Hilpoltstein
"Geisterspiele wären ein Desaster"

Ulrich Eckert und Robert Nachtrab über die Planungen des TV Hilpoltstein auf eine Zweitliga-Saison in Zeiten von Corona

28.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:40 Uhr
  −Foto: Tobias Tschapka, Tschapka, Tobias, Roth

Hilpoltstein - Dem abrupten Abbruch der Saison folgte ein monatelanger Corona-bedingter Lockdown und zu allem Überfluss eine Hängepartie in Sachen Neuzugang: Bei alledem ist noch immer nicht klar, in welchem Rahmen die neue Tischtennis-Saison über die Bühne gehen kann.

 

Robert Nachtrab und Uli Eckert, die zusammen mit Alexander Flemming die Nachfolge von Bernd Beringer antraten, hätten sich den Einstieg als "Bosse" des Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein sicherlich anders vorgestellt. Der Hilpoltsteiner Kurier unterhielt sich mit Nachtrab und Eckert im Vorfeld der Punkterunde über ihre Absichten, Ansichten und Aussichten.


Mit Bernd Beringer geht der Lotse nach über 40 Jahren von Bord. Ein historischer Einschnitt. Der Verein setzt nun auf eine Teamlösung mit Ihnen und Alexander Flemming. Wie kam es zu diesem Gemeinschaftsprojekt?
Ulrich Eckert: Nachdem Bernd seinen Rückzug angekündigt hatte, hatten wir Gelegenheit, uns vorzubereiten. Es war klar, dass es auf uns zulief, schließlich lenken Robert und ich seit knapp zehn Jahren die Geschicke der Abteilung. Wir sind ein Team und das in vielerlei Hinsicht. Denn wir haben auch sonst einige Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel haben wir beide kürzlich unsere Silberhochzeiten gefeiert. Passend zum Burgfest. (lächelt)

Da gratulieren wir natürlich herzlich. Doch nicht alles lief so rund in den in den vergangenen Monaten. Es gab einige Turbulenzen.
Nachtrab: Das kann man so sagen. Wir hatten uns natürlich einen anderen Einstieg gewünscht. Eigentlich war alles angerichtet. Wir hatten bereits im Februar Nicholas Tio vom TTC Ruhrstadt Herne verpflichtet und damit die Personalplanungen abgeschlossen, doch dann machte der 19 Jahre junge US-Amerikaner Anfang April völlig unerwartet einen Rückzieher und bat um Vertragsauflösung. Und das mitten im Corona-Lockdown. Doch wir hatten Glück und konnten kurzfristig Hermann Mühlbach vom TTC GW Bad Hamm verpflichten. Dabei haben uns Dennis Dickhardt und Alexander Flemming tatkräftig unterstützt.

Wie sind denn die Aufgaben innerhalb des neuen Führungstrios verteilt?
Nachtrab: Um Verträge, Sponsoring, Spielpläne, Verwaltung und das ganze Drumherum werden wir beide uns kümmern. Alex Flemming ist gewissermaßen als verlängerter Arm für die sportlichen Belange der ersten Mannschaft zuständig.

Womit wir bei der Mannschaft sind: Da fällt eine Personalie besonders auf. Hilpoltstein wird in der kommenden Saison erstmals zu fünft spielen: Eigengewächs und Jugendnationalspieler Hannes Hörmann (17) soll sich im hinteren Paarkreuz mit Dennis Dickhardt und Hermann Mühlbach die Plätze teilen und sogar 50 Prozent der Einsätze erhalten.
Eckert: Auch das war abgesprochen. Wir sind ein Ausbildungsverein und wollen den Hannes wie auch unsere anderen Talente Sebastian Hegenberger, Matthias Danzer und Niclas Reindl möglichst nahe an die 'Erste' heranführen.


Das ist löblich, aber nicht ohne Risiko. Ist Hannes schon reif für die zweite Liga?
Eckert: Das hoffen wir natürlich: Im Doppel sah es in der letzen Saison schon gut aus, aber im Einzel wird es natürlich schwer. Aber eines ist auf jeden Fall klar: Hannes ist trotz Corona durch sein Kader- training mit der Jugend-Nationalmannschaft exzellent vorbereitet.

Und die anderen?
Eckert: Auch die wissen, worum es geht. Alexander Flemming hat sich schon immer professionell vorbereitet. In dem Keller seines Hauses steht sogar ein Tischtennis-Roboter. Dennis Dickhardt konnte am hessischen Landesverband gut trainieren. Und unser neuer, Hermann Mühlbach, sitzt gewissermaßen an der Quelle, weil er von Berufs wegen Tischtennis-Beläge testet. Er wird sich ganz bestimmt voll reinhängen. Das sollte passen.

Wer stellt denn die Mannschaft auf?
Nachtrab: Dafür setzen wir uns zusammen und suchen nach einer gemeinsamen Lösung. Die Meinung von Alex hat dabei natürlich großes Gewicht. Teamgeist und Geschlossenheit spielen bei uns mehr denn je eine große Rolle.

 

Auch optisch setzt ihr neue Akzente. Der Ausrüster hatte in der letzten Saison nämlich kein Gelb für die Gelb-Schwarzen. Hilpoltstein musste wahlweise in Blau oder schwarz antreten. Das soll heuer anders werden.
Eckert: Ja, wir spielen mit den schärfsten Trikots seit Jahren und zwar mit einem Gelbanteil von 90 bis 95 Prozent.

Zurück zu Corona: Das Thema ist keineswegs durch, ganz im Gegenteil. Es gibt auch jetzt noch eine Menge Baustellen.
Nachtrab: Das ist wahr. So stand uns im August die Stadthalle für das Training nicht zur Verfügung. Der Hygienestandard konnte nicht garantiert werden. Das ist schon sehr ärgerlich.

Apropos Stadthalle: Die Mannschaft lebt ganz besonders von seinem Publikum. Seit Jahren ist der TVH mit über 500 Zuschauern der Zuschauermagnet in der zweiten Liga. "Geisterspiele" ohne Publikum mag man sich in Hilpoltstein gar nicht vorstellen.
Nachtrab: Das ist ganz sicher so, doch nach dem derzeitigen Stand sind laut bayerischer Hygieneschutzverordnung Zuschauer explizit ausgeschlossen. Da ist natürlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Vereine auch aus anderen Sportarten machen Druck auf die Landespolitik. Auch finanziell wären Geisterspiele ein Desaster. 25 Prozent unseres Etats generieren wir nämlich über die Eintrittspreise.

Dabei hat der TV Hilpoltstein beste Voraussetzungen, um die Abstandsregeln von eineinhalb Metern einzuhalten. Die Stadthalle ist sehr groß und im Bedarfsfall steht auch noch die Tribüne zur Verfügung. Ist an ein solches Szenario gedacht?
Nachtrab: Grundsätzlich schließen wir nichts aus, auch nicht die Einbeziehung der Tribüne. Das Ganze ist aber erst spruchreif, wenn das Land Bayern überhaupt wieder Zuschauer zulässt. Wir werden die Pokalrunde am 6. September aller Voraussicht nach ohne Publikum spielen. Bis zum ersten Liga-Heimspiel am 18. Oktober haben wir noch ein wenig Zeit. Hoffentlich tut sich bis dahin noch etwas.

Dann könnte auch Bernd Beringer standesgemäß verabschiedet werden. Ist da etwas geplant?
Eckert: In diesen Zeiten können wir leider nichts planen. Wenn die Zuschauer wieder kommen, werden wir ihn natürlich gebührend verabschieden und das möglichst noch in diesem Jahr.

Das Gespräch führte

Wolfgang Winkel