Eichstätt
Immer näher an die Spitze

Radprofi Anna Knauer kämpft sich weiter an ihr altes Leistungsniveau heran

23.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:19 Uhr
Keine Verschnaufpause: Nach der Anstrengung der vergangenen Wochen ist Anna Knauer auch am kommenden Wochenende wieder bei Wettkämpfen am Start. −Foto: Foto: Imago

Eichstätt (EK) Vor Anna Knauer liegen die härtesten Wochen der Saison. Genauer gesagt: Sie haben am vergangenen Freitag begonnen. Die 23-jährige Radsportlerin war bei der internationalen Vier-Bahnen-Tournee vier Tage hintereinander im Einsatz und fuhr mehrmals auf das Podest. Ab Sonntag sitzt sie sogar acht Tage am Stück auf dem Drahtesel.

"Irgendwie schaffe ich es dieses Jahr, mir den Einstieg so hart wie möglich zu machen. Aber wie sagt man so schön: Was dich nicht umbringt, macht dich stärker", sagt sie kämpferisch. Auf der Radrennbahn in Singen lieferte sich die Weltelite des Bahnradsports zum Auftakt der 4-Bahnen-Tournee hochspannende Wettkämpfe im Ausdauer- und Kurzstreckenbereich. In der Königsdisziplin des 2er Mannschaftsfahrens (Madison) erreichte Knauer mit ihrer Partnerin Lisa Küllmer in einem hektischen Rennen einen starken dritten Rang. "Es ging hauptsächlich darum, in den Positionskämpfen nichts zu verlieren. Umso überraschter und glücklicher war ich am Ende, dass wir uns noch vor den Briten mit der vierfachen Olympiasiegerin Laura Kenny einen Podiumsplatz sichern konnten", freute sich Knauer.

Im Scratch - das Rennen fand zuvor statt - sicherte sich die Wahl-Eichstätterin dank einer perfekten Mannschaftsleistung im Schlusssprint den zweiten Platz. Siegerin wurde die erst 19-jährige Letizia Paternoster.
Der zweite Renntag fand auf der Bahn in Öschelbronn statt; und genau dieser Umstand macht das traditionelle Rennen so besonders. "Vier Tage, vier verschiedene Bahnen", erklärte Knauer. Sowohl im Madison als auch im Scratch reichte es zum fünften Platz. "Im Madison wachte ich leider erst gegen Ende des Rennens auf. In der vorletzten Wertung lagen wir dann in der Wertungsrunde auf Platz eins. Als ich aber Lisa Küllmer einwechseln wollte, fuhren die Italienerinnen direkt zwischen uns durch", berichtete Knauer, die daraufhin das Tempo komplett rausnehmen musste, um überhaupt wechseln zu können. Es sei eine ganz knappe Angelegenheit gewesen, einen Sturz zu vermeiden. "Das hat uns womöglich einen Podestplatz gekostet, aber ich bin froh, dass durch diese Aktion nicht mehr passiert ist", resümierte die Radsportlerin.
Die Krönung gelang beim Rennen in Oberhausen, als Knauer und Küllmer im Madison den Sieg holten. Auf der 333 Meter langen Bahn konnte das deutsche Duo als einzige Mannschaft sogar einen Rundengewinn herausholen und setzte sich mit 43 Punkten vor den Belgierinnen Jolien D'Hoore/Lotte Kopecky (30) sowie Letizia Paternoster/Elisa Balsamo (26) aus Italien durch. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen, auch wenn sich die beiden etwas mehr als 30 Runden vor Schluss vom Feld absetzen konnten. "Wir hatten nur gehofft, die fünf Punkte der nächsten Wertung zu holen", berichtete Knauer. Als sich die anderen Mannschaften im hinteren Fahrerfeld dann aber nicht einig waren, fuhren sie einfach weiter zur nächsten Wertung. "Und das ging vier Wertungen lang so. Plötzlich tauchte das Feld vor uns auf und wir konnten sie überrunden."

Der Sieg ist umso höher einzustufen, da unter anderem auch die belgischen Weltmeisterinnen von 2017 am Start waren und es ohnehin ein elitäres Teilnehmerfeld war, das dem eines Weltcups ähnelt.

Am letzten Renntag gelang Knauer im Ausscheidungsfahren hinter dem überragenden Ausnahmetalent Paternoster ein zweiter Platz; erstmals konnte sie die vierfache Olympiasiegerin Laura Kenny sowie die Olympia-Bronzemedaillengewinnern Jolien D'Hoore hinter sich lassen. Im Madison fuhr sie dann noch auf Rang sieben. In der Gesamtwertung der Vierbahnentournee (hierzu zählen nur die Madisonrennen der vier Tage - ähnlich wie eine Rundfahrt auf der Straße) holten sich Knauer und ihre Partnerin die Bronzemedaille.

Knauer ist aber auch nach den vier kräftezehrenden Wettkampftagen keine Verschnaufpause vergönnt. Es geht Schlag auf Schlag weiter. Denn am kommenden Sonntag fährt sie beim Bundesligarennen in Karbach und gleich am darauffolgenden Tag beginnt die Lotto Thürigen Ladies Tour. Dabei handelt es sich um das Heimrennen sowie um den Saisonhöhepunkt ihres Teams maxx-solar LINDIG Women Cycling.

In dieser Saison ist Knauer schon beim Bikermarathon in Kempten am Start gewesen und fuhr bei der Bayerischen Meisterschaft in Attenzell auf den zweiten Rang. Außerdem war sie bei der "Gracia Orlova" in Tschechien mit von der Partie. "Nach einem Jahr Rennpause bin ich mit zwei Rundfahrten und einem Mountainbike-Rennen zurückgekehrt. Hinterherfahren macht keinen Spaß. Aber mit jedem Rennkilometer komme ich der Spitze wieder einen kleinen Schritt näher", hatte sie damals gesagt. Mit einem Sieg, zwei zweiten Plätzen sowie einem dritten Platz ließ Knauer ihren Worten nun Taten folgen.

Norbert Dengler