Eichstätt
Fußballfest mit Kartoffeleinlage

Auftakt der Regionalligasaison mit großem "VIP-Gäste"-Auftrieb im Eichstätter Liqui-Moly-Stadion

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Lautstark feiert der Block der Bayern-Fans die Tore seiner Mannschaft (oben) beim Regionalligaauftakt im mit 2800 Plätzen restlos ausverkauften Eichstätter Liqui-Moly-Stadion. −Foto: Foto: Chloupek

Eichstätt (chl) Einen solchen Funktionärsauftrieb hatte das mit 2800 Zuschauern ausverkaufte Liqui-Moly-Stadion noch nicht erlebt: Der VfB Eichstätt bestritt am Donnerstagabend als Gastgeber den Saisonauftakt der Regionalliga gegen den FC Bayern München II.

Das bedeutete nicht nur für die Spieler auf dem Platz, sondern auch für den Verein in der Organisation eine enorme Herausforderung.

Auf dem Platz waren die VfB-"Jungs" chancenlos. Organisatorisch und vom Rahmenprogramm her können die Eichstätter diesen Abend dennoch als gelungenes Fußballfest in ihrer Vereinschronik würdigen. Vertreter aller 18 bayerischen Regionalligisten waren nach Eichstätt gekommen und unterstützten mit ihrem Auftritt auch werbewirksam die EURO 2024-Bewerbungskampagne "United by Football" des Deutschen Fußball-Bundes.

"Die Regionalliga Bayern ist ein absolutes Erfolgsmodell, gerade weil sie gleichzeitig sowohl kleinen Amateurklubs wie dem VfB Eichstätt als auch ambitionierten Vereinen mit Profistrukturen wie Bayern II eine gemeinsame sportliche Heimat bietet", sagte der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, Rainer Koch. Er war der ranghöchste der Verbandsfunktionäre unter den "VIP-Gästen" im VfB-Sportheim, darunter einige Bundesligagrößen früherer Zeiten wie Hermann Gerland vom FC Bayern München oder Dieter Nüssing vom 1. FC Nürnberg, der immer wieder gern gesehener Gast im Altmühltal ist, und andere Spielervermittler, die in der Regionalliga auf Talentsuche gehen und auch für ihre Nachwuchskräfte Einsatzmöglichkeiten ausloten - solche Kontakte schaden den Eichstättern sicher nicht.

Auch VfB-Hauptsponsor Ernst Prost war mitsamt Frau und Kindern ins nach seiner Firma benannten Liqui-Moly-Stadion gekommen: Ansonsten ist er als Sportsponsor eher in Kategorien wie der Handball-WM, der Eishockey-WM oder der Vierschanzen-Tournee präsent. Aber was die Eichstätter auf die Beine gestellt haben, will er gerne weiter unterstützen - auch zur 100-Jahr-Feier des VfB 2020, wie er am Rande der Veranstaltung zusagt, während die Ballbuben von der U13 schon voller Vorfreude über den Platz wuseln und sich die "Einlaufkids", diesmal vom VfB Mörnsheim, zum Umziehen versammeln.

Mittendrin in diesem Auftrieb, der musikalisch von der Stadtkapelle inklusive Bayern-Hymne begleitet wurde, war auch Eichstätts Zweite Bürgermeisterin Claudia Grund. Sie eröffnete mit dem symbolischen Anstoß die neue Regionalliga-saison auf dem Platz.

Das alles flimmerte dabei live über zig-tausende Bildschirme, denn das Ereignis wurde vom Fernsehsender Sport1 direkt übertragen. Aufnahmeleiter Kai-Patrick Francis rechnete mit guten fünfstelligen Einschaltquoten. Sein insgesamt 20-köpfiges Team musste "hier in der bayerischen Idylle", in der es von Privatgärten direkten Blick aufs Spielfeld und "großartige Metzgereien" gibt, wie Kommentator Oliver Forster launig in sein Headset plauderte, Improvisationstalent an den Tag legen: Weil die Abendsonne blendete, nutzen die TV-Leute zum Abdecken ihrer Kameras und Monitore kurzerhand einige der grünen VfB-Applausklatscher, die Hasmat, Jonas und Sascha von der U17 des VfB an die hereinströmenden Besucher verteilt hatten. Der Fernsehübertragung war auch ein minutiöser Zeittakt vor dem Anstoß - Punkt 18.45 Uhr - geschuldet; der Plan hing in der Sprecherkabine von Charly Dengler aus: ". . . 18.35 Uhr: Foto mit allen Vereinen, Einlaufkids stellen sich auf, 18.36 Uhr: Regionalliga-Vertreter verlassen das Spielfeld. 18.37 Uhr: Fahnenkids stellen sich vor der Tribüne auf, Einlauf der Blaskapelle, 18.41 Uhr: Mannschaften stellen sich am Zugangsberich auf, 18.42 Uhr: Bannerkids laufen zum Mittelkreis. . . . "

Das klappte alles reibungslos und bescherte den unermüdlich werkelnden VfB-Verantwortlichen und Helfern um Vorsitzenden Thomas Hein großes Lob seitens der Verbandsoffiziellen. Die Gäste-Fans freilich hatten sich ja bereits via Internet im Vorfeld über die Eintrittspreise in Eichstätt - für das Spiel kostete die normale Stehplatzkarte 13,20 Euro - echauffiert. Nach Eichstätt hatten die Münchner nun ein wenig schmeichelhaftes Banner mitgebracht, auf dem es hieß: "Die dümmsten Bauern haben den dicksten Kartenpreis ". Das wurde von den Ordnern allerdings ebenso zügig einkassiert wie die Kartoffeln, die Münchner Fans aufs Spielfeld warfen - und damit eine kurze Spielunterbrechung provozierten. Danach war von den Bayern-Fans nur noch sportlich berechtigter Jubel zu hören: Angesichts der fünf Tore fiel der natürlich sehr lautstark aus, während die VfB-Anhänger 90 Minuten lang ziemlich ruhig blieben.