Eichstätt
G wie grandios: Die VfB-Saisonbilanz

Der VfB Eichstätt freut sich über eine erfolgreiche erste Regionalligasaison - die Mannschaft feiert nun in Kroation

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Viel Grund zum Jubeln hatten Mannschaft und Fans des VfB Eichstätt in der Premierensaison der Regionalliga. Die Bilanz in Zahlen: Platz sieben mit 52 Punkten und einem Torverhältnis von 55:56. In 36 Spielen gab es 14 Siege, zehn Unentschieden und zwölf Niederlagen. −Foto: Fotos: Traub/Archiv

Eichstätt (EK) Die erste Saison in der Regionalliga Bayern ist für den VfB Eichstätt am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen. Mit Platz sieben haben die Schützlinge um Trainer Markus Mattes die eigenen Erwartungen bei Weitem übertroffen. Unser Mitarbeiter Norbert Dengler hat die Grünhemden in ihrer Premierensaison in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands begleitet und zieht nun Bilanz - von A bis Z.

Awie Arzt: Gemäß den Regularien des Deutschen Fußballbundes muss der Heimverein immer dafür Sorge tragen, dass bei den Spielen ein Arzt anwesend ist. Beim VfB hat diese Aufgabe Dr. Thomas Roßberg aus Ingolstadt übernommen. Der Orthopäde kümmert sich im Rahmen der Erstversorgung um die kleinen und großen Wehwehchen der Spieler. Michael Panknin wurde wegen einer blutenden Platzwunde, die er sich im Spiel gegen Ingolstadt zugezogen hatte, beispielsweise einfach mal schnell "getackert". Dabei "schoss" ihm Dr. Roßberg Klammern, die tatsächlich den herkömmlichen Tacker-Nadeln ähneln, mit einem speziellen Klammergerät in die Haut, um die Wundränder zusammenzudrücken und zu fixieren. Der Spieler musste nicht ins Krankenhaus und konnte weiterspielen.

B wie Beckenbruch: Kurioses hat sich in der Halbzeitpause beim Gastspiel in Rosenheim zugetragen. Mattes versuchte die Spannung hochzuhalten und die Spieler auf die zweite Halbzeit einzuschwören, als plötzlich großes Gelächter durch den Raum schallte. Was war passiert? Torwart-Trainer Armin Schmid hatte sich genüsslich am Waschbecken aufgestützt; das gab unverhofft nach, brach aus der Verankerung und krachte samt Schmid zu Boden. Dieser "Beckenbruch" als Verletzung fiel aber nicht in den Zuständigkeitsbereich von Dr. Roßberg. Dafür waren dann schon Klempner der Gastgeber zuständig.

C wie Cup: Als Meister der Bayernliga Nord hatte sich der VfB für den Erdinger-Meistercup qualifiziert, schickte aufgrund terminlicher Überschneidungen während der Vorbereitungsphase aber die Zweite Mannschaft zur Endrunde nach Kehlheim. Nach Rang drei in der Gruppenphase blieb den Domstädtern nurmehr die Trostrunde.

D wie Dauerbrenner: Mit 2971 Spielminuten stand Linksverteidiger Sebstian Graßl am längsten auf dem Feld. Der 22-Jährige wurde einmal aus- und einmal eingewechselt. Zwei Spiele verpasste er wegen einer Sperre. Ihm folgen Spielführer Benjamin Schmidramsl (2939 Minuten in 33 Einsätzen) und Fabian Eberle (2917 Minuten in 35 Spielen). Insgesamt setzte Mattes 26 verschiedene Spieler ein.

E wie Eberle: Mit 20 Treffern in 35 Spielen setzte sich Fabian Eberle, dem in Winter ein Angebot eines Drittligisten vorlag, an den dritten Platz der Regionalliga-Torjägerliste. Vor dem 29-jährigen Grundschullehrer lagen nur noch Adam Jabiri (1. FC Schweinfurt, 27 Tore) und Kwasi Okyere Wriedt (FC Bayern München II, 21 Tore), der erst vor Kurzen in die ghanaische Nationalmannschaft berufen worden ist. Eberle erzielte unter anderem vier seiner Treffer vom Strafstoßpunkt aus.

F wie Fans: 16.078 Zuschauer kamen zu den 18 Heimspielen des VfB. Gegen den Traditionsverein TSV 1860 München war das Liqui Moly-Stadion mit 2830 Schlachtenbummlern restlos ausverkauft. Über 1000 Zuschauer unterstützten den VfB auch gegen den FC Bayern München II (1882) und am ersten Spieltag gegen den FC Unterföhring (1250). Minusrekord war gegen den VfR Garching (440). Im Schnitt konnten die Domstädter 893 Besucher begrüßen, was in diesem Ranking Platz zehn bedeutet. Krösus war der TSV 1860 München mit durchschnittlich 11.764 Zuschauern. Die durchschnittlich wenigsten Besucher zählte die SpVgg Greuther Fürth II (322).

