Hilpoltstein
Coup in der Karnevals-Hochburg

Nach drei Niederlagen in Serie siegen Hilpoltsteins Tischtennisasse in der 2. Liga beim FSV Mainz 05 mit 6:2

23.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:49 Uhr
Grundlage für den ersten Hilpoltsteiner Saisonsieg im neuen Jahr sind die zwei Erfolge in den Doppeln. Zwar müssen Alexander Flemming (rechts) und Francisco Sanchi beim FSV Mainz 05 zittern, am Ende aber gewinnen sie genauso nach fünf Sätzen, wie ihre Teamkollegen David Reitspies und Dennis Dickhardt. −Foto: Tschapka (Archiv)

Hilpoltstein - Der Bann ist gebrochen, die Trendwende geschafft: Nach drei Niederlagen in Serie hatten Hilpoltsteins Tischtennis-Spieler ausgerechnet am Faschingssamstag in der Karnevalshochburg Mainz gut lachen: Sie rockten den aktuellen Tabellenzweiten und amtierenden Meister 1. FSV Mainz 05 mit sage und schreibe 6:2 und können sich mit nunmehr 14:12 Punkten in der zweiten Tischtennis-Bundesliga wieder nach oben orientieren.

 

Und wichtiger noch: Das Thema Abstieg dürfte damit buchstäblich vom Tisch sein.

Es war eine Riesenüberraschung selbst für Hilpoltsteins Team-Manager Bernd Beringer, der um die "Schwere dieser Aufgabe" wusste. Dabei war er nicht ohne Sorgen nach Rheinhessen gefahren. Ein seltsamer Modus hatte sich durch das Kalenderjahr 2020 gezogen: Da belegten seine Hilpoltsteiner in der Rückrundentabelle mit 0:6 Punkten einen deprimierenden vorletzten Platz und das trotz sehr ansprechender Leistungen - sieht man einmal von den Doppeln ab.

Sicher, der Spielplan meint es nicht eben gut mit dem TVH, dem er nacheinander die Klasseteams aus Bad Homburg, Passau und zuletzt Saarbrücken bescherte. Gegen die kann man verlieren, gar keine Frage. Doch es hilft nichts, denn Tischtennis ist nun einmal ein gnadenloser Ergebnissport. Egal wie, egal warum: Die Parallelen zum Vorjahr, als Hilpoltstein nach einer starken Vorrunde nach unten durchgereicht wurde, hatten sich zuletzt förmlich aufgedrängt.

In Mainz mussten also Punkte her. So wie im Hinspiel, als der TV den "Nullfünfern" mit 6:1 die bis dato einzige Saisonniederlage beigebracht hatte. Doch seitdem ist viel passiert. Der amtierende Meister hat sich nach Akklimatisationsproblemen enorm gesteigert, und ist mit 14:2 Punkten in Folge auf Platz zwei gestürmt. Das mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 18,5 Jahren jüngste Team der Liga macht sogar Topfavorit OE Bad Homburg die den Titel streitig. So etwas weckt Begehrlichkeiten.
Für die "Operation Titelverteidigung" griffen die Rheinhessen in punkto Aufstellung tief in die Trickkiste. Mainz, das personell aus dem Vollen schöpfen kann, zog völlig überraschend ein As aus dem Ärmel. Der US-Boy Nikhil Kumar, der bis dato ganze zwei Spiele in "Good old Germanys" zweiter Liga absolviert hatte, weilte - seinem Turnierkalender folgend - auf dem alten Kontinent. Da bot sich ein Abstecher nach Rheinhessen geradezu an. Ein echter Coup, denn der 17 Jahre junge Kalifornier holte beide Mainzer Punkte. Doch es sollten an diesem Tag die einzigen bleiben.

Der Grund ist denkbar einfach: "Wir haben heute endlich auch die knappen Spiele gewonnen", fasste Beringer zusammen: Und in der Tat: Gleich ein halbes Dutzend Spiele ging über die volle Distanz von fünf Sätzen. Davon entschied Hilpoltstein vier Begegnungen für sich, nicht zuletzt die beiden Doppel. Das hat gut getan und gehörig Auftrieb gegeben. Kein Wunder, denn mit einer 2:0-Führung im Rücken spielten David Reitspies, Alexander Flemming, Francisco Sanchi und Dennis Dickhardt deutlich befreiter auf.

Da lassen sich sogar Rückstände aufholen. Wie so etwas geht, zeigte Letzterer, nachdem er gegen das polnische Supertalent Maciej Kubik zwei Sätze lang auf verlorenem Posten gestanden hatte. Das 3:11 und 5:11 verhieß nichts Gutes. Doch Dickhardt steckte einfach nicht auf und bot dem amtierenden Schüler-Europameister zunehmend Paroli. Der 17-jährige, der im Hinspiel noch gefehlt hatte, wurde hektisch, verlor die spielerische Linie und am Ende sogar das Match zum Zwischenstand von 4:1.

Damit war der Widerstand der Boygroup gebrochen. Die Zähler fünf und sechs holten Francisco Sanchi, der seine spielerische Krise offenbar überwunden hat, sowie Alexander Flemming - übrigens mit 14:12 im fünften Satz. Mit dem 6:2 ist auch der Beweis erbracht: Der TV Hilpoltstein ist definitiv kein Karnevalsverein.

FSV Mainz 05 - TV Hilpoltstein 2:6 - Berglund/Kubik - Francisco Sanchi/Alexander Flemming 5:11, 10:12, 11:6, 11:3, 8:11, Meissner/Soderlund - David Reitspies/Dennis Dickhardt 9:11, 11:7, 6:11, 11:7, 9:11,
Kumar - Flemming 9:11, 11:9, 11:3, 11:2, Berglund - Reitspies 6:11, 9:11, 11:6, 9:11, Kubik - Dickhardt 11:3, 11:5, 7:11, 6:11, 9:11, Meissner - Sanchi 8:11, 5:11, 12:10, 6:11, Kumar - Reitspies 8:11, 9:11, 11:9, 11:7, 11:8, Berglund - Flemming 11:6, 11:5, 10:12, 6:11, 12:14.

Wolfgang Winkel