Ingolstadt
"Hobby zum Beruf gemacht"

Benjamin Flicker und Markus Löffler aus Wolnzach trainieren die U 14-Mannschaft des FC Ingolstadt

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Den FC 04-Nachwuchs trainieren unter anderem Benjamin Flicker (links) und Markus Löffler. - Foto: amp

Ingolstadt/Wolnzach (DK) Die schwarzrote Leidenschaft ist überall zu spüren, wenn man in diesen Tagen den Jugendlichen, den Betreuern, den Trainern im neuen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Ingolstadt begegnet. Der überraschende erste Platz in der 2. Fußball-Bundesliga hat wirklich alle in eine absolut positive Stimmung gebracht. Zwei Wolnzacher (Landkreis Pfaffenhofen) sind Teil davon. Benjamin Flicker und Markus Löffler trainieren die U 14-Mannschaft.

Der 28-jährige Benjamin Flicker und der 30-jährige Co-Trainer Markus Löffler haben selbst unter anderem beim TSV Wolnzach in der Kreisliga gespielt. Nach vielen schweren Verletzungen mussten sie ihre aktive Laufbahn beenden. Flicker ist seit vier Jahren beim FC Ingolstadt fest angestellt. Begonnen hat seine Tätigkeit bei der Audi-Schanzer-Fußballschule, wo er derzeit immer noch stellvertretender Leiter ist. Löffler ist hauptamtlich in der technischen Entwicklung bei Audi beschäftigt und betreut die Schanzer Talente nun schon in der dritten Saison. Der Kontakt zum FC Ingolstadt ist bei beiden durch den Juniorenkoordinator des FC 04, Alex Reifschneider zustande gekommen. Flicker wird in Kürze mit der Ausbildung zur Trainer-A-Lizenz beginnen, Löffler ist im Besitz der B-Lizenz.

In der U 14-Mannschaft des FC 04 sind nur Spieler des Jahrgangs 2001. Sie spielen in der in dieser Saison neu gegründeten Förderrunde der Nachwuchsleistungszentren gegen die Mannschaften anderer großer bayerischer Vereine wie Bayern München, 1860 München oder dem 1. FC Nürnberg. Derzeit belegen die Ingolstädter dort den siebten Platz. In der Vorbereitung wird derzeit drei- bis viermal wöchentlich trainiert. An fast jedem Wochenende nehmen die Nachwuchsspieler dann noch an überregionalen Hallenturnieren teil. Zuletzt konnten sich die jungen Schanzer mit überzeugenden Leistungen in einem Hallenturnier bei Stuttgart gegen die Talente von 1860 München, der SpVgg Greuther Fürth und des FC Augsburg durchsetzen.

Und was muss ein Jugendlicher mitbringen? „Belastbar in allen Bereichen, absolute Hingabe zum Fußball, überdurchschnittliche motorische Fähigkeiten und natürlich Talent im Umgang mit dem Ball sowie eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft“, sagt Flicker. Er macht seine Spieler aber auch darauf aufmerksam, dass „trotz der hohen Trainingsintensität immer die schulischen Leistungen Vorrang vor dem Fußball haben müssen“. In engem Kontakt mit den Eltern werden so auch die Noten ständig beobachtet. Wie er berichtet, komme es aber dabei nur selten vor, dass man sich um die Jugendlichen Sorgen machen muss und ergänzt: „Die Jungs sollen immer Spaß haben, wenn sie bei uns sind.“

Der FC 04 lädt zweimal im Jahr zu einer Talentsichtung ein. Außerdem werden regelmäßig Talente aus der Region beobachtet. Bei Spielerwechseln gab es bisher keine Probleme mit den abgebenden Vereinen. Denn das eine oder andere Talent kehrt gut ausgebildet wieder zu seinem Heimatverein zurück, sollte es den Sprung in den Profifußball nicht geschafft haben. Durch die frühzeitig ganzheitlich gute Ausbildung glauben Flicker und Löffler, „dass Spieler jetzt schon mit 18 Jahren oft so weit sind, in Profiligen mitspielen zu können“.

Flicker und Löffler nennen als oberstes Ziel und als ihre Hauptaufgabe, „dass einmal ein Spieler aus der Region wie Wolnzach, Langenbruck oder Pfaffenhofen mit der Profimannschaft der Schanzer in den Audi-Sportpark aufläuft“. Wichtig erscheint es beiden, dass es bei Jugendlichen in der fußballerischen Ausbildung auch darum geht – besonders in der Pubertät –, stets auch die Erziehung der Jugendlichen nicht aus den Augen zu verlieren. Sie bekommen im NLZ auch für ihr weiteres Leben sehr viel mit, was Teamfähigkeit, Konzentration, Durchsetzungsvermögen, Disziplin und das Verhalten miteinander anbetrifft. Außerdem bekommen die Talente im NLZ auch eine Rundumbetreuung: Physiotherapeuten, Pädagogen und eine Unterkunft im eigenen Jugendhaus ab der U 15 stehen den Spielern zur Verfügung.

Die Fußballer der jüngeren Jahrgänge kommen meistens noch aus der Region, je älter die Jugendlichen sind, umso größere Anreisewege haben sie dann meistens. Mit der Drei-Sterne-Bewertung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für das NLZ hat der FC Ingolstadt zu anderen großen Vereinen in Bayern aufgeschlossen.

Besonders stolz macht das Trainerduo die Tatsache, welchen Stellenwert die Vereine seit einigen Jahren der Ausbildung von jungen Talenten beimessen. Beide berichten, dass beim FC Bayern München bei der U 14 Harald Cerny oder bei RB Salzburg Alexander Zickler auf der Trainerbank sitzen. Dort waren die Ingolstädter auch schon zu Gast, bald sollen die Salzburger zu einem Testspiel nach Ingolstadt kommen.

Zur Vorbereitung auf die Rückrunde ist die Mannschaft derzeit im Trainingslager in Side (Türkei) – ein beliebtes Ziel. Auf die Frage, ob sich beide vorstellen können irgendwann einmal wieder in der Region als Trainer tätig zu sein, antworten sie diplomatisch: „Man sollte niemals nie sagen.“ Für beide ist mit der jetzigen Trainertätigkeit ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Flicker bringt es auf den Punkt: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Wir sind in einem professionellen Umfeld tätig und beschäftigen uns mit der tollsten Sportart, die wir uns vorstellen können.“