Haimpfarrich
Comeback eines Wendepunkts

Nach einem Jahr Pause kehrt die Laufstrecke nach Haimpfarrich zurück - fast

01.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:52 Uhr
Gute Sicht, viel Sport, keine Animation: Wer den reinen Wettkampf schätzt, ist in Haimpfarrich gut aufgehoben. −Foto: Foto: Kofer

Haimpfarrich (HK) Hier spielten sich dramatische Szenen ab, direkt vor den Augen der Zuschauer im Biergarten: Am Kanal in Haimpfarrich konnte man bis vergangenes Jahr den Marathon beim Challenge hautnah erleben. Dann änderte Veranstalter Felix Walchshöfer 2017 die Strecke. Haimpfarrich war nicht mehr im Programm. Jetzt feiert der Insidertreff sein Comeback. Allerdings etwas bescheidener.

In den Anfangszeiten der Rother Triathlons, der damals noch Ironman Europe hieß, war Haimpfarrich der Geheimtipp. Hier kamen die Athletinnen und Athleten zwei Mal vorbei, einmal kurz nach Beginn der Laufstrecke, einmal nach Kilometer 33. Hier konnte man in aller Ruhe dramatische Rennen verfolgen.

Außer einem schönen, schattigen Biergarten gab es hier nichts, bis Veranstalter Felix Walchshöfer den kleinen Ort am Main-Donau-Kanal zum Stimmungsnest ausbaute, mit Sprecher, Absperrgittern und dröhnender Partymusik. Ein Geheimtipp war es nicht mehr. Den Biergarten gibt es immer noch. Und auch vieles andere ist wieder so wie früher. Mit Handy und Programmheft versuchen die Zuschauer die Läufer anhand der Startnummern zu identifizieren. Die sind in der Eile des Wechsels aber oft schief und zerknittert, ergo unleserlich. "Das ist doch keine Kleiderordnung", scherzt ein Fan, der jeden mit Vornamen anfeuert, wenn er nur die Startnummer entziffern kann: "Sieht gut aus, Marc!"

Für Haimpfarrich sah es schlecht aus im vergangenen Jahr. Walchshöfer hatte plötzlich die Laufstrecke völlig verändert, Der Kurs führte in zwei Schleifen durch Roth. Das Aus für Haimpfarrich. "Das war Quatsch letztes Jahr. Es war viel zu eng. Die mussten ja etwas machen", sagt Jürgen Weindel. Der Allersberger hat 2017 seinen zehnten Challenge absolviert und weiß, wovon er redet. "Das war schon immer ein tolles Gefühl, wenn Du das zweite Mal hier vorbeigekommen bist." Am Sonntagmittag sitzt Weindel entspannt in der Sonne auf einer Bierbank neben der Strecke und wartet auf die ersten Läufer und genießt seine Rolle als Zuschauer. Gedränge herrscht kurz vor Mittag nicht. Lediglich die Hälfte der Tische ist besetzt. Das ändert sich auch nicht mehr. "Es ist deutlich weniger los als vor zwei Jahren. Da waren wir ja mittendrin. Jetzt liegen wir nur am Rand", sagt Mario Trautnitz. Er steht in einer Scheune am Grill und liefert im Akkord Bratwurstsemmeln. Zu wenig, wie er findet.

Zwei Zuschauern aus Zirndorf gefällt es. "Da kammer ma sich wenigsdens hiehoggn", fachsimpeln sie in breitem Fränkisch. An der Verpflegungsstation nur 50 Meter entfernt kommen inzwischen immer mehr Läufer mit höheren Startnummern vorbei. Doch die Lücken im Publikum werden nach den Topathleten immer größer. Am Wendepunkt bei Kilometer 8, direkt unterhalb der Schleuse Eckersmühlen herrscht gähnende Leere. Oben rauschen die Triathleten auf ihren Rennmaschinen vorbei. Wer runter zur Schleuse will, muss auf das Kommando eines Streckenpostens warten. Vor der Schleuse stauen sich die Schiffe. "Für uns ist es schlecht", sagt Horst-Dieter Alich, Steuermann des mit Kohle beladenen Schubverbandes, der hier warten muss. Er lehnt lässig an der Bordwand und raucht eine Zigarette. "Sportlich ist das okay", sagt er über sein unfreiwilliges Rahmenprogramm, aber dass man dafür eine öffentliche Wasserstraße sperrt, hält er für bedenklich. Nachts ab halb zwei waren die Schleusen nämlich dicht. "Versuchen Sie das mal auf der A3 bei Frankfurt", schimpft der Steuermann, "da würden die Leute sagen: Ihr habt wohl einen Knall."

Robert Kofer