Göggelsbuch
"Iserlohn ist meine zweite Heimat geworden"

Der Göggelsbucher Marko Friedrich über seine Rolle bei den Roosters, seine schwere Verletzung und Eishockey in Corona-Zeiten

29.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr
Glücklich auf dem Eis: Seit mittlerweile über fünf Jahren spielt Marko Friedrich für die Iserlohn Roosters in der DEL. Der Eishockeyprofi aus Göggelsbuch laboriert derzeit allerdings noch an einer schweren Gehirnerschütterung. −Foto: Friedrich

Göggelsbuch - Als Knirps hütete Marko Friedrichs bei der DJK Göggelsbuch zwar das Fußball-Tor, doch seine große Liebe galt stets dem Eishockey.

 

Mit 17 unterschrieb der Göggelsbucher seinen ersten Profivertrag beim EV Ravensburg, mit dem er prompt Zweitligameister wurde. In der Saison 2014/15 wechselte er in die Deutsche Eishockey-Liga zu den Iserlohn Roosters. Vergangenen Dezember dann der Schock: Friedrich erlitt zwei schwere Gehirnerschütterungen, musste die Saison abbrechen und verbrachte die letzten Wochen und Monate "auf Reha" in Nürnberg. Der Hilpoltsteiner Kurier traf ihn wenige Tage nach seinem 29. Geburtstag am 21. Juni zu einem Interview.

Herr Friedrich, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Und das Wichtigste gleich vorab: Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Marko Friedrich: Ich befinde mich auf dem Weg der Besserung. Im Rahmen meiner Reha-maßnahmen bin ich in der Physiotherapiepraxis des ehemaligen Ice Tiger Philipp Engelhard in guten Händen und hoffe auf ein Comeback in der nächsten Saison.

Sie sind also wieder da, wo alles seinen Anfang genommen hat. Verraten Sie unseren Lesern doch bitte, wie Sie zum Eishockey gekommen sind und worin die Faszination dieser Sportart liegt.
Friedrich: Eishockey ist mir qua Geburt in die Wiege gelegt. Mein Vater hat früher schon Eishockey gespielt (u. a. für den EHC Nürnberg in der zweiten Liga, Anm. d. Red. ). Auch mein Cousin ist Eishockeyprofi. Und ich habe mich schnell "infiziert," Das Spiel ist mitreißend und spannend.

Sie sollen als Fußballer einmal einen Bodycheck im festen Glauben ausgeteilt haben, das gehöre einfach dazu.
Friedrich: (Lächelt) Ja, die Geschichte wird mich wohl mein Leben lang verfolgen.

Das gleiche dürfte für Ihren Spitznamen "Schnetz" gelten. Friedrich: Den Namen hat mir mein Ravensburger Trainer Peter Draisaitl verpasst, als ich im Training mal wieder zu viel gezockt hatte. Aus Ärger hat er mich "schlechter Gretzky" geschimpft. Daraus wurde dann "Schnetzky" und schließlich die Kurzform "Schnetz".

Gibt es denn Gemeinsamkeiten mit dem legendären kanadischen Superstar Wayne Gretzky?
Friedrich: Nicht wirklich. Ich bin eher ein Kämpfer aus der dritten Reihe. Aber der Spitzname wird mir sicher bleiben.

Ihrer Karriere hat das nicht geschadet. Sie sind seit Jahren eine feste Größe im DEL-Kader der Roosters und haben es immerhin zum stellvertretenden Mannschaftskapitän gebracht, was für ein gutes Standing innerhalb der Mannschaft spricht.
Friedrich: Ja, das ist schon eine Auszeichnung.

Und wie geht es Ihnen als Franke im Sauerland?
Friedrich: Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Die Leute sind recht offen. Die Gegend um Iserlohn ist waldreich, da fahre ich oft mit dem Rad raus und kann mich dort erholen. Iserlohn ist meine zweite Heimat geworden, auch wenn ich mich an das Essen erst gewöhnen musste. Ein Schäufele bekomme ich dort nicht.

Zügeln müssen sie derzeit auch Ihren Appetit aufs Eishockey - persönlich durch Ihre Verletzung und allgemein durch das coronabedingte Verbot von Großveranstaltungen. Daher haben namhafte Spitzenteams wie die Kölner Haie, die Düsseldorfer EG aber auch die Handballer des VfL Gummersbach oder die Telekom Baskets Bonn als Interessensgemeinschaft "Teamsport NRW" zusammengetan, um ihre Anliegen zu vertreten. Denn eines ist klar: Ohne Zuschauer kann die Deutsche Eishockey Liga - im Gegensatz zum Profifußball - kaum überleben.
Friedrich: Das ist wahr. Eishockey lebt vom Publikum und das in jeder Hinsicht.

Auch sportlich gibt es Neuerungen. Die DEL war immer eine geschlossene Gesellschaft. Mit der neuen Spielzeit wird es erstmals Auf- und Absteiger zwischen den ersten beiden Profiligen DEL und DEL2 geben. Was bedeutet das für den Underdog, die Hähne aus Iserlohn in einer Liga, wo es von Haien, Tigern, Eisbären und Grizzlies nur so wimmelt.
Friedrich: Ganz klar, wir gehören zu den Kleinen und müssen uns anstrengen, um die Liga zu halten. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind überschaubar, vor allem in Corona-Zeiten.


Sie haben noch Vertrag für die kommende Saison. Wie sieht es danach aus? Wären nicht auch die Ice Tigers eine Option?
Friedrich: Wer weiß? Schließlich habe ich beim EHC Nürnberg mein Eishockey-ABC gelernt. Es war damals schon ein Traum, einmal bei den Großen zu spielen.


Und Ihre sportlichen Ziele?
Friedrich: Natürlich möchte ich einmal um die deutsche Meisterschaft mitspielen, das ist doch klar. Auf jeden Fall aber will ich noch zehn Jahre dabei sein. Eishockey ist schließlich mein Leben.

Das Gespräch führte

Wolfgang Winkel