München
Wieder nachsitzen

FCI muss wie 2019 in die Relegation, kann gegen den 1. FC Nürnberg aber nur gewinnen

05.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:45 Uhr
Entsetzen nach minutenlangem Hoffen und Bangen: Die Spieler des FC Ingolstadt warten auf dem Feld und auf der Tribüne auf das Endergebnis aus Würzburg, wo in der Nachspielzeit der Ausgleich fällt. Damit steht fest: Die Schanzer müssen in die Relegation. −Foto: Sterner

München - "Einfach kriegst du woanders". Das Motto für diese Saison hätte sich der FC Ingolstadt nicht besser ausdenken können. Wie schon im Vorjahr gehen die Schanzer nach einer kräftezehrenden Spielzeit in die Verlängerung und bestreiten in der Relegation die letzten Profi-Spiele in ganz Deutschland.

Gegner ist dieses Mal am Dienstag und Samstag (jeweils um 18.15 Uhr, ZDF) der 1. FC Nürnberg. Der Unterschied zum Vorjahr: der FCI kämpft nun nicht mehr ums Überleben, sondern kann auf einmal ganz viel gewinnen - nämlich die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Fast wären die Überstunden gar nicht mehr nötig gewesen. Denn nach einem großartigen Kampf und einer grandiosen Energieleistung errangen die Schanzer im Derby beim TSV 1860 München einen hochverdienten 2:0 (0:0)-Erfolg. Jubeln wollte nach dem Abpfiff allerdings keiner. Vielmehr begannen nun erst die nervenaufreibendsten Minuten, als die Trainer, Spieler und Betrauer auf dem Feld auf das Endergebnis aus Würzburg warteten.

Auf der Tribüne scharten sich derweil die Auswechselspieler in Trauben um ein Handy, um live das Elfmeterdrama in Würzburg zu verfolgen. Als sich Kapitän Stefan Kutschke, der bereits frühzeitig mit einer Oberschenkelzerrung vom Platz musste, plötzlich mit entsetzter Miene umdrehte, war klar - die Kickers hatten den Ausgleich erzielt und dem FCI den direkten Aufstiegsrang wieder weggeschnappt.

FCI-Trainer Tomas Oral nahm den Ausgang sportlich und meinte zur Leistung seiner Elf: "Wir haben nach der Führung sehr abgezockt, souverän und taktisch diszipliniert gespielt. Ich hätte mich geärgert, wenn wir unglücklich Unentschieden gespielt hätten. So aber bin ich superglücklich, dass wir in der Relegation jetzt noch mal diese Riesenchance bekommen. Wir werden alles daran setzen, dass wir dieses Jahr wieder dahingehen, wo wir hingehören. " Der glückliche Elfmeter für Würzburg, der den Kickers in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich gegen Halle bescherte, kommentierte Oral lediglich mit einem Nebensatz. "Wenn ich die Szene sehe, muss ich schmunzeln. Das ist kein Elfmeter, den man in der 92. Minute gibt, wenn so viel auf dem Spiel steht. Dann muss die Situation klar sein. Aber wir wollen nicht lamentieren."

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Seine Spieler nahmen es ebenfalls gefasst. Maximilian Beister, der zusammen mit Maximilian Thalhammer zu den stärksten FCI-Akteuren zählte und mit dem Führungstor seinem Team den Weg ebnete, meinte: "Wir haben uns den Relegationsplatz redlich verdient. Wir haben das Spiel zu Recht gewonnen und damit unsere Hausaufgaben gemacht. Nach den Nachrichten aus Würzburg haben wir uns auch recht schnell mit dem Resultat abgefunden. "

Oral dürfte zudem gefallen haben, dass sein Team die Fünferkette der Löwen besser aus den Angeln heben konnte, als dies zuletzt gegen die ebenfalls defensiv eingestellten Magdeburger, Braunschweiger oder Münsteraner der Fall war. "Wir haben jetzt dreimal hintereinander gelernt. Natürlich wünscht man sich diese Entwicklung schneller, aber das ist in den Englischen Wochen nicht möglich", sagte Oral und lobte sein Team: "Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment machen. Als ich am Tag nach dem Magdeburg-Spiel in die Kabine ging, haben die Spieler mir Kraft gegeben. Die Mannschaft hat die Niederlage schneller abgeschüttelt als ich. Wir haben eine geile Truppe. "

Das zeigte auch die Reaktion von FCI-Torjäger Dennis Eckert-Ayensa, der das 2:0 erzielt hatte, als einige Medienvertreter nach den dramatischen Schlussminuten im Grünwalder Stadion ihr Bedauern ausgedrückt hatten, dass sie nicht zum Aufstieg gratulieren konnten. "Ist schon gut. Ihr könnt uns nächsten Samstag gratulieren", sagte der Deutsch-Spanier und lachte.

DK

Gottfried Sterner