Ingolstadt
Vom Teamgeist bis zur Disziplin

Der FC Ingolstadt ist seit sechs Drittliga-Partien ungeschlagen - Wir nennen sechs Gründe für den Aufschwung

11.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:25 Uhr
Mit einer Humba verabschiedeten sich die Ingolstädter um Vizekapitän Marcel Gaus (links), Torhüter Fabijan Buntic (Zweiter von links) und Offensivspieler Fatih Kaya (Dritter von links) nach dem 4:2 gegen den FSV Zwickau in die Länderspielpause. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Mit 14 von 18 Punkten hat der FC Ingolstadt in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Reaktion auf seine Negativserie von zuvor drei Niederlagen in Serie gezeigt.

In der Tabelle der 3. Liga machten die Schanzer damit fünf Plätze wett und verbesserten sich zur letzten Länderspielpause des Jahres wieder auf einen Aufstiegsplatz. Die Gründe für den Aufschwung beim Tabellenzweiten sind vielfältig, wie unsere Übersicht zeigt.

Teamgeist

Der Begriff "Mannschaft" ist mehrere 100 Jahre alt, hat seinen Ursprung im Mittelhochdeutschen ("Manschaft"), fand 1880 erstmals den Weg in den Duden und wurde einst als Sammelbegriff für sogenannte Gefolgsleute verstanden. Auch beim FCI ist der Ausdruck mehr als nur ein allgemeingültiger Name, sondern wird gelebt und kann in der ausgeglichenen 3. Liga ein Schlüssel zum Erfolg sein. "Das ist einfach eine Mannschaft", sagt Angreifer Dennis Eckert-Ayensa über das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Schanzern und ergänzt: "Wir unternehmen gemeinsam viel, das hat man nicht oft. Das ist viel mehr wert als eine zusammengekaufte Top-Mannschaft." Auch Trainer Jeff Saibene weist auf die "vielen guten Charaktere" in seiner Mannschaft hin. "Das war ein ganz großer Punkt bei der Auswahl der Spieler. Das kommt uns jetzt zugute", meint er. Die Medienschelte von Stefan Kutschke oder die Zuschauerkritik von Robin Krauße können als weitere Indizien gesehen werden, dass sich die Schanzer geschlossen gegen alle Widerstände wehren wollen.

Offensivstärke

16 Tore erzielten die Schanzer allein in den vergangenen fünf Partien. Das ist nicht nur der Spitzenwert in der 3. Liga, sondern im gesamten deutschen Profi-Fußball. "Wir schießen Tore en masse. Das wollen die Leute sehen", stellt Saibene fest und zählt wie aus der Pistole geschossen weitere Kantersiege mit seinem Ex-Klub Arminia Bielefeld auf: "5:0 gegen St. Pauli, 6:0 gegen Braunschweig, 5:3 gegen Regensburg - das ist mir alles in Erinnerung geblieben. Ich will mich nicht selbst loben. Aber wenn es bisschen läuft, schießen meine Mannschaften viele Tore."

Stammelf

Zum erst dritten Mal in dieser Saison traten die Ingolstädter am vergangenen Spieltag gegen den FSV Zwickau (4:2) mit derselben Startelf wie aus der Vorwoche an. Insgesamt fiel die Rotation zuletzt nur noch sporadisch aus, die Achse im Zentrum ist seit Ende September unverändert. "Das macht den Unterschied aus", sieht Saibene darin den entscheidenden Grund für den Positivtrend. "Der Trainer hat nicht viel rotiert, das spürt man auf dem Platz. Die Mannschaft hat sich immer weiter eingespielt", ergänzt Eckert-Ayensa.

Heimbilanz

Der Audi-Sportpark war noch nie die große Festung. Mit einem Schnitt von 1,875 Punkten vor heimischem Publikum verbesserten sich die Ingolstädter in den vergangenen Wochen in der Heimtabelle aber auf den dritten Platz. Nur Spitzenreiter MSV Duisburg (2,57) und 1860 München (2,0) waren bislang auf eigenem Platz erfolgreicher. Das Zuschauerinteresse hält sich dagegen weiter in Grenzen. Gegen Zwickau kamen zwar erstmals seit drei Heimspielen wieder mehr als 6000 Zuschauer ins Stadion. Der Schnitt von 6077 Besuchern ist insgesamt aber ein durchschnittlicher Wert.

Spielidee

"Boah! " "Überragend! " "Das ist mein Fußball! ": Saibene geriet nach dem jüngsten Erfolg gegen Zwickau regelrecht ins Schwärmen. Der Grund: Seine Mannschaft verinnerlicht immer mehr die Spielidee des Luxemburgers. Wie schon bei Eintracht Braunschweig (3:0) trauten sich die Schanzer fußballerisch mehr zu. Der FCI suchte den Weg nach vorne nicht nur durch weite Bälle im Zentrum, sondern trug seine Angriffe vermehrt auch über die Außenbahnen vor. "Wir haben die letzten Spiele nicht nur gewonnen, sondern über weite Phasen auch dominiert", sagt Eckert-Ayensa, der als quirliger Angreifer die passende Ergänzung zu Stoßstürmer Kutschke ist. Auch aus dem Mittelfeld erzeugten die Ingolstädter zuletzt mehr Torgefahr. Gleichwohl war aber auch zu sehen, dass der FCI ein Spiel noch nicht über die gesamte Distanz kontrollieren kann und jeder noch so kleine Leichtsinnsfehler bestraft wird.

Disziplin

Drei Rote Karten nach nur neun Spieltagen: Vor dem FCI schafften dieses "Kunststück" seit Einführung der eingleisigen 3. Liga nur die Würzburger Kickers (2015/16), Arminia Bielefeld (2011/12) und Wehen Wiesbaden (2011/12). Doch die Disziplinlosigkeit der Schanzer gehört inzwischen der Vergangenheit an. Die Ingolstädter kamen in den vergangenen sechs Partien nicht nur ohne Platzverweis aus - wobei Fatih Kaya gegen den Chemnitzer FC (1:1) haarscharf an der Roten Karte vorbeischrammte. Auch die lediglich neun Verwarnungen seit dem zehnten Spieltag sind zusammen mit dem MSV Duisburg der beste Wert.
 

Julian Schultz