Greding
"Ich sage das war's, Freunde"

Fußballtrainer aus der Region rechnen mit einem Abbruch der laufenden Saison - Meckenhausens Trainer Brandl hofft noch

30.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr
Dass diese Saison noch fortgesetzt wird, halten die meisten Trainer aus der Region für immer unwahrscheinlicher. Auch das Derby zwischen dem TV Hilpoltstein (gelbe Trikots) und dem TSV Greding wird damit wohl nicht mehr stattfinden. −Foto: Enzmann (Archiv)

Greding/Hilpoltstein - Die Welt hält den Atem an, stündlich ereilen uns Nachrichten vom unsichtbaren Feind, dem Coronavirus.

 

Der Sport hat reagiert und König Fußball steht nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens. Große Ereignisse wie die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele wurden verschoben. Die Bundesligen sollen nach Vorstellung der Deutschen Fußball Liga (DFL) Ende April den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Doch wie sieht es bei den Amateuren aus? Am Wochenende wollte der Kreis Neumarkt/Jura die Saison fortsetzen, der aktuellen Lage geschuldet bleibt es beim Wunschdenken. Bei den meisten Verantwortlichen stellt sich nicht die Frage, ob die Saison abgebrochen werden soll, sondern wann dies geschieht.

TV Hilpoltstein: Trotz Corona gibt es beim TV Hilpoltstein einen kleinen Lichtblick, denn Trainer Fabian Schäll ist von seiner komplizierten Schulterverletzung fast genesen. "Das stimmt zwar, aber der notwendige Besuch im Fitnessstudio entfällt ja. Ansonsten geht es mir gut und auch die Spieler haben keine gesundheitlichen Probleme. Sie halten sich auf verschiedene Weise fit, es gibt da von uns Trainern keine Vorgaben. Es ist eben eine eigenartige Situation, denn keiner weiß, wie es nun weitergehen soll. Ich möchte nicht in der Haut der BFV-Funktionäre stecken, die ja mit dem 19. April zunächst einmal ein Zeitfenster gesetzt haben. " Schäll könne sich aber überhaupt nicht vorstellen, dass dann alles wie gewohnt weiterlaufe. "Die Europameisterschaft und Olympia werden verschoben, ich befürchte, dass die laufende Saison für beendet erklärt wird. Man sollte sie nicht auf Biegen und Brechen durchziehen. Mitte Mai wäre in der Bezirksliga die Spielzeit vorbei, neuer Saisonbeginn wäre im Juni. Die spannende Frage ist, wie wird das Ganze gewertet, wer steigt auf, wer ab. Jetzt zählt nur der gesunde Menschenverstand. Letztendlich kann man in dieser Zeit keine Prognosen wagen", sagt Schäll

TSV Greding: Keine Nachrichten sind gute Nachrichten in Zeiten des Coronavirus. So zumindest sieht es Jürgen Schmid, Trainer des TSV Greding. "Ich gehe davon aus, dass alle gesund sind. Wir hatten in letzter Zeit weniger Kontakt zueinander. Meine Jungs wissen, wie sie sich in dieser Ausnahmesituation zu verhalten haben, denn in puncto Fitness muss ich mir keine Gedanken machen. Meine Spieler legen darauf sehr viel Wert. Das war schon in der Winterpause so. Laufen und Kraftübungen sind jetzt angesagt, der Ball hat Pause. " Äußerst ungewiss sieht Schmid die Zukunft für den Amateurfußball. "Auf jeden Fall ist der vom BFV vorgegebene 19. April für mich unrealistisch. Wir dürfen uns nicht mit Profis vergleichen, die innerhalb von kürzester Zeit Spiele austragen können. Wir sind nicht dafür geeignet. Ich bin der Meinung, dass wir weit davon entfernt sind, um auch nur daran zu denken, dass die Saison regulär ein Ende findet. Vernünftig sein heißt die Devise, die Gesundheit steht über allem. Es muss verantwortungsvoll gehandelt werden. Ich kann das beurteilen, weil ich selbst einen Betrieb führe. Als wir am 15. März nicht spielen konnten, war für mich klar, dass das nichts mehr werden wird. Ich habe mich mit anderen Kollegen unterhalten, die der gleichen Meinung sind. Wie die Saison gewertet wird, das ist die Frage aller Fragen", sagt Schmid.

TSV Heideck: Trainer Matjaz Klampfer erfreut sich mit seinen Spielern bester Gesundheit. "Ich bin sehr froh, dass das so ist. Das stimmt einen schon nachdenklich, wenn der geliebte Fußball zurzeit überhaupt keine Rolle spielt und die Gedanken sich nicht damit beschäftigen. Es ist schwierig durch die Ausgangsbeschränkungen einen Weg zu finden, um sich fit zu halten. Laufen ist die effektivste Möglichkeit, mit modernen Kommunikationsmitteln kann man das Geleistete ja überprüfen. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Muskulatur selbst eine große Rolle spielt und man mit Hanteln arbeiten sollte. " Wie es mit der Saison weitergeht, ist auch für Klampfer völlig offen. Die vom BFV vorgeschlagenen Daten 3. April und 19. April sind für ihn völlig illusorisch. "Es wird noch sehr spannend hinsichtlich der Klärung, wie die Saison gewertet wird, denn ich befürchte einen Abbruch. Das ist natürlich tragisch, weil wir in Heideck noch viel vorhatten. Wir wollten noch Platz zwei erreichen. Ich persönlich glaube, dass das Spiel am 24. November in Veitsaurach mein letztes Spiel auf dem Rasen für den TSV war", sagt Klampfer mit trauriger Stimme.

