettkampf-Bedingungen spielen wollten. Das stand absolut im Vordergrund. "

Allerdings machte Berner auch deutlich, dass es für die Hofstettener ein Kraftakt war, die vom Verband geforderten Hygieneregeln einzuhalten. Es galt ja nicht nur, das Sportgelände entsprechend herzurichten, auch einige Telefonate, etwa mit dem BFV oder dem Schiedsrichter-Obmann, mussten die Sportfreunde im Vorfeld führen. "Der ganze Verein hat zusammengeholfen und ich denke, dass wir alles vorbildlich umgesetzt haben. Ich kann mir aber vorstellen, dass vor allem kleinere Vereine, die beispielsweise nur zwei Kabinen zur Verfügung haben, unter diesen Vorgaben Probleme haben, ein Spiel auszurichten. " Ein Lob verteilte Berner, der als "Hygienebeauftragter" in der Verantwortung stand, nicht nur an seine eigenen Vereinskollegen sondern auch an die Gäste aus Unterreichenbach: "Sie haben sich ebenfalls vorbildlich verhalten. "

Die erste Umstellung gab es für alle am Spiel beteiligten schon beim Eintritt ins Vereinsheim. Dieses durften sie nur mit einem Mund-Nasen-Schutz betreten und diesen auch erst in der Umkleide wieder abnehmen. Um den Mindestabstand von 1,5 Meter zu gewährleisten, standen jedem Team zwei Kabinen zur Verfügung, die Fenster in diesen waren zur Belüftung permanent geöffnet. Auch für das Duschen galten strenge Regeln. So durften sich im gesamten Duschbereich stets nicht mehr als vier Spieler aufhalten, Badeschlappen waren Pflicht. Mehrmals desinfizierten die Sportfreunde zudem alle Türklinken, vor dem Eingang stand ein Desinfektionsspender. "Wir haben extra jemanden dafür abgestellt, der dort kontrolliert, dass sich alle vor dem Eintritt in den Kabinentrakt immer die Hände desinfizieren. Auch die Hygieneregeln waren dort für alle noch einmal nachzulesen. "

Auch auf dem Weg zum Spielfeld taten die Sportfreunde alles dafür, "dass beide Mannschaften wirklich erst dann miteinander in Kontakt kommen, wenn das Spiel beginnt. " So hatte jedes Team eine komplette Spielfeldlänge für sich, damit auch die Auswechselspieler und Betreuer genügend Platz hatten. "Denn auch dort galt ja der Mindestabstand von 1,5 Metern. Um diesen zu gewährleisten hatte jede Mannschaft drei Auswechselbänke zur Verfügung", sagt Berner. Verzichtet haben die Teams auf das obligatorische Einlaufen und Abklatschen vor dem Spiel. Die Platzwahl mit Schiedsrichter Marcel Bittner (Henger SV), der übrigens samt Gespann angereist war, erfolgte mit entsprechendem Abstand zwischen den Beteiligten.

Zuschauer waren zu dem Spiel übrigens nicht zugelassen. "Der ein oder andere kam trotzdem vorbei, wurde dann von unserem Ordnungsdienst aber sofort des Sportgeländes verwiesen. Ein paar Radfahrer, die vorbeigefahren sind, haben Mal für eine gewisse Zeit angehalten und zugeschaut, aber über die hatten wir keine Handhabe, weil sie sich nicht auf dem Sportgelände befanden", sagt Berner.

Vom Bayerischen Fußball-Verband war übrigens keine Vertreter bei dieser erfolgreichen Generalprobe mit dabei. "Ich bin mir aber sicher, dass es keine Beanstandungen gegeben hätte, im Gegenteil, wir haben sogar Dinge gemacht, die vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen wären. " Obwohl der Aufwand groß war, planen die Hofstettener bis zum angedachten Saisonstart am 5./6. September weitere Testspiele. "Weil wir dringend die Wettkampfpraxis brauchen und wir gesehen haben, dass kein Training ein richtiges Spiel ersetzen kann. " Vermutlich werden die Sportfreunde bis zum Start noch etwa fünf bis sechs Vorbereitungsspiele durchziehen. "Ich hoffe, dass wir aber auch einige Mal auswärts antreten können. "

An diesem Wochenende aber werden die Fußballer die Füße still halten. "Am Burgfest-Wochenende spielen wir generell nicht, und obwohl es das Fest dieses Jahr nicht in der gewohnten Form gibt, haben wir beschlossen, erst am Dienstag wieder zu trainieren. "

Um Mannschaften, die am Wochenende ihre erstes Testspiel bestreiten wollen, den Einstieg zu erleichtern, hat der BFV auf der Internetseite www. zusammenhalt. bayern mittlerweile einen Leitfaden für die Durchführung von Testspielen zur Verfügung gestellt. Dort ist unter anderem ein umfassendes Muster-Hygieniekonzept einsehbar. Auch bietet der Verband am kommenden Mittwoch, Donnerstag und Samstag drei Online-Seminare mit dem Titel "Zurück auf dem Platz" an, in dem sich die Vereine über Trainingsspiele informieren können. Die Anmeldung dazu ist über die BFV-Seite möglich.

HK