Kammerstein
"Hintenraus bin ich Marathontempo gelaufen"

Sebastian Reinwand über sein Triathlon-Debüt in Beilngries und die Umstellung vom Langstreckenlaufen

20.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:14 Uhr
Schnellste Laufzeit auf der Olympischen Distanz: Sebastian Reinwand von den Radfreunden Hilpoltstein wird in Beilngries bei seinem ersten Triathlon Gesamtdritter und gewinnt seine Altersklasse 30. −Foto: Rieger

Kammerstein (HK) Für seinen Wechsel vom Langstreckenlauf zum Triathlon hatte sich der Kammersteiner Sebastian Reinwand die ganz große Bühne ausgesucht: Langdistanz, Challenge Roth - und am besten gleich unter acht Stunden.

Verletzungsbedingt musste er den Start aber absagen. Am Samstag feierte der 32-Jährige von den Radfreunden Hilpoltstein seine Triathlon-Premiere auf der Olympischen Distanz in Beilngries (1,5 Kilometer Schwimmen, 39,2 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) und wurde in einer Zeit von 1:56 Stunden Dritter der Gesamtwertung und Sieger in der Altersklasse M30.

Herr Reinwand, mit einer Zeit von 30:32 Minuten ist Ihnen die schnellste Laufzeit aller Starter auf der Olympischen Distanz gelungen. Wie war das Laufen nach der Vorbelastung durch Schwimmen und Radfahren?

Sebastian Reinwand: Es ging richtig gut. Die Beine haben sich ziemlich normal angefühlt. Man läuft halt sechs bis acht Sekunden langsamer auf den Kilometer. Aber ich denke, das ist ganz normal. Das war ja ein Zwei-Stunden-Wettkampf, was einem Marathon gleichkommt. Im Prinzip bin ich hintenraus Marathontempo gelaufen.

Und wie ging es Ihnen bei den Disziplinen Schwimmen und Radfahren?

Reinwand: Beim Radfahren bin ich mit der Leistung auf jeden Fall zufrieden. Beim Schwimmen hatte ich aber große Probleme, weil ich am Anfang getaucht wurde und echt ein bisschen Panik bekommen habe. Ich bin dann 200 Meter Brust geschwommen, da waren natürlich alle weg. Da habe ich mir gedacht: Was machst du jetzt? Du kannst jetzt hier nicht deinen ersten Triathlon aufgeben. Aber dann bin ich ganz gut reingekommen und noch ein ganzes Stück nach vorne geschwommen (22:16 Minuten, 28.-beste Schwimmzeit, d. Red. ).

Haben Sie da gemerkt, dass man gewisse Wettkampfsituationen im Training nicht simulieren kann?

Reinwand: Ja genau. Das eine sind die Laborwerte, die man in der Leistungsdiagnostik bringt oder im Schwimmbecken. Dass man draußen mal getaucht wird und im Getümmel klarkommen muss, ist dann doch etwas anderes. Mein erster Wechsel war auch ausbaufähig. Ich glaube, es hat keiner so lange gewechselt wie ich (1:25 Minuten langsamer als Gesamtsieger Timo Schmitz, d. Red. ).

Wie haben Sie sich auf Ihren ersten Triathlon vorbereitet?

Reinwand: Ich kam direkt aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz. Das war jetzt ein bisschen ein Experiment, weil man entweder ein bis zwei Tage nach der Höhe gut ist, oder sieben bis neun Tage danach. Das ist eine Typsache. Ich war keine 48 Stunden nach der Höhe in Beilngries, am Tag vor dem Wettkampf hat mein Körper komplett verrückt gespielt. In der Früh konnte ich kaum laufen, das Radfahren nachmittags ging und abends beim Schwimmen habe ich gedacht ich gehe unter.

Hatten Sie sich nach diesen Erfahrungen für den Wettkampf konkrete Ziele gesetzt?

Reinwand: Nein, ich bin unvoreingenommen an den Start gegangen. Man weiß ja beim Triathlon immer nicht, wie lange die Strecken tatsächlich sind. Das ist beim Laufen, wo alles amtlich vermessen ist, anders. Das ist sicherlich eine Umstellung. Mit der Zeit von 1:56 Stunden bin ich zufrieden.

Sie waren zuletzt auch verletzt.

Reinwand: Ich war im Prinzip von den letzten zwölf Monaten etappenweise acht Monate verletzt. Zwischendrin hatte ich einen Fahrradunfall und dann eine Schambeinverletzung. Die spüre ich zwar noch ab und zu, habe ich aber voll im Griff.

Deswegen mussten Sie auch den Start beim Challenge Roth im Juli absagen. Eigentlich wollten Sie dort Ihren ersten Triathlon absolvieren und gleich unter acht Stunden finishen. Haben Sie dieses Ziel auf den Challenge 2020 verschoben?

Reinwand: Auf jeden Fall. Ich schaue jetzt in dieser Saison, in der ich nichts mehr zu verlieren habe, dass ich noch ein paar Rennen mitnehme, um einfach die Erfahrung zu haben für den Challenge nächstes Jahr. Ich gehe jetzt zurück nach St. Moritz ins Höhentrainingslager und von dort reise ich nach Bregenz zum Trans Vorarlberg Triathlon (1,2 Kilometer Schwimmen, 93 Kilometer Radfahren mit 2000 Höhenmetern, 12 Kilometer Laufen, d. Red. ). Und am 14. September starte ich auf der Challenge Halbdistanz in Almere in den Niederlanden. Das ist dann mein Hauptwettkampf für den Herbst.

Das Interview führte

Christian Missy.