Rögling
Röglinger "Schuster-Buam" wollen mehr

Marco Schuster ist Fußball-Profi bei Waldhof Mannheim, Bruder Jannik Kapitän des FC Augsburg II

18.03.2021 | Stand 14.05.2021, 3:34 Uhr
Als Kapitän von Waldhof Mannheim zählt Marco Schuster inzwischen zu den besten defensiven Mittelfeldspielern der Dritten Liga. −Foto: imago images

Rögling - Im Amateurfußball bis hinauf zur Regionalliga Bayern ruht seit dem November vergangenen Jahres zum zweiten Mal der Ball.

Ab Montag ist bei einer stabilen Inzidenz unter 50 Kontaktsport im Freien möglich. Und trotzdem haben einige Ligakonkurrenten des VfB Eichstätt schon längst wieder den Trainingsbetrieb nach der Winterpause aufgenommen.

So sind der FC Augsburg II, die SpVgg Greuther Fürth II und der 1. FC Nürnberg II trotz des Corona-Lockdowns seit Monaten zurück im Training. Auch bei den beiden Bayernligisten FC Ingolstadt 04 II und TSV 1860 München II üben die Sportler gemeinsam auf dem Platz. Der Hintergrund: Die Nachwuchsteams - von der U23 bis zur U17 - gelten als Auszubildende im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und dürfen deshalb unter Beachtung der Hygiene-Vorschriften ihren Beruf ausüben.

Dieses Privileg genießen auch Marco und Jannik Schuster, die in Rögling, also in unmittelbarer Nähe zum Landkreis Eichstätt (Mörnsheim ist sieben Kilometer entfernt) aufgewachsen sind. Der 25-jährige Marco ist Profifußballer beim Drittligisten SV Waldhof Mannheim, der drei Jahre jüngere Jannik führt die U23 des FC Augsburg als Kapitän an. Die beiden "Schuster-Buam" haben beim BSC Blossenau mit dem Fußballspielen begonnen. Inmitten der vier großen Kreisstädte Donauwörth, Eichstätt, Neuburg und Weißenburg verschlug es Jannik zunächst zur JFG Donauwörth. Vier Jahre später folgte der Wechsel zum FC Augsburg in die U14-Jugend. Dort spielt er aktuell für die Bundesliga-Reserve in der Regionalliga Bayern (insgesamt 48 Spiele, 3 Tore). Als Führungsspieler, Leistungsträger und Kapitän ist er auf dem Platz sozusagen der verlängerte Arm von Trainer Josef Steinberger - und durfte kürzlich erste Erfahrungen bei den Profis sammeln (siehe Interview).

Im jüngsten Spiel gegen den VfB Eichstätt am 24. Oktober 2020 hatte selbst Eichstätts Top-Torjäger Fabian Eberle einen schweren Stand gegen Jannik Schuster - auch wenn Eberle beim 2:1-Sieg zweimal, allerdings per Elfmeter, traf.

Bruder Marco Schuster gelangte über den TSV Nördlingen in die Fuggerstadt zu den jüngeren C-Junioren und durchlief sämtliche Nachwuchsteams. In der Saison 2014/15 gehörte der 1,79 Meter große zentrale Defensivspieler bei Bundesligaspielen unter Trainer Markus Weinzierl mehrfach zum Kader des Erstligisten, blieb aber ohne Einsatz. Warum? "Diese Frage ist mir schon oft gestellt worden. Letztendlich war es eine Mischung aus vielen Sachen: Der Kader war sehr groß, es kamen Verletzungen hinzu und für einen jungen Spieler ist es ohnehin nicht einfach, sich durchzusetzen", sagt Marco Schuster und gibt selbstkritisch zu: "Und man muss auch so ehrlich sein, zu sagen, dass es vielleicht einfach für den ganz großen Sprung nicht gereicht hat. "

Im Sommer 2017 schloss er sich deshalb dem damaligen Südwest-Regionalligisten SV Waldhof Mannheim an. Geplant war das in dieser Form nicht. Zwar stand der Weggang aus Augsburg fest, aber es sollte mindestens die Dritte Liga sein. Dann riss sich Schuster allerdings das Kreuzband und hatte nicht mehr viele Optionen. "Ich bin den Mannheimern sehr dankbar, dass sie mich damals trotz meiner Verletzung verpflichtet und Vertrauen in mich gesetzt haben", blickt Marco Schuster zurück und sagt: "Was vielleicht am Anfang wie ein Rückschritt aussah, hat sich für mich mittlerweile als der richtige Schritt erwiesen. "

Denn nachdem Marco Schuster mit dem Traditionsverein im ersten Jahr in der Aufstiegsrelegation - das Rückspiel wurde wegen gezündeter Bengalos seitens der Mannheimer Fans abgebrochen - am KFC Uerdingen noch gescheitert war, schaffte er im zweiten Anlauf den Aufstieg in die Dritte Liga. Dort trug er im Vorjahr mit 36 von 38 möglichen Einsätzen über die volle Distanz als Vize-Kapitän zum souveränen Klassenerhalt bei. Das Fachmagazin Kicker bewertete seine Einsätze in der Kategorie der defensiven Mittelfeldspieler als hervorragend und stufte ihn auf Platz eins ein. "Als Aufsteiger wussten wir überhaupt nicht, was uns erwartet. Dass es dann für uns und vor allem für mich so gut lief, damit war nicht zu rechnen", erklärt Marco Schuster, der beim SVW die Position des "Sechsers" bekleidet.

In der laufenden Spielzeit bremsten ihn zunächst eine Bauchmuskelzerrung und dann ein Leistenbruch aus. Seit der Genesung zählt Marco Schuster jedoch wieder uneingeschränkt zum Stammpersonal. In zehn von 12 Partien spielte er durch, nur beim 1:0-Sieg über den Spitzenreiter Dynamo Dresden und zuletzt beim 0:1 gegen Meppen nahm ihn Trainer Patrick Glöckner vorzeitig vom Feld. Nach 27 Spieltagen belegt der SV Waldhof Mannheim einen guten neunten Tabellenplatz. "Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch und haben viele neue sowie junge Spieler dazubekommen. Die Saison läuft so, wie wir es erwartet haben. Wir haben im Januar stark gepunktet und danach etwas Federn gelassen. Aber wir stehen meiner Meinung nach da, wo wir hingehören", sagt Marco Schuster, der in seiner Vita bislang 49 Drittligaspiele sowie 46 Spiele in der Regionalliga West und 64 in der Regionalliga Bayern stehen hat. Parallel dazu absolviert er ein Fernstudium für eine spätere Tätigkeit im Sportbusiness-Management, wo er kurz vor dem Abschluss steht.

Ob es für ihn über den Sommer hinaus bei Waldhof Mannheim weitergeht, ist dagegen noch nicht final geklärt. "Man weiß nie was passiert. Aber natürlich würde ich mir wünschen, es in die 2. Liga zu schaffen. Jetzt gilt es aber erst einmal die Füße still zu halten", sagt Marco Schuster. Was beim VfB Eichstätt passiert, verfolgt der Profifußballer genau. "Klar beobachte ich aus der Ferne, was in der Region meiner ehemaligen Heimat los ist. Die Vizemeisterschaft der Eichstätter in der Saison 2018/19 kam unerwartet, war aber sicherlich nicht unverdient", sagt der gebürtige Röglinger.