FCI-Sportdirektor Thomas Linke: „Ich finde es total respektlos“

13.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr
FCI-Sportdirektor Thomas Linke. −Foto: Bösl

Ingolstadt (dk) Im Interview mit dem DONAUKURIER erläutert FC-Ingolstadt-Sportdirektor Thomas Linke, warum es prinzipiell in Ordnung ist, wenn ein Trainer wie Ralph Hasenhüttl sich überlegt, wie seine Zukunft nach 2017 aussieht. Doch er erläuert auch, warum er die Vorgehensweise von RB Leipzig als "total respektlos" bewertet.

Wie sehr hat Sie die Nachricht überrascht, dass Ralph Hasenhüttl mit RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick verhandelt hat?

Thomas Linke: Ralph hatte vor einigen Wochen den Wunsch geäußert, gerne Gespräche mit anderen Vereinen führen zu wollen. Dass es von anderen Vereinen Begehrlichkeiten gibt, ist ja auch eine Anerkennung der Arbeit, die bei uns geleistet wurde. Dafür ist der Trainer hauptverantwortlich. Aber wir haben kein Verständnis dafür, wie RB auf dem Transfermarkt agiert.

Was meinen Sie damit?

Linke: Ralph hat bei uns einen bestehenden Vertrag bis 2017. Ich finde es total respektlos, an den Trainer heranzutreten, ohne uns vorher zu informieren. Ich erwarte zumindest, dass man den Hörer in die Hand nimmt und nachfragt, ob jemand überhaupt verfügbar ist. Man hat anscheinend das Gefühl, mit Geld alles kaufen zu können. Ich halte das für bedenklich.

Was bedeutet das nun für den laufenden Vertrag mit Ralph Hasenhüttl?

Linke: Es hat sich nichts geändert. Ralph hat bei uns einen Vertrag bis 2017, und wir möchten gerne mit ihm verlängern.

Gab es schon konkrete Gespräche mit ihm über einen neuen Vertrag?

Linke: Ralph hat immer gesagt, dass er sich bei uns pudelwohl fühlt. Es war vereinbart, dass wir uns zusammensetzen, sobald der Klassenerhalt relativ sicher ist. An diesem Punkt sind wir jetzt.

Was können Sie ihm bieten, damit er beim FC Ingolstadt bleibt?

Linke: Wir können ihm ein Umfeld bieten, das ihn liebt, das begeistert ist von seiner Arbeit und diese wertschätzt. Das bringt eine gewisse Ruhe mit sich, in der man fantastisch arbeiten kann. Natürlich steht jedes Jahr der Kampf um den Klassenerhalt im Vordergrund. Aber es gibt trotzdem spannende Ziele, beispielsweise Spieler weiterzuentwickeln.

Würden Sie Ralph Hasenhüttl Steine in den Weg legen, wenn er vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen wollte?

Linke: Ich habe Verständnis, wenn Ralph die nächsten Schritte machen will, aber ich erwarte auch, dass er Verträge respektiert. Den Vertrag haben beide Seiten in vollem Bewusstsein unterschrieben. Daher gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man kann sich vorstellen, den Weg gemeinsam über 2017 hinaus zu gehen oder man behält den Status bei, geht in das nächste Jahr und schaut, dass man wieder erfolgreich arbeitet.

Gibt es nun Verstimmungen zwischen Ihnen und dem Trainer?

Linke: Überhaupt nicht. Ich habe ihn sogar ermutigt, grundsätzlich Gespräche zu führen, weil ich Verständnis dafür habe, dass er ein Gefühl dafür entwickeln muss, wie seine Zukunft nach 2017 aussieht. Das ist legitim. Vielleicht weiß er danach auch besser, was er an uns hat.

Können Sie jetzt noch in Ruhe über eine Vertragsverlängerung reden?

Linke: Wir haben noch alle Zeit, darüber zu reden. Wir werden Ralph ein Vertragsangebot machen, und dann hat er alle Zeit der Welt zu überlegen, ob er das annehmen möchte.

Welche Auswirkungen hat die Unruhe auf die Mannschaft?

Linke: Wir rechnen nicht damit, dass es da einen Knacks gibt. Glücklicherweise haben wir genügend Punkte, dass wir nicht mehr großartig zittern müssen, was den Abstiegskampf angeht. Und die Mannschaft hat so viel Selbstvertrauen getankt, dass sie das Optimum aus der Saison herausholen will. Ich bin überzeugt, dass wir noch ein paar Punkte holen werden.

Das Gespräch führte Gottfried Sterner.