Eichstätt
VfB ringt auch Club-Nachwuchs nieder

Mattes-Elf setzt sich dank einer sehr starken zweiten Halbzeit verdient mit 3:1 gegen 1.FC Nürnberg II durch

28.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:48 Uhr
Den "berühmten Sack" machte Fabian Eberle mit einem verwandelten Foulelfmeter in der Nachspielzeit zu. Am Ende gewann der VfB Eichstätt mit 3:1-Toren gegen den Nachwuchs des Bundesligisten 1. FC Nürnberg und belegt aktuell den zweiten Tabellenplatz. −Foto: Traub

Eichstätt (EK) Der VfB Eichstätt hat am letzten Hinrunden-Spieltag der Saison 2018/19 in der Regionalliga Bayern zumindest vorübergehend hinter dem FC Bayern München II den zweiten Tabellenplatz erklommen. Die Treffer beim verdienten 3:1 (0:0)-Sieg über die U21 des 1. FC Nürnberg erzielten in einer mitreißenden Partie Atdhedon Lushi, Yomi Scintu und Fabian Eberle.

"Die Tabelle ist überhaupt nicht entscheidend", betonte ein freudestrahlender VfB-Abteilungsleiter Hans Benz nach dem Schlusspfiff und analysierte: "Wir haben ein mega Spiel abgeliefert. Natürlich war der Club anfangs spielbestimmend und übte viel Druck aus. Aber wir haben 90 Minuten lang gepresst, dagegengehalten und das Spiel mehr und mehr in die Hand genommen - auch wenn wir uns zunächst für unsere Chancen nicht so belohnen konnten. Jeder Spieler hat eine wahnsinnige Laufbereitschaft gezeigt und auch spielerisch war das eine Top-Leistung von der gesamten Mannschaft."

Im Vergleich zum 2:2-Unentschieden in der Vorwoche beim SV Wacker Burghausen kehrten Markus Steinhöfer und Marcel Schelle in die Mannschaft zurück; dafür mussten Ralf Schröder und Maximilian Eberwein auf der Bank Platz nehmen. Vor 670 Zuschauern begannen die Gäste aus Nürnberg sehr offensiv und versuchten den VfB zu überrumpeln. Cedric Euschen (4./5.) kam gleich zweimal in aussichtsreicher Position zum Abschluss, VfB-Keeper Mustafa Özhitay war aber beide Male auf dem Posten. Auf der Gegenseite bot sich Lushi (6.) die große Chance zur Führung, als er gemeinsam mit Fabian Eberle gegen Lennart Grimmer den Ball gewann, aus kurzer Distanz aber nur das Außennetz traf. Danach war in einer äußerst flotten Begegnung wieder der FCN an der Reihe und Özhitay musste einen 35-Meter-Freistoß von Jakov Medic (17.) entschärfen. In der 25. Minute verhinderte der Eichstätter Schlussmann dann mit einer überragenden Parade den Nürnberger Führungstreffer, als er einen Kopfball von Medic aus kurzer Distanz mit einem glänzenden Reflex parierte. Den Nachschuss schob Grimmer am leeren Tor vorbei - Glück für den VfB.

Diese Chance schien für die Hausherren so etwas wie ein "Hallo-wach-Effekt" zu sein. Denn fortan bekamen die Mattes-Schützlinge die Partie immer besser in den Griff und konnten sich auch die eine oder andere Möglichkeit erarbeiten. Dies zwang Gäste-Trainer Reiner Geyer bereits zu einer Umstellung und er nahm den überforderten Tobias Kraulich nach 35 Minuten vom Feld. "Eichstätt blies mit seinen schnellen Spielern über diese Seite immer wieder gefährlich zum Angriff. Da war mir dann die Gefahr einfach zu groß, zumal Tobias Kraulich auch schon mit der gelben Karte vorbelastet war", begründete der Club-Coach den frühen Wechsel. Vor der Halbzeit gab es dann noch zwei Aufreger: Nach einer Flanke von Scintu wurde Eberle (37.) am Kopfball gehindert; es gibt Schiedsrichter, die ahnden so einen Körperkontakt durchaus mit Strafstoß, doch der ansonsten gut leitende Referee Thomas Berg ließ weiterlaufen. Und mit dem Pausenpfiff erkämpfte sich Federl gegen Lukas Schleimer den Ball und bediente Eberle. Doch dieser zielte um Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

Der VfB machte nach dem Seitenwechsel da weiter, womit er aufgehört hatte: er presste und zwang die junge FCN-Reserve zu Fehlern. Als Medic die Kugel leichtfertig im Spielaufbau vertändelte, ging es blitzschnell und Eberle passte auf Lushi (51.), der - von einigen Gegenspielern umringt - zum 1:0 einschob. "Ich dachte, dass ich den Ball schon totgestoppt hatte. Aber im Instinkt habe ich dann einfach geschossen und der Ball ging ins Tor", beschreibt der Torschütze die Szene zum 1:0. Für Lushi war es bereits der fünfte Saisontreffer und der erste seit dem siebten Spieltag.

Mit der Führung im Rücken kontrollierte der VfB die Partie nun endgültig und kaufte dem Club-Nachwuchs mit kompromisslosem Zweikampfverhalten die Schneid ab. Allen voran der unermüdliche "Zerstörer" Philipp Federl überzeugte im Mittelfeld mit einer außerordentlichen Kampf- und Laufbereit. Mit seinen beherzten Balleroberungen unterband der 27-Jährige immer wieder das Aufbauspiel der Nürnberger und leitete schnelle Gegenangriffe ein. So wie in der 74. Minute, als er Robin Heußer mit einem blitzsauberen Tackling den Ball abluchste, und Eberle den mitgelaufenen Scintu bedienen konnte, der jedoch aus der dicken Chance sehr zum Unmut des Eichstätters Anhangs viel zu wenig machte - aber immerhin einen Eckball herausholte. Und in dieser Szene zeigte der VfB-Angreifer dann einmal mehr seine ganze Klasse. Denn nach der Hereingabe von Steinhöfer entwischte der großgewachsene Scintu (75.) seinem Gegenspieler, stieg am höchsten und köpfte gekonnt zum 2:0 ein. Die Entscheidung? Noch nicht ganz. Denn in der 83. Minute gelang Cedric Euschen nach einer Unachtsamkeit in der VfB-Abwehr wie aus dem Nichts der 1:2-Anschlusstreffer. Für die Schützlinge um Trainer Markus Mattes begann nun das große Zittern, da die Franken die Chance zum Punktgewinn sahen und alles nach vorne warfen.

In der dritten Minute der Nachspielzeit holte Club-Keeper Nikola Vasilj Eberle von den Beinen. Vorausgegangen war eine Slaptstick-Einlage von Robin Heußer, der die Kugel am Boden liegend zu seinem Keeper zurückköpfen wollte, damit dieser den Ball mit der Hand aufnehmen darf. Doch Eberle sprintete dazwischen und verwandelte den fälligen Strafstoß eiskalt zum 3:1-Endstand. "Unter dem Strich war das eine klasse Leistung von uns, wenn nicht sogar die bislang beste Saisonleistung", resümierte Lushi.

Norbert Dengler