Hilpoltstein
Schon Profis oder noch Amateure?

Im Tischtennis sind die Übergänge fließend, wie auch bei der 2. Bundesligamannschaft des TV Hilpoltstein

06.11.2020 | Stand 02.01.2020, 3:33 Uhr
Profis oder Amateure? Die Übergänge sind im Tischtennis fließend. Während etwa für David Reitspies der Vertrag mit Hilpoltstein die Haupteinnahmequelle zu sein scheint, arbeitet Dennis Dickhardt als Pilot. −Foto: Tschapka (Archiv)

Hilpoltstein - Ob Petrissa Solja, Han Ying, Dimitrij Ovtcharov oder Patrick Franziska: Der Tischtennis-Weltverband hatte gerufen und viele, die in der schnellsten Ballsportart der Welt Rang und Namen haben, sind ins Reich der Mitte gekommen.

 

In der "China-Bubble" bereitet sich das deutsche Quartett seit Ende Oktober auf eine ganze Reihe lukrativer Turniere vor. Auch in der Bundesliga fliegen die Bälle nahezu ungerührt weiter über die Tische. Der Spitzensport führt auch im Tischtennis ein Eigenleben.

Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich in den Niederungen des Landkreises. In Heideck, Röttenbach oder Georgensgmünd sind die Sporthallen geschlossen, der gesamte Amateursport auf Null gesetzt. Irgendwo dazwischen fristet der Tischtennis-Zweitligist TV Hilpoltstein ein Zwitterdasein.

Doch von Anfang an: Es begann mit dem politischen Lockdown für den November. Doch keine Regel ohne Ausnahmen. Profisportveranstaltungen dürfen unter Ausschluss von Zuschauern nämlich weiterhin stattfinden. Was aber ist unter Profisport zu verstehen? Für die Internetenzyklopädie Wikipedia eine klare Angelegenheit: "Profi ist, wer von der Ausübung seiner Sportart seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. " Darunter fallen für den DOSB "alle Kadermitglieder sowie die 1. bis 3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten. "

So weit, so eindeutig, doch der Teufel steckt im Detail. Tatsächlich sind die Übergänge gerade im Tischtennis fließend. Mischformen aus Profi- und Amateursportlern sind unterhalb der Bundesligen eher die Regel als die Ausnahme.

Bestes Beispiel dafür ist der TV Hilpoltstein, der mit Alexander Flemming, David Reitspies, Dennis Dickhardt und Hermann Mühlbach vier Spieler unter Vertrag hat. Drei davon setzen auf die Karte Tischtennis, wenngleich in unterschiedlichen Ausprägungen. Für den Tschechen David Reitspies dürfte der Kontrakt mit Hilpoltstein die Haupteinnahmequelle darstellen. Alexander Flemming und Hermann Mühlbach betreiben Tischtennis-Schulen. Für Swissair-Pilot Dennis Dickhardt ist das - überschaubare - Salär in Hilpoltstein nur ein Zubrot. Er würde unter die Rubrik Amateur fallen. Die Mannschaft führt wie so viele eine Art Zwitterdasein.

Dennoch betrachtet der deutsche Tischtennisbund das Unterhaus offiziell als Profiliga. Mit allen Konsequenzen, also Spielen ohne Zuschauer. Das ist finanziell kaum zu stemmen: "Wir schließen die Saison ganz sicher mit einem Minus ab", sagt TV-Abteilungsleiter Robert Nachtrab und fügt hinzu: "Existenzbedrohend ist das für uns nicht, weil wir gut gewirtschaftet haben. " Tatsache ist aber, dass es vielen Teams auf dieser Ebene ans Eingemachte geht.

Die Klärung des Profistatus ist daher ein wichtiges Anliegen. Doch die Anfrage des DOSB an die Sportminister der Bundesländer erbrachte keine einheitliche Definition des Begriffes Profisport. Das ist ärgerlich, denn damit lag und liegt der Ball nun wieder im Feld des Verbandes. Immerhin hat er mit seiner Entscheidung, auch die zweite Liga im November ruhen zu lassen, das "einzig Richtige getan" , so Nachtrab.

Damit läuft es im Tischtennis auf eine Dreiteilung hinaus: Der Amateursport setzt seinen Spielbetrieb bis zum Jahresende aus. Die ersten Ligen spielen ohne Zuschauer weiter. Die restlichen Spielklassen von der zweiten Liga bis zur Oberliga pausieren im November. Es ist ein Fleckenteppich voller Animositäten und Widersprüche: Bei allem Respekt: Da blickt nicht einmal das Coronavirus durch.

Immerhin ist für die kontaktlose Individualsportart Tischtennis ein Training möglich, vorausgesetzt, es findet allein, zu zweit und mit Personen aus demselben Hausstand statt. Doch dafür müssten die Hallen geöffnet werden. Kreative Lösungen sind also gefragt. Am einfachsten wäre Sport auf einer öffentlichen Parkanlage. Die darf nämlich anders als im ersten Lockdown offenbleiben. Und eine Unterscheidung zwischen Profis und Amateure ist auch nicht erforderlich. Noch nicht.

HK