Hilpoltstein
"Eigentlich gibt es keine wirklich gerechte Lösung"

Der Deutsche Tischtennisbund arbeitet an einer Regelung, um die Saison möglichst gerecht zu werten

27.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:39 Uhr
Wie geht?s weiter im Ligabetrieb des Deutschen Tischtennisbundes? Während der TV Hilpoltstein (schwarze Trikots) als aktueller Tabellenvierter wohl auch kommende Saison in der 2. Bundesliga antritt, könnte Spitzenreiter TTC OE Bad Homburg (rote Trikots) der Aufstieg verwehrt bleiben. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Seit der Entscheidung des Deutschen Tischtennisbundes und der 17 Landesverbände, den Spielbetrieb angesichts der Corona-Pandemie bis auf Weiteres auszusetzen, sind mittlerweile nahezu zwei Wochen vergangen.

 

Doch die Konsequenzen für Meisterschafts- sowie Auf- und Abstiegsregelungen sind gravierend. So gravierend, dass die genauen Entscheidungen noch auf sich warten lassen. Vieles ist denkbar, das meiste schwierig, wenn nicht gar problematisch. Ein Zwischenstand.

Die Möglichkeiten sind überschaubar. BTTV-Vizepräsident Günter Czepera zählt vier denkbare Varianten auf. "Man könnte nach der Hinrunde oder die aktuellen Tabellenstände werten oder die Saison komplett annullieren. Es gibt Personen, die schon vorgeschlagen haben, die restlichen Spiele "virtuell" zu berechnen. " So weit, so klar, doch der Teufel steckt in allen Details.

Die rigoroseste Maßnahme wäre fraglos, die gesamte Saison zu annullieren. Mit absurden Folgen: Das würde in letzter Konsequenz dazu führen, dass es weder Auf- noch Absteiger gäbe, aber auch keinen Meister. "Dann würde etwa der FC Liverpool leer ausgehen, das kann nicht sein", legt Hilpoltsteins stellvertretender Abteilungsleiter Ulrich Eckert den Finger in die Wunde. Ein Umstand, der kaum einem Sportler zu vermitteln wäre. Nach Lage der Dinge dürfte dieser Variante keine Mehrheit finden.

Doch auch die zweite Möglichkeit, die Saison quasi nach der Hinrunde zu werten, hat so ihre Tücken. Was ist mit etwaigen Verstärkungen zur Rückrunde? Immerhin ergibt sich hier schon ein Wettkampfbild, doch auch dieser Vorschlag mutet willkürlich an.

Und den augenblicklichen Stand zählen zu lassen? Manche Tabelle ergibt hier ein eindeutiges Bild, Mannschaften etwa, die uneinholbar an der Spitze stehen und den Aufstieg oder die Meisterschaft quasi in der Tasche haben, könnte man aufsteigen lassen. Doch die Dinge liegen selten so klar. Im Tischtennis kommt eine Besonderheit hinzu: die Uneinheitlichkeit der ausgetragenen Spiele. Manche Mannschaften haben noch zwei, andere bis zu fünf, sechs Begegnungen zu absolvieren. Auch, wenn es noch immer Verwerfungen gibt, würde diese Option für Eckert schon eher in Betracht kommen. Das gilt auch für die Erstellung einer virtuellen Rechnung, die noch fehlenden Begegnungen betreffend. Das ist kreativ, aber ebenfalls heikel.

"Eigentlich gibt es keine wirklich gerechte Lösung", bringt TV-Abteilungsleiter Robert Nachtrab das Dilemma auf den (wunden) Punkt. Es wird Härten geben, räumt selbst Vizepräsident Günter Czepera ein. "Wir werden großzügig verfahren. Im Klartext. Der einen oder anderen Mannschaft könnte beispielsweise der Abstieg erspart werden. Die Gefahr hierbei ist, dass sich die Ligen plötzlich auf eine 13er- oder 14er-Stärke quasi aufblasen. "

Für Hilpoltstein stellt sich die Lage weniger schwierig dar. Für das Zweitliga-Flagschiff hätte eine wie auch immer geartete Entscheidung kaum Folgen. Es dürfte als starker Tabellenvierter seinen Platz in der zweiten Liga sicher haben. Bei der "Reserve" liegen die Dinge schon ein wenig anders. Sie hat nämlich noch theoretische Aufstiegchancen in die dritte Liga. Die Dritte hingegen dürfte sich mit ihrem Abstieg wohl ebenso abgefunden haben wie die Fünfte. Uli Eckert: "Insgesamt sehe ich das für uns sehr entspannt. Wer gut gespielt hat, steht zu recht gut da, wer schlecht war, zu recht schlecht. "

Egal, wie die Entscheidung des DTTB auch ausfällt, es gibt sie nicht, die allumfassende Gerechtigkeit. Eines aber verspricht Czepera: "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und haben durchaus weitere konstruktive Ideen. Die Verbände streben auf jeden Fall eine bundeseinheitliche Lösung an. " Einen Flickenteppich wollen sie im föderal verfassten Deutschland also unbedingt vermeiden. Wir dürfen also gespannt sein. Womöglich bis Anfang April, dann wissen wir mehr. Doch eines ist Czepera auch klar. "Momentan ist der Sport ganz sicher nicht das Wichtigste auf der Welt. "

wwl