Hilpoltstein - Da halfen selbst die viel zitierten eigenen Gesetze, die man einem Pokalspiel gemeinhin nachsagt, nichts: 2:0 hatte der TV Hilpoltstein geführt und durfte lange auf eine Überraschung hoffen, doch am Ende warf der Tischtennis-Bundesligist TTC OE Bad Homburg warf die Schwarz-Gelben im Achtelfinale des DTTB-Pokals aus dem Wettbewerb.
Zur ersten Live-Veranstaltung hatten sich gerade mal 80 Zuschauer in der Stadthalle eingefunden und dem Procedere aus vorheriger Online-Anmeldung, namentlicher Registrierung, Maskenpflicht und 1,5-Abstandsregelung unterzogen. Vorbei die Zeiten, als sich beide Mannschaften, die eine tiefe Freundschaft verbindet, vor voller Hütte mit 500 Zuschauern duelliert hatten. Zahlen, von denen die Hilpoltsteiner derzeit nur träumen können. Neue Rekordmarken werden in dieser Saison sicher nicht aufgestellt. Ein Quantensprung in Sachen Atmosphäre - verglichen mit der Pokalvorrunde vor gut vier Wochen an gleicher Stelle - war es dennoch. "Wir müssen heuer im Rahmen der Möglichkeiten kleinere Brötchen backen", übte sich Abteilungsleiter Robert Nachtrab notgedrungen in Bescheidenheit. Ein Anfang ist auf jeden Fall gemacht.
Immerhin hat die sportliche Qualität unter dem geringeren Zuschaueraufkommen keineswegs gelitten. Beide Mannschaften zeigten durchaus ansprechende Leistungen. Fünf Jahre hatten sich Hilpoltstein und OE in der Liga duelliert und das meist auf Augenhöhe. Heuer ist der ambitionierte OE aufgestiegen, muss sich in der Beletage des Deutschen Tischtennis-Bundes aber erst noch akklimatisieren. Bad Homburg ziert derzeit das Tabellenende. Star der Gäste ist der vierfache brasilianischen Meister Gustavo Tsuboi, der aktuell an Nummer 44 der Weltrangliste geführt wird. Tsuboi war als Einziger in der Bundesliga bislang erfolgreich.
Doch der gefürchtete Klassenunterschied war nur selten auszumachen. Ganz im Gegenteil. Hilpoltstein begann ausgesprochen stark. David Reistpies zwang Rares Sipos nach tollem Kampf über die volle Distanz etwas glücklich in die Knie und brachte seine Mannschaft verdient in Führung. Damit war die Höchststrafe (ein 0:3) schon einmal abgewendet.
Doch es lief noch besser. Alexander Flemming zwang den Spitzenspieler Tsuboi zu seiner eigenen Überraschung in vier Sätzen in die Knie. Dass der Brasilianer deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb, kam dem TV-Kapitän dabei entgegen. So ging Hilpoltstein mit einem 2:0 in die Pause und plötzlich schien alles möglich.
Anschließend musste Hermann Mühlbach gegen den Russen Lev Katman in die Box. Und der Neu-Hilpoltsteiner begann furios. Seinen Aufschlägen, die er bis zu vier Meter nach oben wirft, ließ er eine krachende Vorhand Inside-out folgen. Verdienter Lohn für solche Spielzüge war der Gewinn des ersten Satzes. Doch dann schlichen sich Fehler ein. Der Aufschlag kam nicht mehr regelmäßig und der talentierte Russe mit dem Händchen kam langsam ins Spiel. Katsman war fortan nicht mehr zu stoppen und Mühlbach stand trotz einiger spektakulärer Ballwechsel auf verlorenem Posten.
Es war die Wende, denn auch David Reitspies bekam gegen Gustavo Tsuboi keinen wirklichen Zugriff auf das Match. So musste das Doppel entscheiden. Ja, richtig gelesen. Auch, wenn die Doppel in der Liga aus Kontakt- und Abstandsgründen ausdrücklich verboten sind, sind sie noch immer fester Bestandteil des Pokal-Modus. Eine von vielen Absurditäten im TTBL-Regelwerk. Wie dem auch sei. Alexander Flemming und Hermann Mühlbach hatten gegen die aktuellen U21-Doppel-Euorpmeister Lev Katsman und Maksim Grebnev allenfalls im zweiten Durchgang eine Chance. So musste sich der TV Hilpoltstein nach fast dreieinhalb Stunden doch noch geschlagen geben. Ärgerlich für die Burgstädter, doch die gezeigten Leistungen lassen für die Punktspiele in der zweiten Bundesliga durchaus hoffen.
TV Hilpoltstein - TTC OE Bad Homburg 2:3 - David Reitspies - Rares Sipos 3:2; Alexander Flemming - Gustavo Tsuboi 3:1; Hermann Mühlbach - Lev Katsman 1:3; Reitspies - Tsuboi 1:3; Flemming/Mühlbach - Katmsan/Grebnev 1:3.
HK
