Rasanter Aufstieg
"Verrückt, dass ich immer öfter dabei bin"

Johannes Mayer vom VfB Eichstätt über seinen steilen Werdegang von der Kreisklasse in den Regionalliga-Kader

12.04.2022 | Stand 12.04.2022, 17:07 Uhr
Nicht nur bei der Mannschaftspräsentation vor der Saison durfte Johannes Mayer in das Trikot der ersten Mannschaft schlüpfen. Inzwischen gehört er immer öfter zum Regionalliga-Kader des VfB Eichstätt. −Foto: Traub

Eichstätt - In der Corona-Saison 2019/21 spielte Johannes Mayer mit dem TSV Lichtenau noch in der Kreisklasse 2 Donau/Isar.

Der 20-jährige Abwehrspieler folgte im vergangenen Sommer dann dem Ruf des VfB Eichstätt. Vorgesehen als Akteur für die zweite Mannschaft, ist er mittlerweile ein fester Bestandteil des Regionalliga-Teams - und hat gegen Mannschaften wie die SpVgg Unterhaching, die SpVgg Bayreuth oder den SV Wacker Burghausen Einsatzminuten bekommen. Erst kürzlich hat Mayer seinen Vertrag verlängert.

Herr Mayer, abgesehen von der Partie gegen den FC Pipinsried, in der Sie 64 Minuten lang verteidigen durften, reichte es nur zu Kurzeinsätzen. Genau genommen waren es 13 Minuten Einsatzzeit in sieben Spielen: Ist die Regionalliga für Sie Traum oder Albtraum?
Johannes Mayer: Wer meinen sportlichen Werdegang kennt, der weiß, dass es für mich jedes Mal schon ein wahnsinniges Erlebnis ist, nur im Kader zu stehen - zumal ich vorher weder höherklassig gespielt habe noch in einem der viel zitierten Nachwuchsleistungszentren ausgebildet worden bin. Ich hätte mir niemals vorstellen können, in einem Stadion wie in Unterhaching auf der Bank zu sitzen - geschweige denn, dort auch auflaufen zu dürfen. Vom Albtraum bin ich also ganz weit entfernt.

In Ihrer Vita standen vor dem Wechsel in die Domstadt als Vereine nur der TSV Lichtenau und der SV Karlskron.
Mayer: Wie üblich habe ich bei meinem Heimatverein in Lichtenau in jungen Jahren mit dem Kicken begonnen. Als sich die Jugend-Mannschaft wegen Spielermangels aufgelöst hat, bin ich mit meinen Kumpels nach Karlskron gewechselt. Weil dort dann ein Zusammenschluss mit weiteren Vereinen anstand, ging es für mich nach der B-Jugend aus freien Stücken zurück nach Lichtenau zu den Herren, wo ich bereits mit 17 Jahren gespielt habe.

Waren Sie auf dem Platz schon immer ein Überflieger oder wie ist der VfB Eichstätt auf Ihr Talent aufmerksam geworden?
Mayer: In Karlskron habe ich meistens mit dem älteren Jahrgang gespielt und bin nicht besonders herausgestochen. War ich dagegen bei den Jüngeren im Einsatz, hat man schon einen Unterschied gemerkt. Aber ich hätte niemals im Leben gedacht, dass es so steil nach oben gehen könnte. Den Kontakt hat mein damaliger Trainer Bastian Blabl hergestellt.

Er hat Sie einfach dem VfB empfohlen?
Mayer: Wie das genau abgelaufen ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Auf jeden Fall kennt Bastian Blabl VfB-Coach Markus Mattes, und nachdem ich bei den Herren in Lichtenau eine gute Entwicklung genommen hatte, hat mich Basti gefragt, ob ich nicht mal Lust auf ein Probetraining in Eichstätt hätte.

Mit welchem Gefühl sind Sie zum Training gefahren?
Mayer: Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, wie die Trainingswochen ablaufen und was auf mich zukommen wird. Da ich von Haus aus eher ein nervöser Typ bin, kann man erahnen, wie aufgeregt ich war. Bis auf meine Eltern und dem Lichtenauer Trainer wusste keiner etwas davon. Wir haben das bewusst geheim gehalten und wollten es nicht großartig rumposaunen. Mit meinem Dad habe ich vorher verschiedene Gedanken und Szenarien durchgespielt. Er hat gemeint, ich soll einfach das spielen, was ich kann. Letztendlich habe ich von den Eichstätter Verantwortlichen ein positives Feedback erhalten.
Das da lautete?
Mayer: Es ist ausgemacht worden, dass ich in der ersten Mannschaft mittrainieren darf, bei der Zweiten in der Bezirksliga aber spielen werde. Das war für mich auch ein logischer Schritt, weil ich vorher ja nur Kreisklasse gespielt habe. Schon darüber habe ich mich mega gefreut. Was Einsätze in der vierthöchsten deutschen Spielklasse angeht, hatte ich mir natürlich nicht viel Hoffnung gemacht. Verrückt, dass ich inzwischen immer öfter Bestandteil des Kaders bin.

Neben den acht Regionalliga-Einsätzen standen Sie für die Reserve in der Bezirksliga Oberbayern Nord 15-Mal auf dem Feld. Dabei gelangen Ihnen vier Treffer und vier Vorlagen.
Mayer: Einsätze in der zweiten Mannschaft des VfB sind für mich nicht immer unbedingt verpflichtend. Aber da ich hauptsächlich Fußball spielen will und natürlich auch Spielpraxis sammeln soll, nehme ich diese "Doppelbelastung" gerne in Kauf. Mit den Jungs aus der Reserve verstehe ich mich blendend und ich freue mich jedes Mal auf das Neue, mit ihnen spielen zu dürfen. Diesbezüglich stimme ich mich aber immer spontan mit den Trainern beider Teams ab, da gibt es keine Probleme.

Ist es der ganze Aufwand wert?
Mayer: Klar ist es stressig. Aber wann hat man schon mal die Möglichkeit, das Hobby Fußball auf höchstem Amateurniveau zu betreiben? Meinen Eltern war wichtig, dass ich die Schule nicht vernachlässige. Aber das habe ich bis jetzt ganz gut hinbekommen. Im vergangenen Jahr habe ich das Fachabitur gemacht, aktuell hole ich an der FOS in Ingolstadt das allgemeine Abitur nach. Danach überlege ich, entweder ein Studium bei der Polizei zu absolvieren oder Lehramt zu studieren.

Welcher Superstar ist Ihr sportliches Vorbild?
Mayer: Ein Idol auf meiner Position als rechter Verteidiger habe ich nicht. Da ich aber Bayern-Fan bin, würde ich am ehesten noch Thomas Müller mit seinem unorthodoxen Laufstil nennen. Er läuft irgendwie eigenartig und auch technisch schaut es nicht immer perfekt aus. Das passt zu mir (lacht).

Vor Kurzem haben Sie Ihren Vertrag verlängert.
Mayer: Ich bin total happy, wie es bisher in Eichstätt für mich gelaufen ist - nachdem ich ja mit der Erwartung gewechselt bin, nur ganz selten in der ersten Mannschaft zu spielen. Als Kaderplaner Marco Schiebel vor wenigen Wochen bezüglich einer Vertragsverlängerung auf mich zukam, musste ich deshalb nicht lange überlegen. Anscheinend sind auch die Eichstätter mit mir zufrieden.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.