Eichstätt
Regionalliga-Topspiel für den VfB

VfB Eichstätt muss zum zweitplatzierten SV Wacker Burghausen - Schraufstetter fällt rund ein halbes Jahr aus

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
Der Pechvogel der Saison beim VfB Eichstätt ist bisher Lucas Schraufstetter. Nach seinem Bruch des Handgelenks zu Beginn der Saison brach er sich am vergangenen Samstag kurz nach seiner Einwechslung nun auch noch das Sprunggelenk und riss sich mehrere Bänder. −Foto: Traub

Eichstätt (EK) Fast bis nach Österreich muss der VfB Eichstätt morgen (14 Uhr) reisen. Der vorletzte Spieltag der Hinrunde führt die Truppe um Trainer Markus Mattes 50 Kilometer vor Salzburg, genauer gesagt zum Auswärtsspiel beim SV Wacker Burghausen. Angesichts der Tabellenkonstellation - der SVW ist Zweiter, der VfB mit einem Zähler weniger Vierter - ist es erneut das Top-Spiel des Tages in der Regionalliga Bayern.

Der SV Wacker Burghausen ist eine von nur zwei Mannschaften in der Regionalliga Bayern, gegen die der VfB Eichstätt noch eine blütenweiße Weste hat und bislang ausschließlich als Sieger vom Platz ging. Der FC Augsburg II wurde bereits dreimal besiegt (3:2, 1:0 und 3:2), gegen den SVW gab es im Vorjahr im Hinspiel einen 1:0-Erfolg und das Rückspiel gestaltete man mit 2:1 ebenfalls erfolgreich. Dass nun ein weiterer Sieg hinzukommt, hält Mattes nicht für ausgeschlossen, aber eher unrealistisch. "Man kann die Mannschaft nicht mehr mit dem Team vom Vorjahr vergleichen. Es ist auf jeden Fall zu sehen, dass der Trainer Einfluss genommen hat. Burghausen steht seit Saisonbeginn sehr stabil, gut in der Ordnung und lässt nur wenig zu. Vorne sind Julien Richter, Stefan Wächter & Co. dagegen sehr effektiv. Von daher wären wir auch schon mit einem Punkt sehr zufrieden", sagt er gewohnt zurückhaltend.

Da es der Spielplan so gewollt hat, dass die Burghausener eine Woche zuvor immer gegen den kommenden Gegner der Eichstätter ran mussten, hat Mattes jedes Spiel komplett im Fernsehen angeschaut und analysiert - und kann deshalb seine Truppe bestens auf das Spitzenspiel beim Tabellenzweiten vorbereiten. Allerdings hält er sich mit Aussagen zur taktischen Marschroute in der Öffentlichkeit bedeckt und sagt nur: "Es wird schwer werden, einen Ansatz zu finden, wie man sie knacken kann." Den 43-Jährigen plagen zudem nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit große personelle Probleme. Marcel Schelle, mit sechs Treffern Eichstätts bester Knipser, muss nach seiner fünften Gelben Karte eine Sperre absitzen. Zu den Langzeitverletzten Jens Förtsch und Sebastian Graßl ist am vergangenen Wochenende nun auch noch Lucas Schraufstetter (siehe eigener Bericht) hinzugekommen. "Das ist sowohl für ihn als auch für uns als Mannschaft sehr bitter", sagt Mattes und fügt an: "Die Zeit während seines Armbruchs war schon hart. Dass es ausgerechnet ihn jetzt wieder erwischt hat, ist schon hart und ein schwerer Rückschlag." Auch Dominik Wolfsteiner fällt weiterhin aus. Immerhin sind Fabian Schäll und Florian Grau von ihrem Urlaub zurück und dürften wenigsten im Kader stehen.

Ungeachtet der Personalien freut sich der Eichstätter Übungsleiter auf das Spiel in der Wacker-Arena mit einer Kapazität von 10 000 Zuschauern. So viele werden freilich nicht kommen; im Durchschnitt verfolgten knapp unter 1000 Fans die Heimpartien des SVW. "Aber die", so erklärt Mattes, "haben 90 Minuten lang gesungen, Stimmung gemacht und ihre Mannschaft angefeuert. Das hat mir gefallen." Beim Auswärtsspiel in Heimstetten benahmen sich einige Fans allerdings daneben und zündeten Bengalos. Für dieses Fehlverhalten auf den Zuschauerrängen brummte das Sportgericht des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) dem Verein eine Strafe im hohen dreistelligen Bereich auf.

Der ehemalige Zweitligist (2002-2007) und langjährige Drittligist (2008-2014) nimmt mit 29 Zählern hinter dem FC Bayern München II aktuell den zweiten Tabellenplatz ein. Bei noch zwei ausstehenden Nachholspielen kann die Reserve des Deutschen Rekordmeisters den Vorsprung auf stattliche neun Punkte ausbauen. Ähnlich wie sein Kollege Mattes war Burghausens Trainer Wolfgang Schellenberg zuletzt überhaupt nicht mit den Entscheidungen der Schiedsrichter zufrieden, und er brachte unmissverständlich zum Ausdruck, dass ihn die Summe der klaren Fehlentscheidungen gegen seine Mannschaft ärgerte. "Da geht es inzwischen um acht bis elf Punkte", rechnete der Wacker-Coach nach der "verpfiffenen" 0:2-Pleite gegen den 1. FC Nürnberg II vor. Schellenberg bemühte in diesem Zusammenhang auch eine alte Fußballer-Floskel und sagte: "Man sagt zwar immer, dass sich das im Laufe einer Saison wieder ausgleichen würde. Aber bei uns gleicht sich das nicht mehr aus."

Dabei streben die Weiß-Schwarzen nicht wirklich die Meisterschaft und die damit verbundenen Relegationsspiele zur Dritten Liga an. Denn mit dem Profifußball hat man beim mit rund 6000 Mitgliedern zählenden Verein abgeschlossen. "Wir wollen nicht ausschließen, dass wir weiterhin den einen oder anderen Spieler haben werden, der vom Fußball lebt - aber wir werden unser Budget deutlich reduzieren", sagte Clubchef Dr. Thomas Frey im Dezember 2016, nachdem man bekannt gab, dass das Kapitel Profifußball nach der Saison 2016/17 enden werde. Für die mittelfristige Rückkehr in die Dritte Liga konnten seinerzeit nicht genügend Sponsoren akquiriert werden, deshalb entschied man sich, einen anderen Weg zu gehen.

Ziel in dieser Saison ist deshalb, sich neben dem bayerischen Totopokalsieger als beste Amateurmannschaft für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Als einer der mitgliederstärksten Verbände darf Bayern nämlich neben Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen einen Extrastartplatz im Pokal vergeben. Aber vielleicht können die "Wackeraner" noch vor der Winterpause einen Angriff auf die Tabellenspitze nehmen: Denn schon eine Woche später, am Montag, 29. Oktober, steht für sie das nächste Topspiel beim Spitzenreiter FC Bayern München II auf dem Spielplan.

Dann wird auch Kevin Hingerl, der gegen Eichstätt eine Gelbsperre absitzen muss, wieder dabei sein. Für Torjäger Sascha Marinkovic ist die Hinrunde dagegen so gut wie gelaufen; der 25-Jährige wurde erst kürzlich am Sprunggelenk operiert. Ein Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Lukas Aigner, der sich im Testspiel unter der Woche beim 1:0-Sieg gegen den Bayernligisten SV Kirchanschöring verletzt hat. "Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist und Lukas am Samstag gegen Eichstätt wieder spielen kann", sagt Schellenberg.

Norbert Dengler