Hilpoltstein (HK) Der Bann ist gebrochen und die Revanche für die Pokalniederlage vor einer Woche an gleicher Stelle ist geglückt.
Die Tischtennisspieler des TV Hilpoltstein haben gestern in der heimischen Stadthalle den TuS Celle mit 6:4 bezwungen und damit den ersten Saisonsieg in der 2. Bundesliga gefeiert. Die rote Laterne reichte das TV-Team an den Neuling TV Leiselheim weiter.
"Das ist Tischtennis. Wir können also doch noch gewinnen", sagte Hilpoltsteins Team-Manager Bernd Beringer und atmete nach dem gut dreistündigen Krimi erst einmal erleichtert auf. Dabei durchlebten "seine Jungs" ein wahres Wechselbad der Gefühle. 1:3 und 3:4 hatten sie hinten gelegen und selbst zehn Minuten vor dem Ende deutete wenig auf einen Sieg hin. Dann folgte auf den letzten Drücker doch noch die dramatische Wende.
Um Revanche für die Pokalniederlage zu nehmen, war eine erhebliche Steigerung vonnöten. Vor allem in den Doppeln. Hilpoltsteins einstige Paradedisziplin entwickelt sich in diesen Tagen immer mehr zur Zitterdisziplin. Beide Doppel agierten zuletzt zu vorsichtig, stellenweise zu lethargisch, auf jeden Fall aber zu passiv. Das Kardinalproblem ist hinreichend bekannt: Trotz teilweise spektakulärer Szenen fehlt den Hilpoltsteiner "Konterspielern" im Kampf um die Tischhoheit ein starker Eröffnungs-Topspin mit der Vorhand. Eine Qualität, die sich allenfalls beim erneut stark verbesserten Francisco Sanchi langsam zu entwickeln scheint. Und der Argentinier sorgte an der Seite seines neuen Partners Alexander Flemming für das erste deutliche Hilpoltsteiner Lebenszeichen. Auch Flemming agierte mutig und aggressiv und erinnerte an glorreiche Zeiten. Und das nicht nur im Doppel.
Nach einer längeren Durststrecke und mehreren schmerzhaften Niederlagen war die Kritik am Kapitän lauter geworden. Durch seine Tischtennis-Schule in Leipzig sowie diverser Ping-Pong-Auftritte in China, inklusive strapaziöser Reisen ins Reich der Mitte habe sich der Fokus ein wenig verschoben. So zumindest argumentieten Kritiker. Doch Flemming ist ein Kämpfer und hatte sich gegen die Heidestädter offenbar einiges vorgenommen. Schon gegen Tobias Hippler zeigte er sich von seiner besten Seite und lieferte dem technisch geschmeidigen 20-jährigen Junioren-Nationalspieler einen Kampf auf Augenhöhe. Am Ende musste sich der Alex knapp in fünf Sätzen geschlagen geben. Den Lohn für sein leidenschaftliches Engagement fuhr er im zweiten Durchgang gegen den zweifachen moldawischen Meister Putuntica (20) ein, den er in vier Sätzen niederhielt. Ein Sieg, der ihm ganz sicher Auftrieb geben wird.
Gleiches könnte auch für Dennis Dickhardt gelten, der unter der Woche als Pilot der Swiss Air seinen ersten Langstreckenflug nach Asien absolvieren durfte und offensichtlich unter Jetlag litt. Dickhardt benötigt viel Training für seine Aktionen. Geht ihm die Sicherheit ab, muss er das Risiko erhöhen. So etwas geht meist schief. Gegen Celles Jannix Xu behielt er trotz einer, nun ja, dürftigen Vorstellung knapp die Oberhand. Im zweiten Einzel steuerte er gegen den talentierten Tschechen Jiri Martinko nach einem 0:2-Rückstand (5:11, 7:11) auf ein Debakel zu. Doch im dritten Satz fast aus dem Nichts kamen seine Schläge zurück. Dickhardt traf die Bälle fast wie in Trance und drehte in unnachahmlicher Manier das Match. Ungläubiges Staunen, zumal nebenan fast zeitgleich Francisco Sanchi für den nicht mehr erwarteten 6:4-Schlusspunkt sorgte.
Damit war die Partie fast auf den Kopf gestellt, nachdem Celle knapp drei Stunden lang wie der sichere Sieger ausgesehen hatte. Einfach unglaublich. Danach wurde das Quartett von den 200 fast euphorischen Zuschauern abgefeiert.
TV Hilpoltstein - TuS Celle 6:4 - David Reitspies/Dennis Dickhardt - Jiri Martinko/Andrei Putuntica 8:11, 8:11, 11:9, 5:11 , Alexander Flemming/Francisco Sanchi - Tobias Hippler/Jannik Xu 11:9, 11:9, 11:8, Reitspies - Putuntica 10:12, 11:3, 6:11, 11:5, 12:14, Flemming - Hippler 11:7, 7:11, 12:14, 11:6, 8:11, Dickhardt - Xu 11:7, 11:13, 10:12, 11:8, 11:8, Sanchi - Martinko 14:12, 10:12, 11:6, 11:9, Reitspies - Hippler 6:11, 4:11, 3:11, Flemming - Putuntica 12:10, 6:11, 11:5, 11:8, Dickhardt - Martinko 7:11, 5:11, 11:8, 11:8 11:6, Sanchi - Xu 11:4, 11:4, 11:9.
Wolfgang Winkel
