Greding
"Vor Pfingsten läuft bei uns nichts"

Unter strengen Auflagen dürfen Amateurfußballer seit Montag wieder trainieren - doch bei vielen Vereinen ruht der Ball weiter

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
Für den Trainingsbetrieb freigegeben hat die Stadt Greding die Schulsportanlage des TSV. Trainieren dürfen die Fußballer seit diesem Montag zumindest wieder unter Auflagen. Unter anderem sind Kopfbälle verboten. Punktspiele finden in Greding frühestens wieder ab dem 1. September statt. −Foto: Tschapka (Archiv)

Greding/Hilpoltstein - Es ist immerhin ein erster Schritt zurück Richtung Normalität: Unter strengen Auflagen dürfen die Amateurfußballer seit Montag wieder auf die Trainingsplätze.

 

Nachdem die Individualsportarten vorgelegt hatten, kam am Wochenende für viele überraschend auch vom Bayerischen Fußball-Verband das Okay für den Trainingsstart.

"Für alle unsere Fußballer ist diese neue Entwicklung eine gute Nachricht in dieser schwierigen Phase", sagt BFV-Präsident Rainer Koch. Es ist fast einem Paukenschlag gleichzusetzen, denn noch kurz zuvor war von Koch noch ein ganz anderes Statement zu hören. Er schloss dabei nicht aus, dass die Saison 2020/2021 in den Statistiken nicht geführt wird. Bezüglich der Wiederaufnahme des Training haben das letzte Wort, und das wird in München immer und ausgiebig erwähnt, die Städte, Gemeinden und Gesundheitsämter. So teilt die Stadt Greding auf Anfrage mit, dass sie ihr Einverständnis erteilt habe. "Wir weisen darauf hin, dass der Trainingsbetrieb unter Einhaltung und im Rahmen der Vierten Verordnung der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmen stattfinden kann. Dies gilt für den TSV Greding, die DJK Grafenberg, die DJK Herrnsberg und die DJK Untermässing", sagt Michael Pfeiffer, Geschäftsleiter des Rathauses. Bei der Stadt Hilpoltstein wollte man sich zu dem Thema nicht explizit äußern und verwies auf die Gesundheitsbehörde. Das Gesundheitsamt in Roth teilte nur soviel mit, dass Training in Gruppen die Grundvoraussetzung sei. Nähere Auskünfte würden nur auf schriftliche Anfrage erteilt. Gerade diese Form des Trainings sorgt bei Vereinen aus dem Verbreitungsgebiet des HK für Zweifel bei der Umsetzung der Vorgaben.

Florian Grau, Trainer des Bezirksligisten TV Hilpoltstein: "Die Nachricht des BFV kam schon etwas überraschend. Wir Verantwortlichen haben uns natürlich bereits Gedanken gemacht. Es freut uns zunächst, dass das Ganze gelockert worden ist. Wir wollen jetzt besonnen bleiben und schicken die Mannschaft in eine sogenannte Sommerpause. Dieser Modus sieht vor, dass unsere Spieler mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben. Sie können zu zweit, mit Abstand natürlich, beispielsweise ein Netz aufspannen und Fußballtennis spielen, damit endlich die Füße wieder Ballkontakt haben. Ich empfehle auch eine andere Sportart wie Federball oder ein paar Kilometer mit dem Rennrad, was ich bevorzuge. Wichtig ist, alles in einem lockeren Rahmen zu halten. Ich habe mir die Hygienevorschriften angesehen. Praxisnah und so sinnvoll kann ein Training unter diesen Umständen nicht sein. Fakt ist, dass wir erst ab September wieder um Punkte kämpfen. Vor einem halben Jahr standen wir zuletzt auf dem Platz. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um einen Teamsport handelt. Es dürfte noch viel auf uns zukommen. "

