Ingolstadt
Wo ist die Unbekümmertheit hin?

FCI versucht an die Leichtigkeit des Saisonbeginns anzuknüpfen - Mentalcoach derzeit kein Thema

25.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:44 Uhr
Trainingsjagd: Maximilian Beister (links) versucht gegen Marcel Gaus, den Ball zu erobern. −Foto: FCI

Ingolstadt (DK) Wie bekommt die Mannschaft des FC Ingolstadt ihre Unbekümmertheit zurück?

Diese Frage beschäftigt die sportliche Leitung der Schanzer vor dem Gastspiel von Drittliga-Spitzenreiter Unterhaching am kommenden Montag (19 Uhr).

Trainer Jeff Saibene, der gestern Nachmittag 23 Mann zur ersten Übungseinheit im Hinblick auf die nächste Partie versammelte - Björn Paulsen und Georgios Pintidis trainierten individuell - sprach das Thema gleich zu Beginn in einer kurzen Ansprache an sein Team an. "Ich habe gesagt, dass uns die Unbekümmertheit etwas abhanden gekommen. Genau das hat uns am Saisonanfang ausgezeichnet", erklärte der 51-Jährige. Der Luxemburger ließ seinen Kader hauptsächlich Passübungen trainieren, dazu Balleroberung und schnelles Umschalten in Unterzahl. Nach 75 Minuten bei Sonnenschein war Schluss.

Externe Hilfe in Form eines Mentaltrainers ist für den FCI nach fünf Spielen ohne Sieg (inklusive Toto-Pokal) derzeit aber kein Thema. "Ich bin grundsätzlich ein Freund davon. Aber man muss so etwas über einen längeren Zeitraum machen und nicht sagen: ,Jetzt haben wir ein Problem, wir brauchen einen Mentalcoach. ' So funktioniert das nicht", sagt Saibene, der selbst mit dem Schweizer Mentalcoach Christian Marcolli (betreut auch Tennischampion Roger Federer) befreundet ist.

FCI-Sportchef Michael Henke ist ohnehin skeptischer. "Ich habe schon einmal zur Zeit von Mike Walpurgis schlechte Erfahrungen damit gemacht. Für mich kommt das eher im Erfolgsfall infrage, nicht bei einer Ergebniskrise. Die Niederlagen sind alle erklärbar", meint der langjährige Co-Trainer und führt die personellen Umstellungen in der Defensive, die Platzverweise und die andere Erwartungshaltung nach den guten Ergebnissen zum Saisonstart als Gründe an.

"Niederlagen nagen am Selbstvertrauen. Dass eine Delle passieren kann, war uns immer klar, aber sie darf nicht zu groß werden. Wir brauchen so schnell wie möglich ein Erfolgserlebnis", sagt Henke und weiß auch wie. "Die einfachen Mittel sind die besten. Das heißt, wir müssen mehr arbeiten, mehr laufen und besser gegen den Ball spielen. Die defensive Stabilität ist das A und O", meint der 62-Jährige und sieht die vielen Gegentreffer als das Hauptproblem. Waren es in den ersten fünf Punktspielen nur drei - dreimal in Folge spielten die Schanzer da zu null - kassierten sie in den folgenden vier Partien neun Gegentore.

Über die taktische Ausrichtung ist er sich mit Saibene einig. "Wir wollen nicht mit mehr Ballbesitz spielen. Das ist mit der Mannschaft zwar möglich, aber ein weiterer Entwicklungsschritt. Erst kommt die Stabilität", meint Henke und hält damit die Rückkehr in die Erfolgsspur für möglich: "Ich bin von unserem Kader absolut überzeugt. Aber wir haben eine neue Mannschaft, einen neuen Trainerstab und auch eine neue medizinische Abteilung. Da ist klar, dass man nicht sofort vorne wegmarschiert. Wir sind aber auch nicht so schlecht, wie wir momentan dastehen. Wir können um die ersten fünf Plätze mitspielen. "

Gottfried Sterner