Nürnberg
"Noch heißer, noch geiler"

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr

Nürnberg/Fürth (DK) Im 264. Frankenderby zwischen Nürnberg und Fürth geht es nicht nur um das Prestige, sondern um Aufstieg und Klassenerhalt. Kleeblatt-Trainer Damir Buric heizt deshalb die Stimmung an. Club-Profi Enrico Valentini weiß, was das Spiel für die Region bedeutet, muss es aber wie früher vom Fanblock aus verfolgen.

Das passende Accessoire für seinen Ausflug in die Fankurve liegt vermutlich noch irgendwo bei Enrico Valentini im Schrank. Bekommen hatte er es schon im vergangenen September, als die Club-Fans nach dem 3:1-Sieg im Fürther Ronhof noch im Stadion Schals an ihre Spieler verteilten. "Die Nummer 1 in Franken" stand auf diesen Schals, von denen sich auch Valentini spontan einen um den Hals gehängt hatte. Morgen Nachmittag (13 Uhr/Sky) wäre wohl eine gute Gelegenheit, um das Geschenk von damals wieder aus dem Schrank zu kramen.

Die Nummer eins in Franken. Vor dem 264. Derby zwischen dem Club und dem Kleeblatt ist diese Botschaft mehr als zutreffend, da die Nürnberger eben nicht nur 18 Punkte vor den abstiegsbedrohten Fürthern, sondern in der Zweitligatabelle ganz oben stehen. Mit einem 0:0 in Bochum baute der Club seine Tabellenführung am vergangenen Wochenende sogar um einen Punkt aus, ist seit elf Zweitligaspielen ungeschlagen, während die Spielvereinigung auf dem Abstiegsrelegationsrang um den Klassenverbleib kämpft. "Das Derby ist extrem viel wert. Aber ich glaube, die Fans wären glücklicher, wenn wir in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen würden", sagt Valentini. Es geht diesmal nicht nur um das Prestige, sondern vor allem um den Auf- und Abstiegskampf.

Dass der Rechtsverteidiger, der in dieser Saison noch kein Pflichtspiel verpasst hat, ausgerechnet jetzt gelbgesperrt fehlen wird, ist dabei fast ein kleines Drama, das sich rund um das geschichtsträchtige Duell abspielt. "Viel bitterer, als dass ich genau dieses Spiel verpasse, geht es nicht", sagt der 29-Jährige. Im Stadtteil Zerzabelshof (kurz Zabo), unweit des Trainingsgeländes, wuchs der gebürtige Nürnberger auf, verfolgte später die Spiele seines Clubs als Fan im Stadion. So lange, bis er nach Stationen in Aalen und Karlsruhe im vergangenen Sommer endlich zu seinem Heimatverein zurückkehrte, wo Valentini - unter anderem wegen seiner sieben Torvorlagen - seitdem einer der Erfolgsgaranten ist. Und einer, dem das Derby noch ein bisschen mehr bedeutet hätte als anderen Spielern. Am Samstag wird er es wie früher mit den Fans in der Kurve verfolgen.

Gespannt wird Valentini beobachten, was sich Trainer Michael Köllner einfallen lässt, um ihn zu ersetzen. Vor allem der Nürnberger Defensivverbund mit der Viererkette Leibold, Ewerton, Margreitter und Valentini funktionierte zuletzt besonders gut. "Wir sind aber sehr flexibel, weil wir das das ganze Jahr trainieren", sagt Kapitän Hanno Behrens, der betont: "Der Trainer wird schon eine Idee haben." Auch der Einsatz des angeschlagenen Eduard Löwen ist derzeit noch unsicher.

Behrens kennt den Stellenwert der Partie fast genauso gut wie Valentini. Mit bislang fünf Einsätzen ist er aus der voraussichtlichen Club-Startaufstellung für Samstag der derbyerfahrenste. Beim 3:1-Hinspielsieg glänzte der defensive Mittelfeldspieler mit einem Tor und einer Vorlage. "Auf dem Platz ist es immer etwas heißer, von den Rängen kommen noch mehr Emotionen", so Behrens, der betont: "Ich glaube, wir werden zurecht als Favorit gesehen, haben uns das auch verdient und können damit umgehen."

Die Spielvereinigung ist demnach der Außenseiter, möchte sich aber "nicht verstecken, sondern das eigene Spiel durchziehen", wie Trainer Damir Buric betont. Die Bedeutung des speziellen Spiels für das Umfeld richtig einschätzen zu können, nimmt auch er vor seinem zweiten Frankenderby für sich in Anspruch. Man sei "noch heißer, noch geiler", sprudelt es aus dem Kroaten heraus. "Es ist ein besonderes Spiel, dem man tagtäglich entgegenfiebert." Burics Hoffnung: Mit einem guten Ergebnis, womöglich sogar dem ersten Fürther Auswärtssieg dieser Saison, zusätzlichen Schwung im Abstiegskampf erzeugen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind", sagt er. Noch bangt die Spielvereinigung um die angeschlagenen Richard Magyar, Adam Pinter, Uffe Bech und Kaylen Hinds. Auch bei Jurgen Gjasula müsse man abwarten, ob es für einen Einsatz über 90 Minuten reicht.

Wie wichtig das Spiel für beide Seiten ist, zeigt auch die Tatsache, dass beide einen Großteil ihrer Trainingseinheiten in dieser Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit verbrachten. Dass der Club erstmals seit 2001 wieder als Tabellenführer ins Derby geht, "heißt in diesem Spiel überhaupt nichts", weiß Valentini. Damals verloren die Nürnberger nach einem Amanatidis-Treffer mit 0:1. Den 3:1-Hinspielerfolg feierten sie dagegen spontan auf dem Altstadtfest. Sollte es am Samstag zu einer erneuten Feier kommen, wäre auch Valentini wieder dabei. "Es ist nichts geplant. Aber wenn etwas zusammengeht, darf er natürlich mit. Da ist er ja nicht gelbgesperrt", sagt Behrens mit einem Grinsen.