Ingolstadt
"Wir sind die Jäger"

FCI-Trainer Tomas Oral stachelt sein Team vor dem Duell in Meppen weiter an und fordert eine Steigerung

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr
Dennis Eckert-Ayensa (links), der hier an Waldhof Mannheims Schlussmann Timo Königsmann scheitert, brennt nach zwei Kurzeinsätzen auf sein Comeback in der Startelf. Der FCI-Torjäger wartet seit sechs Spielen auf seinen 13. Saisontreffer. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Sieben Spiele ungeschlagen, 15 Punkte, 9:2 Tore - eine schöne Serie. Und doch ist das für den FC Ingolstadt in der 3. Liga zu wenig. Denn aktuell liegen die Schanzer damit "nur" auf dem Aufstiegsrelegationsplatz, der FC Bayern II nicht aufstiegsberechtigt ist. Doch Trainer Tomas Orals erklärtes Ziel ist es, auf direktem Weg in die 2. Bundesliga zu kommen.

 

Das heißt, der FCI muss auch beim Tabellenachten SV Meppen (Sonntag, 13 Uhr, Magenta Sport) unbedingt gewinnen, um weiteren Boden auf die Aufstiegsränge gutmachen zu können. "Wir sind die Jäger, weil wir drei Punkte wollen", sagt Oral und lässt bei seinem Team keine Zufriedenheit aufkommen. "Wir müssen zulegen. Das, was wir bisher gezeigt haben, ist zu wenig", fordert der 47-Jährige eine weitere Steigerung.

Nach vier Englischen Wochen ist die ewige Aufholjagd der Schanzer nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Dennoch zieht die Mannschaft mittlerweile offenbar von selbst mit und kommt regelrecht in einen Play-off-Flow. Sogar den von Oral angebotenen trainingsfreien Donnerstag lehnte das Team ab und übte freiwillig. "Das zeigt die Mentalität, die momentan in der Mannschaft steckt", lobt FCI-Sportchef Michael Henke und registriert wohlwollend die jüngste Erfolgsserie. "Wir haben uns stabilisiert und nach oben gerobbt. Die fünf Spiele ohne Gegentor waren ganz wichtig. "

Das sieht auch Vizekapitän Marcel Gaus so und nennt einen Unterschied zur Krise vor der Corona-Spielpause. "Die Art und Weise, wie wir angelaufen sind, hat nicht gepasst. Jetzt haben wir in der Defensive einen großen Schritt nach vorne gemacht, sind noch fokussierter, arbeiten alle gegen den Ball und verdichten die Räume. Dadurch sind die Wege in der Rückwärtsbewegung kürzer", erklärt der Linksverteidiger nach seiner x-ten Positionsrochade aus dem offensiven Mittelfeld in die Defensive. "Ich sehe das in meinem Alter ganz gelassen. Ich bin froh, wenn ich überhaupt spiele", sagt der 30-Jährige und findet auch die hohe Belastung in Ordnung. "Alle drei Tage zu spielen macht Spaß. Wir haben hart gearbeitet und in der Corona-Spielpause die körperliche Basis geschaffen, das Tempo über 90 Minuten hochhalten zu können. Das wird auch der Schlüssel sein. Wir spüren noch keinen Kräfteverschleiß", sagt Gaus und fügt schelmisch hinzu: "Ich war ja außerdem zweimal gesperrt und hatte dadurch zwei Spiele Pause. "

Obwohl Oral seine Abwehrkette mittlerweile gefunden hat und sich Gaus wohl keine Sorgen machen muss, dürften sich die Routiniers im Team die Augen reiben, wenn sie auf die Kadernominierung blicken. Stets rücken bei Oral weitere Nachwuchskräfte nach, und er bringt diese auch ins Spiel, so wie zuletzt Jalen Hawkins oder Justin Butler. "Ich muss der Jugendabteilung ein Kompliment machen. Wir können jetzt auf eigene Talente zurückgreifen. Das war zu meiner ersten Amtszeit anders", sagt Oral und erntet dafür auch Henkes Anerkennung: "Er macht das nicht aus irgendwelchen Imagegründen, sondern weil er die Qualität der Spieler im Training sieht. Das muss unser Weg sein - egal in welcher Liga. Ich fand das sehr mutig von Tomas, das hätten in der Situation nur wenige Trainer gemacht. Er zieht sein Ding eben gnadenlos durch. "

Gleichwohl wird es in Meppen wieder auf die Etablierten und solche, die es werden wollen, ankommen. Beispielsweise Torjäger Dennis Eckert-Ayensa, der nach zwei Kurzeinsätzen in die Startelf zurückkehren könnte. "Dennis ist für Höheres geeignet. Mir blutet das Herz, wenn er auf der Bank sitzt. Aber wir haben Top-Möglichkeiten, jetzt zählt nicht der Einzelne", sagt Oral und versucht, seine Offensivkräfte bestmöglich einzusetzen. "Ich fange gerne vorne an zu verteidigen. Daher wollte ich zuletzt frische Kräfte. Das ist mit Maximilian Beister und Caniggia Elva gelungen. "

Egal, wer am Sonntag in Meppen von Beginn an aufläuft, für Oral zählt nur eines: "Wir dürfen uns nicht nachsagen lassen, dass wir nicht 100 Prozent geben. Wichtig ist, dass die Mannschaft funktioniert, wir auf eventuelle Rückschläge schnell reagieren und weiter die Widerstandsfähigkeit zeigen, die wir uns erarbeitet haben. "

Durch den 3:1-Sieg der Würzburger Kickers gegen Hansa Rostock und das Unentschieden zwischen Duisburg und Halle rutschte der FC Ingolstadt am Samstag zwischenzeitlich auf Tabellenplatz fünf. Die Schanzer können sich mit einem Sieg gegen Meppen wieder heranarbeiten. 

FCI in Kürze

Aufstellungen: Das größte Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Keeper Fabijan Buntic. Der 23-Jährige zog sich am Mittwoch eine Schädelprellung zu und absolvierte nur leichtes Lauftraining.  „Ich gehe davon aus, dass es bis Sonntag nichts wird“, sagt FCI-Trainer Tomas Oral, hat aber hinsichtlich seiner Nummer zwei, Marco Knaller, keinerlei Bedenken: „Er tanzt nicht aus der Reihe, ist ein Pfundskerl und ein Zweitliga-Torwart ohne Wenn und Aber.“ Der 33-Jährige war bis zur Verletzung Buntic’ ohne Pflichtspieleinsatz und steht nun vor seinem Startelfdebüt in dieser Saison. Beim SV Meppen hat für Trainer Christian Neidhart, der zu Rot-Weiß Essen wechselt, und etliche Spieler, darunter Torjäger Deniz Undav (17 Treffer, künftig Belgien), die Abschiedstournee begonnen.

SV Meppen:  Harsman - Ballmert, Puttkammer, Komenda, Amin - Egerer, Andermatt - Guder, Evseev, El-Helwe - Undav.

FC Ingolstadt: Knaller - Paulsen, Antonitsch, Schröck, Gaus - Beister, Krauße, Thalhammer, Elva -  Kutschke, Kaya (Eckert-Ayensa).

Statistik: Mit einem  Sieg kann der FCI bestes Auswärtsteam der Liga werden. Noch liegt Mannheim mit 32 Punkten (25:17 Tore) vor den Schanzern (29, 25:16).