Hilpoltstein
"Ein Privileg, für diesen Verein zu spielen"

Tischtennis, Beruf, Familie: Hilpoltsteins Zweitligaspieler Dennis Dickhardt meistert eine Dreiecksbeziehung

22.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:18 Uhr
  −Foto: Enzmann, privat (2)

Hilpoltstein - Er wohnt in Frankfurt, startet als Pilot der Swiss Air vom Basisflughafen in Zürich und spielt im zehnten Jahr Tischtennis in Hilpoltstein beim TV von 1879: Dennis Dickhardt führt eine "Dreiecksbeziehung" moderner Prägung.

 

Doch seit Sonntag, den 3. Mai um 5.13 Uhr Ortszeit, ist vieles anders. Der Grund hört auf den Namen Lou und bringt exakt 2960 Gramm auf die Waage. Der Hilpoltsteiner Kurier unterhielt sich mit dem 33-jährigen stolzen Vater über das Leben im Ausnahmezustand, einen 16-Stunden-Tag, über Schlafdefizite, das Wechseln von Windeln, Home-Office, Jogging-Touren mit Hündin Holly und darüber, im Schatten seines Teamkollegen Alexander Flemming zu stehen.

Herr Dickhardt, erst einmal herzlichen Glückwunsch. Und das Wichtigste gleich vorab: Wie geht es Ihnen und was hat sich im Privatleben verändert?
Dennis Dickhardt: Mir geht es einfach hervorragend. Es ist natürlich eine riesige Umstellung für mich, aber auch das Schönste auf der Welt.

Wie seid ihr auf den Namen Lou gekommen?
Dickhardt: Meine Partnerin Clara und ich wollten einen kurzen Namen mit passender Bedeutung. Lou bedeutet berühmte "Kämpferin. " Das passt gut zu uns.

Und wie sieht ein typischer Tag mit Lou aus?
Dickhardt: Ich versuche meine Partnerin so gut es geht zu unterstützen. Also Einkaufen gehen, aber auch Windeln wechseln, nachts aufstehen, beruhigen, wenn Lou schreit, kochen, dazu Homeoffice für die Swiss Air und joggen mit unserer ungarischen Jagdhündin Holly. Wenn ich könnte, würde ich sie auch stillen. Meine drei Frauen halten mich eben Tag und Nacht auf Trab. So kommen ganz schnell 16 Stunden zusammen.

 

Und wie sieht es mit dem Tischtennis aus?
Dickhardt: Das ist im Moment weit weg. Es hat keine Halle offen. Wenn sich das ändert, werde ich im Hessischen Leistungszentrum wieder trainieren. Das ist für mich gut erreichbar. Dort sind die Bad Homburger und eine Menge starker Nachwuchsspieler als Sparrings-Partner.

Sie stehen immer ein wenig im Schatten Ihres Mannschaftskollegen und Freundes Alexander Flemming, dessen Spiel und Performance deutlich spektakulärer und extrovertierter daherkommen. Zu alledem stellt der aktuelle Vizeweltmeister im Ping Pong als Posterboy auch noch die Identifikationsfigur des TVH dar und ist sogar bei Wikipedia gelistet. Wie gehen Sie damit um?
Dickhardt: Das macht mir nichts aus, im Gegenteil, es freut mich und ich bin stolz auf "Axl. " Und auch unserer Freundschaft hat das nicht geschadet. . Wir spielen seit 2006 zusammen. Erst in Eilenburg, dann in Saarbrücken und seit einem Jahrzehnt in Hilpoltstein. Ich bin natürlich auch nach London zur Ping-Pong-WM geflogen, habe Alex unterstützt und mich dort heiser geschrien. Ich muss wirklich nicht im Rampenlicht stehen.

Das ehrt Sie. Einen besseren Freund als Dennis Dickhardt kann sich der Alex kaum wünschen. Dabei haben auch Sie große Erfolge gefeiert, waren bayerischer Einzelmeister und Zweiter beim Top 48 und liefern in der Mannschaft seit Jahren konstant gute Leistungen ab. Seit einiger Zeit spielen Sie aber keine Turniere mehr.
Dickhardt: Der Abschluss war das Viertelfinale bei den deutschen Meisterschaften 2018 in Bamberg gegen Timo Boll. Besser kann es nicht werden.

Dem TV Hilpoltstein bleiben Sie aber erhalten. Sie haben sogar den Deal mit Hermann Mühlbach, Hilpoltsteins Neuzugang, mit eingefädelt.
Dickhardt: Nach dem Rückzieher des US-Amerikaners Nicholas Tio standen wir unter Zeitdruck. Da habe ich Hermann Mühlbach, den Alex und ich seit langem kennen, gleich ins Spiel gebracht.

 

In der neuen Saison tritt Hilpoltstein erstmals zu fünft an. Hermann Mühlbach, Sie und Nachwuchsspieler Hannes Hörmann sollen sich die Plätze drei und vier teilen.
Dickhardt: Das bekommen wir schon hin. Ich muss nicht jedes Spiel machen, Hermann auch nicht. Ich versuche aber immer dabei zu sein und unterstütze die Mannschaft - Ehrensache. Es ist ein Privileg, für diesen Verein zu spielen.

Das Gespräch führte

Wolfgang Winkel