Hilpoltstein
Das Spielsystem soll vereinheitlicht werden

Tischtennisbund will Mannschaftsgrößen reduzieren - Fünf von acht Männerteams des TV Hilpoltstein betroffen

20.11.2020 | Stand 16.01.2021, 3:34 Uhr
Veränderung im schnellsten Ballsport der Welt: Für die zweite Hilpoltsteiner Garnitur, die in der Regionalliga - wie hier gegen Windsbach - spielt, hätte das neue System sogar Vorteile. −Foto: Tschapka (Archiv)

Hilpoltstein - Die Vergrößerung des Balles auf 40 Millimeter, die Metamorphose von Celluloid zu Plastik oder die Änderung der Zählweise von 21:x auf 11:x Punkte pro Satz, wovon man je nach Wettkampf drei oder auch vier benötigt, sind nur die Spitze des Eisberges.

 

Im Tischtennissport wurden in den vergangenen Jahren so viele Regeländerungen vorgenommen wie in kaum einer anderen Sportarten in ihrer gesamten Historie. Doch damit nicht genug. Im Schatten der Corona-Pandemie wollen der deutsche Tischtennisbund und der bayerische Tischtennisverband eines ihrer Lieblingsprojekte vorantreiben: Die Reduzierung der Mannschaftsgröße im Männerbereich von sechs auf vier. Das hat auch Auswirkungen auf die TV-Teams in Hilpoltstein.

Der Handlungsbedarf ist groß. Ein Blick in die Regularien der schnellsten Ballsportart der Welt offenbart einen bizarr anmutenden Fleckenteppich. Beginnen wir ganz oben. Eine Bundesligamannschaft setzt sich aus drei Spielern zusammen. Sieger ist, wer zuerst drei Punkte hat. Dass dabei in Corona-Zeiten auch ein Doppel gespielt wird, ist eine andere Geschichte. Egal, denn die TTBL-GmbH, die dort regiert, führt ohnehin ein Eigenleben.

In der zweiten und dritten Liga wird mit vier Akteuren gespielt und zwar nach dem sogenannten Bundessystem, also einem vorderen und einem hinteren Paarkreuz Nach Abzug der Doppel reichen aktuell fünf Punkte zum Sieg.

Von der Regionalliga an abwärts bis einschließlich Bezirkslasse C oder B - das ist regional verschieden - kommt das Sechser-Paarkreuz-System zur Anwendung. Ein Corona-Punktspiel ist ab sieben Punkten gewonnen. Die untersten beziehungsweise zweituntersten Ligen werden im "Werner-Scheffler-System" ausgetragen. Zwar treten auch hier vier Spieler pro Mannschaft gegeneinander an, doch der Modus ist mit dem der zweiten und dritten Liga keineswegs identisch. Es wird nämlich bis zum achten Gewinnpunkt gespielt. Dabei muss jeder Einzelne bis zu drei Mal ran. Das ist selbst für Insider verwirrend.

Da kommt eine Vereinheitlichung gerade recht. Im Kern geht es bei der Strukturreform um die Abschaffung der Sechser-Mannschaften. Die sollen in den kommenden sechs Jahren beginnend mit den Regionalligen und Oberligen ab der Spielzeit 2021/22 stufenweise umgewandelt werden.

Was aber bedeutet das für einen Verein wie den TV Hilpoltstein? Von seinen insgesamt acht Männerteams wären fünf betroffen. Für die zweite Garnitur, die in der Regionalliga spielt, hätte das neue System sogar Vorteile, da der Verein nur noch vier Spielern Aufwandsentschädigungen zahlen müsste. Und eine Relegation in die dritte Liga wäre aufgrund der Angleichung der Systeme auch möglich. Kein Wunder, dass TV-Abteilungsleiter Ullrich Eckert mit Vierermannschaften "im Prinzip ganz gut leben kann. "

Doch das ist nur eine Facette. Denn gleichzeitig werden beim TVH von der zweiten bis zur sechsten Mannschaft insgesamt zehn Spieler frei. Es findet also ein Anpassungsdruck nach unten statt. Gut möglich, dass Hilpoltstein statt jetzt acht künftig zehn oder elf Männer-Mannschaften meldet. Das würde - völlig überraschend - zusätzliches Geld in die Kassen des BTTV spülen.

Hier wird auch der wahre Grund für die Reform erkennbar. Es geht dem Verband keineswegs um die Vereinheitlichung der Systeme, dazu hätte er Jahrzehnte Gelegenheit gehabt, sondern um ein Auffangen des Spielerschwunds, der sich seit Jahren immer deutlicher abzeichnet. Dass der BTTV sogar laut über Dreiermannschaften in den Bezirkslassen ab der Saison 2025/26 nachdenkt, passt ins Bild. Denn damit wäre das Fass wieder geöffnet, wenn auch an einer anderen Stelle. Ein Szenario, das auch Eckert entschieden zu weit gehen würde: "Die Systeme sollten auf jeden Fall einheitlich sein. " Das kann doch nicht so schwer sein.

HK