DJK Göggelsbuch: Trainer Stephan Handl ist die Lust auf Fußball eigentlich vergangen, er hat andere Gedanken im Kopf. "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das alles nicht interessiert. Diese Pandemie hat sehr schnell dieser Sportart und anderen die Grenzen aufgezeigt. Ich möchte für die Zukunft nur, dass die Familien meiner Spieler und meine gesund bleiben. Im Augenblick jedenfalls ist das so, darüber bin ich unendlich froh. Natürlich sitzen meine Jungs nicht gelangweilt herum. Das sind alles junge Leute, die wollen sich bewegen und halten die amtlichen Vorgaben selbstverständlich ein, um fit zu bleiben. Es ist alles auf freiwilliger Basis, es wird auch nicht kontrolliert. " Für Handl stellt sich aber die Frage: "Dient das Ganze der Vorbereitung auf die restliche Saison, wenn Olympia und EM verschoben sind? Ich glaube nicht, dass wir am 19. April alles vergessen, was war und zum Alltag übergehen. Ich sage, das war´s, Freunde, Saison beendet. " Wie wird sie aber gewertet, auch darüber kann Handl nur spekulieren. "Gibt es nach dem augenblicklichen Stand Auf- und Absteiger? Da steht der BFV vor einer großen Aufgabe. Wir und Unterreichenbach wären sehr zufrieden, die Absteiger würden protestieren im Glauben, sich noch retten zu können. Ich befürchte, dass es keine gerechte Lösung geben wird. Dies ist alles Theorie, Covid-19 interessiert das alles nicht. "

Sportfreunde Hofstetten: Der unsichtbare Feind hat die Sportfreunde Hofstetten nicht verschont, denn die Freundin eines Spielers hat sich infiziert und musste für 14 Tage in häusliche Quarantäne. "Das ist Gott sei Dank der einzige Fall, alle anderen Jungs sind gesund und ich ebenfalls. Bei mir ist Homeoffice angesagt, beruflich läuft es also auch", sagt Trainer Matthias Berner. "Wenn ich denke, dass vor etwas mehr als zwei Wochen noch nichts von der Misere zu erahnen war und wir noch ein Testspiel gegen Schwand auf dem Programm hatten. Ein paar Tage später wollten sich die Spieler zum Essen treffen, das haben wir untersagt. Nach wie vor halten sich die Jungs einzeln fit. Die kommen auf die unglaublichsten Ideen. So haben mir Patrick Willemsen und Anton Seitz Videos geschickt, wie sie mit im Garten aufgestellten Hindernissen arbeiten. " In schweren Zeiten gelte es aber auch zu überlegen, wie es mit unserem Amateursport jetzt weiterlaufe. "Der 19. April als Fixpunkt gleicht einem schlechten Traum. Selbst die DFL könnte sich zunächst einmal den 30. April vorstellen. Wir in unseren kleinen Vereinen haben fast keine Alternativen. Der BFV muss uns zeitnah mitteilen, wie er sich unsere sportliche Zukunft vorstellt, gibt es Auf- und Absteiger. Was ist mit der Sommerpause, kann man überhaupt Urlaube planen, lässt diese das Virus überhaupt zu? Man sollte die Saison annullieren mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen", sagt Berner, der auf die vom Verein gezahlte Aufwandsentschädigung in dieser fußballfreien Zeit übrigens komplett verzichtet.

TSV Meckenhausen: Das wichtigste vorne weg: Alle Spieler, die am vor über zwei Wochen stattfindenden Trainingslager in Alicante teilgenommen haben, sind gesund. Das bestätigte Trainer Michael Brandl gestern noch einmal. Seine Spieler halten sich in diesen Tagen vor allem mit Lauftraining fit. "Wir stecken uns als Mannschaft immer wieder neue Ziele. In dieser Woche soll zum Beispiel jeder mindestens 20 Kilometer laufen. Wenn alle weiter so gut mitmachen, organisieren wir nach der Krise als Belohnung ein kleines Grillfest. Klar ist aber auch, dass wir so eine Lauf-Challenge nicht ewig durchziehen können, irgendwann wird es eintönig", sagt Brandl. Nicht nur deswegen hofft der TSV-Coach, dass der BFV den Spielbetrieb rasch nach den Osterferien wieder aufnimmt. "Meine Hoffnung ist zwar nicht groß, aber das wäre schon toll, wenn wir die Saison zu Ende spielen können. Denn für einen Fußballer gibt es doch nichts schöneres, als auf dem Platz zu stehen. Ich hätte in dem Fall auch kein Problem mit dauerhaften Englischen Wochen. Unser Kader wäre groß genug, um das stemmen zu können. Sollte die Saison nicht mehr weitergehen, wäre das sehr bitter. Ich glaube es ist für jeden Fußballer alles andere als zufriedenstellend, wenn die sie einfach annulliert oder der aktuelle Stand als Abschlusstabelle verwendet wird. "

HK