Der sechste Anlauf

25.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Basel (DK) Deutschlands Fußball steht vor dem größten Triumph seit zwölf Jahren, zum sechsten Mal hat die Nationalmannschaft das Endspiel um die Europameisterschaft erreicht. Erinnerungen an die bisherigen fünf EM-Finals:

Brüssel 1972 – Das Ende des Kraftfußballs: Es war der Abschied vom Klischee des teutonischen Kraft- und Zweckfußball. Es war die kurze Blüte eines Teams, das bis heute als das spielerisch beste gilt, das Deutschland je hervorgebracht hat. Mit eleganter Leichtigkeit, dirigiert von Libero Franz Beckenbauer und Spielmacher Günter Netzer in der Form seines Lebens, besiegte die Mannschaft von Helmut Schön die Sowjetunion fast im Vorbeigehen mit 3:0.

Belgrad 1976 – Premiere für das Elfmeterschießen: Wer sagt, dass deutsche Fußballer im Elfmeterschießen immer gewinnen, vergisst das erste große Spiel, das so entschieden wurde. Dieter Müller und Bernd Hölzenbein trafen beim 2:2 gegen die CSSR. Im Elfmeterschießen verwandelten die ersten sieben Schützen, dann jagte der ausgelaugte Uli Hoeneß den Ball über das Tor, so dass der freche Heber von Antonin Panenka das Finale gerechterweise zugunsten der Tschechoslowaken entschied.

Rom 1980 – Der große Fang des Hobbyanglers: Es gibt wohl keinen deutschen Fußball-Triumph, der weniger in Erinnerung ist als der Titelgewinn von 1980. Das Turnier litt unter einem Mangel an Niveau, Toren und Zuschauern. Die Hauptrolle spielte Horst Hrubesch, der beide Tore zum 2:1 über Belgien erzielte. Der Ruhm brachte ihn nicht nur auf die ersten Seiten der Sportblätter, sondern als nunmehr prominenten Hobbyangler auch auf den Titel des Fachblattes "Blinker".

Göteborg 1992 – K.o. gegen die "Big-Mac-Truppe": Nach schwachem Start erreichte die Mannschaft von Berti Vogts glanzlos das Finale; der Bundestrainer setzte auf professionelle, systematische Vorbereitung, die natürlich auch Ernährungspläne beinhaltete. Davon hielten die fröhlichen Dänen nicht viel, die zum Essen auch mal bei MacDonalds einkehrten und das Finale mit 2:0 gewannen.

London 1996 – Schlappschuss zum Golden Goal: Er kam als Reservist, den Bundestrainer Berti Vogts angeblich nur auf Empfehlung seiner Frau mitgenommen hatte. Er ging als Held des EM-Finales und Schütze des ersten Golden Goals. Oliver Bierhoffs Popularität gründet auf den Treffern, die er in Wembley erst per Kopf zum Ausgleich und mit einem halb missratenen, auf jeden Fall harmlosen Linksschuss zum 2:1 gegen Tschechien erzielte.