Hilpoltstein
Traumstart in die neue Tischtennis-Saison

Mit seiner neu formierten Mannschaft zieht Zweitligist TV Hilpoltstein ins Achtelfinale des deutschen Pokalwettbewerbs ein

26.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:54 Uhr
  −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Drei Siege, seinen Ruf als Pokalschreck untermauert, die Hauptrunde erreicht, wertvolle Erkenntnisse gesammelt, dazu zwei bemerkenswerte Debüts - besser konnte die neue Saison für den Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein kaum beginnen.

"Das war stark, ich bin begeistert von unserer neuen Mannschaft", sagte Team-Manager Bernd Beringer und zeigte sich vom Auftritt des Jahrgangs 2018/19 sehr angetan. Als Lohn für den Turniersieg nach einem siebenstündigen Pokal-Marathon winkt das Achtelfinale, wo die Hilpoltsteiner auf den Erstligisten TTC Zugbrücke Grenzau treffen.

Es war ein echter Härtetest. Die Gelbschwarzen bekamen in der Vorrundengruppe 3 nämlich recht knackige Gegner serviert. Den amtierenden Zweitliga-Meister und "Angstgegner" 1. FC Saarbücken II etwa, doch auch die Zweitliga-Aufsteiger NSU Neckarsulm und TTC Rhön-Sprudel Fulda-Maberzell II sind alles andere als eine Laufkundschaft.

Die Frage vor dem ersten Ballwechsel lautete: Wo stehen die Hilpoltsteiner, vor allem aber: Wo stehen die beiden Neuen, der Tscheche David Reitspies sowie der Argentinier Francisco Sanchi? Der einwöchige Vorbereitungslehrgang in der Hilpoltsteiner Stadthalle mit den (guten) Trainingseindrücken ebenso wie das Freundschaftsspiel gegen Drittliga Aufsteiger SV SR Hohenstein-Ernstthal am Samstag in allen Ehren, doch die Wahrheit liegt nun mal auf dem blauen Tisch. Da kam die Pokal-Vorrunde gerade recht.

Und um es gleich vorwegzunehmen: Vor allem der tschechische Nationalspieler Reitspies feierte mit insgesamt 6:0-Siegen einen Einstand nach Maß. Mit seinen Aufschlagvariationen, einem großen Kampferherz, guten Nerven und einer exzellenten Rückhand ausgestattet, spielte er sich rasch in die Herzen des Publikums und war maßgeblich am Durchmarsch seines Teams beteiligt. "Ich bin sehr glücklich", sagte der 21-jährige, satte 1.95 Meter lange Schlacks und strahlte über beide Ohren.

Doch der Reihe nach: In der im Modus Jeder gegen Jeden ausgespielten Veranstaltung traf der TVH gestern Vormittag zunächst auf Saarbrücken, den vermeintlich schwersten Gegner. Doch die Saarländer mussten ohne ihren Star, den 19-jährigen Tschechen Tomas Polansky, einem der größten Talente Europas, auskommen. Polansky musste sich im Zuge einer überaus schmerzhaften Schulterverletzung einer Operation unterziehen und wird für längere Zeit ausfallen. Ein herber Verlust für den FC, der mit einem Male zum Abstiegskandidat mutierte. So machten Reitspies mit zwei leichten Auftakterfolgen sowie Alexander Flemming, der am Samstag seinen 31. Geburtstag gefeiert hatte, mit den Gästen wenig Federlesens. Lediglich bei Dennis Dickhardt war noch Luft nach oben. Der Pilot der Swiss Air musste gegen seinen Dauerrivalen Andrey Semenov eine herbe Niederlage einstecken und verhalf dem FC auf dieser Weise zum Ehrenpunkt.
Pause. Kurz durchatmen, eine Tasse Kaffee, ein paar Semmeln und weiter ging es um 12.30 Uhr. Nun trafen die Burgstädter auf den TTC Rhön-Sprudel Fulda-Maberzell II, der zuvor die Neckarsulmer Sportunion nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 in die bezwungen hatte, zum vermeintlichen Endspiel.
Dort bekam es Alexander Flemming mit Jugend-Nationalspieler Fan Bo Meng zu tun. Ein echter Kracher. Nachdem Meng den Hilpoltsteiner Frontmann zwei Sätze lang nahezu düpiert hatte, lief Flemming in unnachahmlicher Manier regelrecht heiß, schlug zurück und konnte egalisieren. So musste mal wieder der fünfte Durchgang die Entscheidung bringen. Und selbst dort kam der Alex nach einem 2:7 zurück, holte sich beim Stande von 9:8 sogar die zwischenzeitliche Führung, um am Ende mit 10:12 zu unterliegen Ganz großes Kino. Wie es gegen den Deutsch-Chinesen geht, zeigte später David Reitspies, der dem 17-Jährigen mit klugem Top-Spin-Spiel in nur drei Sätzen regelrecht den Zahn zog und damit den abermaligen 3:1-Endstand besiegelte. Zuvor hatte Dennis Dickhardt den deutschen Alt-Internationalen Thomas Keinath nach Abwehr zweier Matchbälle in fünf Sätzen niedergerungen.
Kurz vor drei Uhr folgte dann der letzte Akt gegen die Neckarsulmer Sportunion. Nachdem Reitspies und Flemming auch hier vorgelegt hatten, feierte der Argentinier Franciso Sanchi gegen Florian Blum, der zu den besten Abwehrspielern Deutschlands gehört, seine Premiere im schwarz-gelben Dress. Eine unangenehme Aufgabe. Doch Sanchi, der gegen Abwehr nach eigener Aussage "nicht wirklich kann", begann formidabel. Er schoss im ersten Satz seinen Gegner mit 11:3 förmlich ab, was ihm die ersten zaghaften "Franz"-Rufe einbrachte. Doch Bluhm ließ sich nicht irritieren und rang den tapfer kämpfenden Neu-Hilpoltsteiner mit 3:2 nieder. Dennoch holtet sich "Franz" den verdienten Beifall der rund 115 Besucher in der Stadthalle für seinen couragierten Auftritt ab. Den Schlusspunkt des Tages zum dritten 3:1-Erfolg aber setzte - wie kann es anders sein? - David Reitspies, der gegen Julian Mohr das halbe Dutzend voll machte.

Im Viertelfinale geht es für die Hilpoltsteiner damit am Mittwoch, 3. Oktober (19 Uhr), gegen den Erstligisten Zugbrücke Grenzau weiter. Und auch hier sieht Bernd Beringer seine Mannschaft nicht chancenlos: "Grenzau ist letzte Saison auf dem letzten Tabellenplatz gelandet, das könnte ein machbarer Gegner sein.

 

Wolfgang Winkel