Allersberg
Lob vom Weltmeister

Der Allersberger Johannes Lorenz hat zum dritten Mal eine Nominierung für die Junioren-Bundesliga erhalten

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:34 Uhr
Pfeifen ist seine große Leidenschaft: Der Allersberger Johannes Lorenz gilt als eines der größten Schiedsrichter-Talente Mittelfrankens. −Foto: Schmautz

Allersberg - Johannes Lorenz aus Allersberg hat eine große Leidenschaft: Er verschafft auf dem Fußballfeld den Regeln Geltung.

 

Seit 2009 steuert er Woche für Woche die Plätze der Region an, um dort als Unparteiischer für Ordnung innerhalb des Rasenrechtecks zu sorgen. Bis heute 530 Mal und mittlerweile als einer der besten Schiedsrichter in Mittelfranken. Bereits seit drei Jahren leitet der 25-jährige Finanzbeamte und Dozent Spiele der Landesliga. Damit ist er auf der Verbandsebene angekommen.

Dort vertraut man ihm offensichtlich in großem Maße und sieht ihn befähigt für höhere Aufgaben. Denn er darf schon seit zwei Jahren DFB-Luft schnuppern. Zum dritten Mal in Folge hat ihn der Bayerische Fußball-Verband (BFV) kürzlich als Schiedsrichterassistenten für die Bundesliga der U19- und U17-Junioren nominiert. Mit Julian Leykamm aus Kornburg bildet er das Flügelteam für den Fürther Schiedsrichter Kevin Rösch. Leykamm steht vor seiner ersten Saison als Landesliga-Referee und Bundesliga-Junioren-Assistent.

Laut Lorenz kommt eine tolle Zeit auf ihn zu. "Man lernt das System ,DFB' kennen und kommt mit großen Mannschaften und Trainern in Kontakt", lauten seine Erfahrungen aus den ersten beiden Jahren. Beim FC Bayern München ist die Chance besonders groß, auf nationale Fußballlegenden zu treffen. "Miroslav Klose hat unsere Leistung dort sehr gelobt", schildert er seine Begegnung mit dem WM-Rekordtorschützen, der seit Mai 2018 beim Rekordmeister die U17-Junioren trainiert. "Es ist schon klasse, wenn man einen Fußballweltmeister trifft", findet Lorenz. "Insgesamt lernt man wahnsinnig viel. "

Johannes Lorenz war in den vergangenen beiden Jahren bereits in nahezu allen Bundesliga-Städten der Republik zu Gast. Neben München auch in Berlin, Augsburg, Leverkusen, Düsseldorf, Hoffenheim, Cottbus. In Unterhaching hat das Spiel sogar im Drittliga-Stadion stattgefunden. Selbst beim legendären Frankenderby zwischen den Nachwuchsteams des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth hat er schon an der Linie assistiert. Beim Schwabenduell ebenso: Stuttgarter Kickers gegen VfB Stuttgart. Beide Male mit Rekordkulisse. Um die 500 Fans wollten die Begegnungen jeweils sehen. Premiere war in Heidenheim. Dort hat Lorenz 2018 sein erstes Bundesliga-Nachwuchsspiel als aktiver Schiedsrichter-Assistent erlebt.

Für Lorenz' weitere Laufbahn sind hauptsächlich die Leistungen in Bayern ausschlaggebend. Nur wer im jeweiligen Landesverband immer zu den Besten zählt, kann es auch bei den Herren in die Bundesligen schaffen. Das ist aufgrund der Digitalisierung nicht einfacher geworden. "Bei jedem Landesliga-Spiel gibt es Kameras", sagt Lorenz. "Jede meiner Entscheidungen", erklärt er, "kann sich der Beobachter also in Zeitlupe und mit Zehnfach-Zoom anschauen. " Schließlich wird die Leistung der Landesliga-Schiris regelmäßig beurteilt. "Wenn du eine Rote Karte gegeben hast und es war keine, dann hast du ein Problem", so Lorenz. Denn die Leistungsdichte unter den 120 Landesliga-Schiedsrichtern in Bayern ist groß. "Es entscheiden Nuancen und man braucht auch eine Portion Glück", weiß der Allersberger. Ausschließlich jene mit dem besten Punkteschnitt dürfen auf den Aufstieg oder eine DFB-Berufung hoffen.

Wer in den Junioren-Bundesligen vom Schiedsrichter-Assistenten zum Schiedsrichter aufsteigt und wer von den B-Junioren zu den A-Junioren wechselt, wird jedes Jahr neu vom Bayerischen Verbands-Schiedsrichterausschuss festgelegt. Dabei ist die Altersvorgabe des DFB zu beachten. Die Unparteiischen in der B-Junioren-Bundesliga dürfen maximal 23 Jahre sein, in der A-Junioren-Bundesliga 27 Jahre. Die Schiedsrichter der A-Junioren-Bundesliga nehmen in der Regel auch an den Regionalvergleichen des DFB teil und werden dort zusätzlich gesichtet. Die Leistungen fließen in die Bewertung ein, wenn es später um den Aufstieg in die Dritte Liga beziehungsweise als Assistent in die Zweite Bundesliga oder Dritte Liga geht.

Johannes Lorenz hat auf außergewöhnliche Weise zum Pfeifen gefunden und dabei gewissermaßen eine Familientradition fortgeführt. Denn schon sein Großvater war Fußballschiedsrichter. Johann Haas hat in Spalt gewohnt. Er ist zwar gestorben, als Johannes erst fünf Jahre war. Aber nach dem Tod des Opas kam dessen Equipment in sein Elternhaus. So ist Johannes schon früh mit dem Schiedsrichterwesen konfrontiert worden. "Als Spieler war ich nicht so gut, da habe ich es eben als 23. Mann versucht", sagt er. Als er 2009 die Schiri-Prüfung abgelegt hatte, gehörte er zu den jüngsten Mitgliedern der Schiedsrichter-Gruppe Jura-Nord. Sein Talent erregte schnell Aufmerksamkeit. Es ging aufwärts. Bereits 2013 gehörte er zu den besten Schiedsrichtern im Kreis Neumarkt/Jura und stieg in die Bezirksliga auf. 2017 folgte der Sprung in die Landesliga.

Die Aufgabe als Unparteiischer in der A- oder B-Junioren-Bundesliga ist sehr zeitintensiv. Durch bis zu zehn bis zwölf Spiele, zum Teil über zwei Tage, und die ebenfalls notwendigen acht bis zehn Verbandsspiele beim BFV sowie Vorbereitungs- und Relegationsspiele können 40 bis 50 Spiele in einer Saison zusammenkommen. Die Einsätze beim Bundesliga-Nachwuchs sind für Johannes Lorenz dennoch nach wie vor "eine coole Sache". Schließlich sei es komplett anders als alles, was man zuvor als Schiedsrichter erlebt habe. In der Regel reist man einen Tag zuvor an und übernachtet im Hotel. "Fast immer hat man also Zeit abends eine neue Stadt kennenzulernen", sagt Lorenz. Das Umfeld sei immer professionell, die Atmosphäre auf dem Platz beeindruckend. An solche Ausflüge könnte sich der Schiedsrichter aus Allersberg also sicher dauerhaft gewöhnen.

HK

Robert Schmitt