Eysölden
"Vielleicht fahren wir vor leeren Rängen"

Die Motorsportler aus der Region sind trotz Corona optimistisch, dass sie ihre Saison durchziehen können

07.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:35 Uhr
In der Motorsport Arena Oschersleben hätte Elia Erhart mit seinem Audi R8 LMS in diesen Tagen den Vorsaisontest des ADAC GT Masters bestritten. Nun sitzt er Zuhause fest und versucht, sich mit Sport fit zu halten. Ähnlich ergeht es Gabriel Noderer (links, beim Laktattest) und Jakob van den Boom, der am Freitag seinen ersten Auftritt im Chevrolet Cruze Cup gehabt hätte. −Foto: Tarrach, Noderer, van den Boom

Eysölden/Hilpoltstein/Röttenbach - Für die Rennfahrer Gabriel Noderer, Elia Erhart und Jakob van den Boom hätte teilweise bereits in den nächsten Tagen die neue Saison starten sollen.

 

Wie die Drei mit der Situation umgehen, wie sie sich fit halten und ob sie glauben, in diesem Jahr überhaupt nochmal an einem Rennen teilnehmen zu können, haben sie unserer Zeitung berichtet.

Gabriel Noderer: Eigentlich wäre für Noderer und sein Team Kawasaki Weber Motos Racing letzte Woche der erste Test und damit der Start in die Preseason gewesen. "Leider fällt dies alles ins Wasser und es bleibt mir aus, mein Bike auf mich und die neue Crew einzustimmen", sagt Noderer. "Hier hatten wir viel vor. Wir wollten mein Motorrad in unterschiedlichen Bereichen weiter optimieren. " Doch alle Möglichkeiten auf motorisierten Zweirädern zu trainieren sind aktuell nicht möglich, wofür Noderer Verständnis hat: "Die Gesundheit geht da definitiv vor. " Der Eysöldener kann sich derzeit also nur körperlich fit halten und mental trainieren. "Hier arbeite ich sehr viel in neuen mentalen Bereichen, in dem ich Strecken und Situationen aus der Vergangenheit nochmals abfahre und analysiere. Außerdem fahre ich Indoor-Fahrrad, mache viele Übungen mit eigenem Körpergewicht und arbeite an meiner Flexibilität, um Verletzungen vorzubeugen", sagt Noderer. Simulatoren gebe es keine richtigen für den Motorradsport. "Diejenigen, die aktuell auf dem Markt sind, sind leider nicht realistisch genug und sehr teuer. Rennspiele für die Playstation sind dagegen eine gute Option, um Strecken besser kennenzulernen, da viele Orientierungspunkte exakt die selben sind, wie auf der realen Strecke. Leider fehlt es mir hier an einer Playstation 4. Im Internet sind alle vergriffen. Also sollte jemand eine besitzen und nicht brauchen, kann sich derjenige gerne bei mir melden. "

 

Noderer hofft, dass die Ausgangssperre bald gelockert wird und er anfangen kann, zumindest im Offroad-Bereich mit einer Rennmaschine von seiner Tante Irene Noderer zu trainieren. Auch ist der 24-jährige Student optimistisch, dass in diesem Jahr noch Rennen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft ausgetragen werden können. "Ich denke, dass es dieses Jahr noch Rennen geben wird, da der Kalender der IDM nicht so straff ist wie beispielsweise in anderen Sportarten wie Fußball. Dort wird jedes Wochenende gespielt, wir haben nur acht Veranstaltungen mit je zwei Rennen. " Der Saisonstart vom 20. bis 24. Mai wurde zwar bereits abgesagt, Noderer kann sich aber vorstellen, das nur ein Teil der aktuellen Rennen ausgetragen werden und es trotzdem einen Meister gibt. "Vielleicht werden auch Ideen, wie sie für die Fußball-Bundesliga momentan diskutiert werden, umgesetzt und wir fahren im Sommer vor leeren Rängen. Dazu sollte man jetzt aber erst einmal Ruhe bewahren, um zu sehen, wie sich das Virus noch auswirkt. "Denn die Gesundheit der Menschen steht bei allem im Vordergrund. " Weil Noderer auch seinen Job in einem Fitnessstudio nicht ausüben und im Studium nur Online-Vorlesungen besuchen kann, kann er sich voll auf seine anstehende Bachelorarbeit konzentrieren.

Elia Erhart: Wäre alles normal, dann wären Elia Erhart und sein Team EFP Car Collection by TECE in diesen Tagen beim offiziellen Vorsaisontest des ADAC GT Masters in der Motosport Arena in Oscherslsleben. Doch dieser findet ebenso nicht statt, wie der Saisonstart, der vom 24. bis 26. April ebenfalls auf der Rennstrecke in Sachsen-Anhalt geplant war. "Wir waren für alle Tests startklar", sagt Erhart. "Da wir ein internationales Team haben, hängt von unserem weiteren Saisonverlauf auch ab, wie sich das Virus in deren Ländern ausbreitet und wie lange die Ein- und Ausreiseverbote für Deutschland gelten. Unsere Fahrer etwa kommen aus Deutschland, Tschechien und der Schweiz und unsere zwei Hauptingenieure, die bei jedem Rennen und Test dabei sein müssen, aus Spanien und Frankreich. " Das Rennen in Oschersleben soll übrigens nicht abgesagt, sondern vom 23. bis 25. Oktober nachgeholt werden. Über eine mögliche Verlegung der Veranstaltung in Most (15. bis 17. Mai) und auf dem Red Bull Ring (5. bis 7. Juni) wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, aktuell werden bereits mögliche alternative Termine geprüft. "Zwar kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer eine Prognose abgeben, aber ich bin optimistisch, dass die Saison im Juli beginnen kann und wir dann auch noch alle ausgefallenen Rennen nachholen können", sagt Erhart. "Insofern könnten wir im Vergleich zu anderen Sportarten mit einem blauen Auge davon kommen. " Natürlich ist auch der 31-Jährige momentan Zuhause in Röttenbach. "Ich glaube, ich war während meiner Rennfahrerkarriere noch nie solange am Stück Zuhause" sagt Erhart. Immerhin kann er so viel Zeit mit seiner Tochter verbringen, zudem treibt er Sport und übt zweimal pro Woche mit einem Simulator. "Auf diesem sind alle Strecken der ADAC GT Masters Serie drauf. Damit zu üben, kommt einem echten Rennen durchaus nahe, die Bremspunkte etwa stimmen überein", sagt Erhart. Auch mit "On-Board"-Videos, in denen das Verhalten andere Fahrer während eines Rennens gezeigt wird, versucht der Röttenbacher sich zu verbessern.

 

 

Jakob van den Boom: Lange hat Jakob van den Boom auf diesen Moment hingefiebert. Der 19-jährige Hilpoltsteiner hätte am Freitag auf der Strecke in Oschersleben seinen ersten Einsatz im Chevrolet Cruze Cup gehabt. "Das Rennen wurde verschoben, wie und wann es weiter geht, wissen wir nicht, es hängt davon ab, wie sich die Lage entwickelt. " Immerhin noch nicht sicher abgesagt sind die Rennen am Red Bull Ring (15. Mai) und am Salzburgring (12. Juni). Van den Boom ist fest überzeugt, dass er heuer noch in ein Rennauto steigen und auf freier Strecke fahren kann. Doch momentan kann auch er nichts anderes tun, als sich mit Sport fit zu halten und am Simulator zu üben. "Außerdem bin ich dabei, meine Internetseite weiter zu optimieren. "

HK