Jürgen Schmid, Trainer des Bezirksligisten TSV Greding: "Für mich kam diese Meldung vom BFV schon sehr spontan, das muss ich einfach so sagen. Ich als Trainer bin jetzt natürlich gefordert, alleine entscheiden kann ich ohnehin nichts. Ich werde mich mit Abteilungsleiter Wolfgang Mendl und meinem Assistenten Tobias Kratzer noch genau absprechen, wie das alles funktionieren soll. In dieser Woche werden wir auf jeden Fall noch die Füße stillhalten, obwohl es darin bei fast allen schon sehr juckt. Ich habe mir diesen Katalog der Auflagen einmal angesehen. Es ist alles gut gemeint, man hat sich wirklich Gedanken gemacht. Mir erscheint das alles sehr theoretisch. In einer Fünfer-Gruppe ein Training abhalten, das stelle ich mir extrem schwierig vor. Dabei ist das Kopfballspiel verboten, der Torwart darf mit seinen Handschuhen sich nicht die Haare aus dem Gesicht streifen. Die Bälle müssen desinfiziert werden. Die Frage ist wirklich ob das Sinn macht, wenn der Startschuss erst am 1. September fallen soll. "

"All das, was uns da mitgeteilt wird, ist mit Sicherheit gut gemeint. Es kommt aber letztendlich darauf an, ob diese Hygieneregeln auch wirklich anwendbar sind in der Praxis. Da habe ich schon meine Zweifel. Vorschriften erlassen und diese auf dem Rasen oder wo auch immer umzusetzen, sind zwei verschiedene paar Schuhe. Dass die Trainingsteilnehmer dokumentiert werden und die Duschen nicht benutzt werden dürfen, hat ja alles seine Ordnung. Womit ich Probleme bekomme, ist die Tatsache, dass in kleinen Gruppen mit Abstand trainiert werden soll. Da bräuchte ich theoretisch sechs Übungsleiter. Wir sind kein Bundesligist! Ich werde mich noch mit Abteilungsleiter Matthias Dotzer besprechen. Vor Pfingsten läuft bei uns nichts. Ich weiß auch noch nicht, wie ich die Spieler bis 1. September bei Fußballlaune halten soll. "

Stefan Roth, Trainer des Kreisklassisten DJK Grafenberg: "Diese Meldung habe ich in der Form nicht erwartet, das ging überraschend ganz schnell. Wir haben sie ganz entspannt aufgenommen. Ich habe zuerst einmal mit unserem Abteilungsleiter Josef Hausner telefoniert und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir zunächst einmal einen Plan entwerfen, wie das alles funktionieren kann. Ein wichtiger Ansprechpartner ist auch mein Co-Trainer Andreas Kirschner, mit dem ich mir Übungseinheiten überlegen muss. Problematisch sehe ich das Training in kleinen Gruppen. Das ergibt keinen Sinn, denn so kann man nicht arbeiten, es handelt sich um einen Mannschaftssport. Problem zwei: Sollen wir uns so bis zu 1. September minus vier Wochen Vorlauf verhalten? Da entsteht Langeweile. Übrigens, und das ist wichtig: Wenn ein Spieler glaubt, dass diese Neuerung seine Gesundheit gefährdet, muss er nicht trainieren. "

Fabian Theussen, Abteilungsleiter des Kreisklassisten TSV Mörsdorf: "Wir können zumindest schon einmal davon ausgehen, dass wir mit den Trainingsgruppen keine Schwierigkeiten bekommen, denn wir haben zwei große und zwei kleine Spielflächen zur Verfügung. Es wird dann etappenweise trainiert. Wir werden natürlich auch den Hygienekatalog beachten, über den Inhalt allerdings möchte ich mich nicht äußern. Da bin ich eher zurückhaltend. In diesem Monat geschieht bei uns in puncto Fußball nichts. Ein Einstieg im Juni, Juli wäre vorstellbar. Hinsichtlich des 1. September ist es nicht sinnvoll, jetzt die Fitnesswerte auf Höchstform zu bringen. Es wird auch so sein, dass der Vertrag von Trainer Harald Ramsauer Ende Juni ausläuft. Wann der neue Coach Matthias Rascher anfängt, ist aufgrund der augenblicklichen Situation ungewiss. Wir werden das aber bald klären. "

HK