FC Ingolstadt: Rückkehr des Altmeisters "Zecke"

07.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:03 Uhr

Der Torjubel von Augsburg: Andreas "Zecke" Neuendorf (Zweiter von rechts) feiert mit Teamkollege Valdet Rama (rechts) das 1:0, das er selbst aufgelegt hatte. - Foto: imago

Ingolstadt (DK) Acht Spiele bleiben noch. Acht Spiele, in denen der FC Ingolstadt den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga sicherstellen will, acht Spiele in denen sich Andreas "Zecke" Neuendorf aus dem Profifußball verabschiedet.

Auch wenn der heute 34-Jährige vielleicht noch in der Verbandsliga weiterspielen mag, steht eines für ihn bereits fest: Nach der Saison geht es zurück in seine Heimat Berlin. "Nach zwei Jahren in Ingolstadt wird es wieder Zeit, dass ich zurück gehe", so "Zecke". Zugleich betont er aber, wie er gerne in Ingolstadt ist. "Der Verein ist wie eine Familie, alle sind sehr nett, ich komme mit allen gut klar", sagt er. "Außerdem wird hier einiges aufgebaut, da müssen wir unbedingt dafür sorgen, dass da nichts dazwischen kommt."

Womit wir beim Sportlichen wären. Denn der Gedanke, dass er nach 16 Profijahren ausgerechnet mit seinem letzten Profiverein absteigt, passt ihm gar nicht. "Dafür sind wir als Mannschaft einfach viel zu stark", stellt er klar, und will beim Projekt Klassenerhalt natürlich auch selber mithelfen.

Die Chancen dazu stehen seit dem vergangenen Wochenende so gut, wie selten in "Zeckes" Ingolstädter Zeit. Zahlreiche Verletzungen, taktisch bedingte Nichtberücksichtigungen und zwei Rote Karten sorgten dafür, dass der 200-fache Bundesligaprofi (für Bayer Leverkusen und Hertha BSC Berlin) in zwei Jahren gerade Mal auf 15 Ligaeinsätze in der "Ersten" des FC kam. Doch beim 1:1 am vergangenen Freitag in Augsburg schenkte im Trainer Thorsten Fink wieder das Vertrauen – und "Zecke" dankte es mit seiner vielleicht stärksten Leistung im FC-Trikot.

An nahezu jeder gefährlichen Aktion war er beteiligt, legte mit seinen Ecken gleich zweimal brandgefährlich für Mitspieler Michael Wenczel auf und bereitete durch seinen Pfostentreffer das 1:0 von Vratislav Lokvenc indirekt vor. "Ich habe gesehen, dass Loki frei stand, also habe ich ihn über den Pfosten angespielt", ließ er nach dem Spiel mit dem für ihn typischen Grinsen verlauten. So ist er eben. Auf dem Platz ein Filou, außerhalb ein Schelm. Aber die FC-Elf bekommt in der aktuell angespannten Situation gerade durch den ebenso frechen wie erfahrenen Altmeister noch einmal frische Impulse. Und die tun dem Ingolstädter Spiel nur gut.

"Zecke spielt auch am Donnerstag (18 Uhr, Anmerk. d. Red.) gegen Wehen. Ich weiß nur noch nicht auf welcher Position", legte sich Fink deshalb schon frühzeitig auf den Einsatz des neuen Hoffnungsträgers fest. "Spielerisch ist er eine unbedingte Bereicherung, außerdem profitieren alle davon, wie er mit der schwierigen Situation umgeht." Der Angesprochene selbst bleibt vorsichtig. "Ich war schon immer Teamplayer und habe im Moment einfach Freude am Fußballspielen", sagt er. Man kann bestenfalls erahnen, dass er gerne schon viel früher gezeigt hätte, was er kann. Forderungen stellt er trotz seiner langen Bundesligaerfahrung aber nicht. "Das wäre doch ein schlechtes Beispiel für die anderen in der Mannschaft. Ich musste sicher häufig zurückstehen, aber mit Spielern, die sich nur in den Vordergrund drängen, hatte ich schon immer meine Probleme." Ungewohnt moderate Töne für einen, der ansonsten eher als Spaßvogel mit typisch Berliner Schnauze aufgefallen ist.

Aber "Zecke" bleibt diesmal ernst, als er das sagt und macht einen sehr konzentrierten Eindruck. Fast wie in Augsburg. Es scheint so, als habe "Zecke" Neuendorf zum richtigen Zeitpunkt die optimale Mischung gefunden.