G wie Gekommen um zu bleiben: Mit diesem Motto starteten "die Jungs" in die Saison - und es sollte nicht nur eine Floskel werden. Nach einem eher schlechten Saisonbeginn startete die Mannschaft richtig durch und sicherte sich als Außenseiter frühzeitig den Klassenerhalt. Ein weiterer Slogan, dem sich die Mannschaft verschrieben hat, war "never give up": Niemals aufgeben.

H wie Hot Dog: Donnerstags nach der Spielersitzung wird im VfB-Sportheim Treffpunkt meist eine deftige Brotzeit aufgetischt, die von Freunden, Sponsoren oder Gönnern der Akteure spendiert wird. In Zweier- oder Dreier-Teams organisieren die Spieler das jeweilige Essen. Der Speiseplan reicht von Rinderrouladen mit Spätzle und Soße über Chili Con Carne und Leberkäse bis hin zu Hot Dogs.

I wie Ingolstadt: Gegen den Lokalrivalen aus der Schanz kassierten die Grünhemden die höchste Niederlage. 0:6 hieß es nach einer desolaten Vorstellung. Ingesamt verlor die Truppe um Spielführer Benjamin Schmidramsl zwölf Spiele. 14 Partien wurden gewonnen, zehnmal trennte man sich Unentschieden.

J wie Joker: Mit 18 Einwechslungen ist Florian Grau der Joker schlechthin. Der 31-jährige Angreifer, der in der Aufstiegssaison noch 18 Treffer erzielt hatte, wurde meist in der Schlussphase eingewechselt. In elf Spielen stand er in der Startformation. Julian Kügel kam 13 Mal von der Bank, Marco Witasek zwölfmal. Am häufigsten ausgewechselt wurde Fabian Schäll (17).

K wie Kartenkönig: Mit 13 Verwarnungen in 32 Spielen ist Lucas Schraufstetter der unumstrittene "Kartenkönig" der Eichstätter. Schon im Vorjahr hatte er zwölf Gelbe Karten gesehen. Im Gesamt-Ranking der Regionalliga Bayern liegt der 23-jährige Mittelfeldspieler damit gemeinsam mit Aaron Berzel von den Löwen hinter Jonatan Kotzke vom FC Ingolstadt 04 II. Zweistellige Verwarnungen kassierte auch die beiden VfB-Akteure Philipp Federl (11) und Jonas Fries (10).

L wie Live-Spiel: Die Partie des 27. Spieltages bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth war live im Fernsehen auf Sport 1 übertragen worden. Wie der Fernsehsender auf Anfrage mitteilte, haben 60.000 Zuschauer ab drei Jahren (Z3+) den 3:1-Sieg der Domstädter verfolgt. In der Spitze sind es 120.000 Zuschauer (Z3+) gewesen.

M wie Motorschaden: Mit Verzögerung erreichte ein Teil des fast 30-köpfigen Trosses das Wintertrainingslager in Malcesine (Italien) Mitte Februar. Denn schon in der Nähe von Unterhaching streikte der Motor eines Kleinbusses und das Fahrzeug musste ausgetauscht werden. So zog sich die Anreise auf über zwölf Stunden hin. Das war aber auch das einzige Malheur eines ansonsten rundum gelungenen Trainingslagers.

N wie Nürnberg: Zwei richtig große Höhepunkte für den gesamten Verein gab es noch vor dem Start in die Regionalliga-Saison. Gegen die Profimannschaft des FC Ingolstadt 04 unterlag man klar mit 0:4. Dafür hatte der VfB wenige Tage zuvor im heimischen Liqui Moly-Stadion den späteren Erstliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg lange Zeit am Rande einer Niederlage. Vor 3800 Zuschauern musste man erst in der Schlussphase eine 1:2-Niederlage hinnehmen.

O wie Ordner: 35 bis 40 freiwillige Helfer sind bei einem Heimspiel des VfB im Einsatz. Sie übernehmen Aufgaben als Kassierer am Eingang, Kuchen- und Kaffee-Verkäuferinnen im Sportheim, Helfer am Grill und am Getränke-Ausschank sowie in den Verkaufsständen oder beispielweise als Platzordner, um die Spieler oder aber auch das Schiedsrichter-Team vor Übergriffen zu schützen.

P wie Pokal: Anfang September standen die Mattes-Schützlinge kurz vor dem Viertelfinal-Einzug des Bayerischen Totopokals - und man war "nur" noch acht Siege vom DFB-Pokal-Endspiel im Berliner Olympiastadion entfernt. Nachdem jedoch die SpVgg Bayreuth in der Schlussminute ausgeglichen hatte, versagten die VfB-Akteure gänzlich und brachten beim Elfmeterschießen keinen einzigen Ball unter. Und aus war der Traum; nicht von Berlin, aber von der nächsten Runde.

