Hilpoltstein
Hilpoltstein gibt den Sieg aus der Hand

Tischtennis-Zweitligist führt beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund bereits mit 5:2 - spielt aber nur 5:5

27.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:11 Uhr
Ärgerlicher Punktverlust: Francisco Sanchi sieht im Duell mit Dortmunds Kirill Fadeev schon aus wie der sichere Sieger, lässt sich dann aber aus dem Konzept bringen und verliert noch in fünf Sätzen. So reicht es für den TV Hilpoltstein "nur" zum 5:5-Remis. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Die Tischtennis-Spieler des TV Hilpoltstein haben ihre schier unglaubliche Serie fortgesetzt: Der Zweitligist bleibt nach seinem 5:5-Unentschieden auch im fünften Gastspiel beim BV Borussia Dortmund ungeschlagen.

Dennoch überwog bei den Hilpoltsteinern die Enttäuschung, denn das Remis fühlte sich fast wie eine Niederlage an.

Die Mittelfranken hatten im Pott schon mit 5:2 geführt. Zwei Chancen blieben ungenutzt, doch später, beim Stande von 5:4 hatte der TV ja noch seinen Shootingstar, Francisco Sanchi, in der Hinterhand. Der Argentinier, der sich in seinem ersten Einzel mal wieder souverän präsentiert hatte, sollte gegen den unerfahrenen Kirill Fadeev den fehlenden Punkt holen. Doch es kam ganz anders.

Schon früh hatten die Dortmunder Spieler von der Bank lautstark Sanchis (angeblich) falschen Aufschläge moniert. "Es war eine unglaublich aggressive Stimmung", stellte Hilpoltsteins Team-Manager Bernd Beringer konsterniert fest. Sanchi ließ sich auf Diskussionen ein und verlor völlig den Faden. Zu allem Überfluss vergab er im fünften Satz beim Stande von 10:7 zuerst drei Matchbälle und wenig später beim 11:10 einen weiteren. Anschließend setzte er einen Aufschlag ins Netz und verhalf dem deutschen Nachwuchsspieler auf diese Weise zum Sieg. Danach war er völlig fertig. Es war eine neue Erfahrung für den 20-jährigen. "Er muss lernen, cool zu bleiben", bilanzierte Bernd Beringer.

Es war das unrühmliche Ende einer Partie zweier Mannschaften, die eigentlich gut miteinander können. Unvergessen, das "6:0-Palmsonntagswunder" im April, das den Hilpoltsteinern buchstäblich in letzter Sekunde den Klassenerhalt eingebracht hatte. Nachdem die Meisterschaft zu Gunsten des 1. FSV Mainz 05 entschieden war, war beim Vizemeister aus Dortmund damals die Luft raus. Hilpoltstein spielte sich in einen Rausch und verscheuchte das Abstiegsgespenst.
Ein halbes Jahr später standen sich beide Teams wieder gegenüber, wenn auch unter gänzlich anderen Vorzeichen. Dortmund stand wieder auf Platz zwei, freilich ohne irgendwelche Titeloptionen, und Hilpoltstein hatte sich nach zuletzt drei Siegen in Serie ein wenig frei gespielt. So war klar, dass ein solches Resultat nicht beliebig wiederholbar ist.

Die Begegnung begann mit einem Paukenschlag. Erstmals in dieser Saison holte Hilpoltstein beide Doppel. Die Paarungen Sanchi/Flemming und Reitspies/Dickhardt, die eigentlich aus einer Verlegenheit heraus entstanden sind, haben sich offenbar gefunden. Vor allem Letztere, die völlig überraschend das Dortmunder Spitzendoppel entzauberten. Das 2:0 war jedenfalls die ideale Vorlage für den weiteren Spielverlauf.

Danach hatten Rechenspiele Konjunktur. Drei Zähler hinten, dazu einer vorne und der Sieg wäre perfekt. Und genauso kam es zunächst auch. Dennis Dickhardt und Francisco Sanchi holten die Punkte drei und vier. Als dann auch noch David Reitspies den Russen Fedor Kuzmin in vier Sätzen bezwang und die Hilpoltsteiner Führung auf 5:2 ausbaute, schien die Messe gelesen. Doch anders als im April war Dortmund gestern nicht bereit, die Partie laufen zu lassen. Doch auch, wenn die Umstände ärgerlich waren. Einen Punkt haben die Hilpoltsteiner geholt und zudem wertvolle Erkenntnisse gesammelt. Unter dem Strich hatte sich die Reise nach Dortmund auf jeden Fall gelohnt. Zwei Wochen Pause hat der TV Hilpoltstein nun, dann geht es wieder in den Pott und zwar zum derzeitigen Tabellenvierten TTC GW Bad Hamm, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Borussia Dortmund - TV Hilpoltstein 5:5 - Krisztian Nagy, Kiril Fadeev - Alexander Flemming/Francisco Sanchi 8:11, 8:11, 8:11, Fedor Kuzmin/Erik Bottroff - David Reitspies/Dennis Dickhardt 11:7, 7:11, 6:11, 8:11, Kuzmin - Flemming 12:10, 13:15, 11:8, 11:5, Bottroff - Reitspies 11:7, 11:7, 11:7, Nagy - Sanchi 4:11, 11:5, 5:11, 9:11, Fadeev - Dickhardt 6:11, 5:11, 13:11, 9:11, Kuzmin - Reitspies 11:9, 7:11, 3:11, 5:11, Bottroff - Flemming 13:11, 7:11, 11:6, 11:8, Nagy - Dickhardt 6:11, 11:8, 11:9, 13:11, Fadeev - Sanchi 11:8, 10:12, 12:14, 11:3, 13:11.

Wolfgang Winkel