Q wie Querbalken: Unter diesem standen gleich drei Torhüter. Jonas Herter (23 Einsätze, 1903 Spielminuten), Michael Gurski (9/752) und Thomas Bauer (7/585) hüteten - verletzungs- und leistungsbedingt - abwechselnd das Tor. Mit 56 "Einschlägen" war man Liga-Durchschnitt. Die wenigsten Tore musste der Meister TSV 1860 München (27) hinnehmen, die meisten Gegentreffer kassierte das Schlusslicht FC Unterföhring (87).

R wie Raststätte: Auf den langen Fahrten zu den Auswärtsspielen - bis nach Schalding-Heining sind es beispielweise rund 250 Kilometer - legt der Bus auf den Raststätten dieser Autobahnen selbstverständlich die eine oder andere Pause ein. Da kann es schon mal vorkommen, dass "die Jungs" auf die gegnerischen Fans treffen. So geschehen bei der Fahrt zum Auswärtsspiel beim TSV 1860 München. Die Verpflegung wie Kaffee und Kuchen, Plätzchen oder Wurstsalat organisiert seit Jahren die Familie Püschel.

S wie Stadionsprecher: "Toooor für den VfB Eichstätt" durfte Stadionsprecher Charly Dengler 34-Mal in das Mikrofon jubeln. Da Eberle & Co. auswärts 21 Mal trafen, standen schlussendlich 55 Treffer zu Buche.

T wie Team: Ein sehr gut funktionierendes Team hinter dem Team ist für den Erfolg einer Mannschaft niemals zu unterschätzen. Denn auch abseits des Platzes kann der Grundstein für eine gelungene Saison gelegt werden. Beim VfB wurde Cheftrainer Markus Mattes in seiner Arbeit von Co-Trainer Norbert Scheuerer und Torwart-Trainer Armin Schmid tatkräftig unterstützt. Betreuer Günther Jobst, Abteilungsleiter Hans Benz oder aber auch die beiden Physiotherapeutinnen Silke Hausner-Wirsing und Michaela Leyerer trugen ihren Teil dazu bei.

U wie Ultras: Schon zu Bayernliga-Zeiten hat sich beim VfB eine kleine Gruppierung heranwachsender Jugendlicher zusammengetan, um "ihre" Mannschaft möglichst über die gesamte Spieldauer mit dem Singen von Liedern und Schlachtrufen anzufeuern. Auch in der Regionalliga war die Fan-Gruppe am Spielfeldrand mit von der Partie.

V wie Viererkette: 4-4-2, 4-5-1 oder 4-3-3. Das System der Viererkette kann in den unterschiedlichsten Ausprägungen angewandt werden. Da die taktische Ausrichtung in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, muss jede Mannschaft mehrere Varianten spielen zu können. Je nach Gegner hat deshalb auch Mattes sein Team aufgestellt. Gegen Bayreuth und Ingolstadt II setzte er beispielsweise sogar auf eine variable Fünferkette, um in der Defensive noch kompakter zu stehen. In der Vorwärtsbewegung wurde auf die offensive Variante umgestellt.

W wie Wettbewerb: Um dem Lagerkoller im Trainingslager zu entgehen, wurde ein teaminterner Dart-Wettbewerb ausgetragen, bei dem Jonas Fries und Fabian Eberle im Duo als Sieger hervorgingen. Bei einer der legendären Kabinenfeiern, die zwei- bis drei Mal im Jahr stattfinden, ist zudem ein Beer-Pong-Turnier durchgeführt worden. Lucas Schraufstetter und Philipp Federl waren bei dem Trink- und Geschicklichkeitsspiel am erfolgreichsten und sicherten sich den ersten Rang.

X wie x-fach: Gerade in der Anfangsphase der Saison fühlten sich die VfB'ler x-fach von den Unparteiischen verschaukelt. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an die in den Videobildern deutlich erkennbare Abseitsposition im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg II, die zur Niederlage führte.

Y wie Yomi Scintu: Der wendige und schnelle Stürmer zog sich einen Anriss des vorderen Kreuzbandes zu und brachte es deswegen nur auf 22 Einsätze. Dabei traf er sieben Mal. Ob der 20-Jährige, der beim FC Ingolstadt ausgebildet worden war, dem VfB erhalten bleibt, wird sich zeigen: Er liebäugelt nämlich mit einem Wechsel zu einem höherklassigen Verein.

Z wie Zrce: Der kroatische Partystrand auf der Insel Pag ist seit einigen Jahren das neue Malle. Schon im Vorjahr feierten die Legenden des VfB Eichstätt dort die Bayernliga-Meisterschaft. Auch in diesem Sommer wird wieder eine zweistellige Zahl feierwütiger Fußballer in einer angemieteten Villa mit eigenem Pool Party machen und den Klassenerhalt noch einmal so richtig feiern.

Norbert Dengler