Trainerwechsel ist wieder eine Option

21.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:01 Uhr

Wie viel Zeit bleibt ihnen noch? Der Aufsichtsrat des FC Ingolstadt beratschlagt heute über die Zukunft von Chefcoach Thorsten Fink (rechts) und Co-Trainer Heiko Vogel. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Zieht der FC Ingolstadt doch noch die Notbremse und setzt Trainer Thorsten Fink vor die Tür? Andreas Schleef, Aufsichtsratsmitglied des seit elf Partien sieglosen Tabellen-17., schloss dies gestern gegenüber dem DONAUKURIER nicht mehr aus.

"Ich will nicht verschweigen, dass ich erhebliche Zweifel habe, ob Trainer Thorsten Fink noch der Richtige ist, um den Abstieg zu vermeiden", meinte Schleef. Ursprünglich war der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates davon ausgegangen, dass sich das Gremium bereits am Montag über diese Frage unterhalten würde. Da vier der sechs Mitglieder des Aufsichtrates gestern aber nicht in Ingolstadt weilten, wurde die Besprechung auf heute vertagt. Spätestens dann will man sich treffen und gegebenenfalls auch über einen möglichen Trainerwechsel beschließen. "Es muss erlaubt sein, zumindest diese Option in Betracht zu ziehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit", so Schleef. "Es soll schließlich niemand glauben, dass hier ein Gremium vor sich hin tagt, und den Ernst der Lage nicht erkannt hat."
 
Peter Jackwerth wird bei diesem Gespräch telefonisch zugeschaltet sein. Der Chef des Aufsichtsrates befindet sich derzeit auf einem Kreuzfahrtschiff vor Barcelona und dementierte gestern noch jede Handlungsabsicht. "Nichts Neues", meinte er gegenüber dem DONAUKURIER, man werde sich aber während der Woche noch besprechen. Verärgert war er lediglich über die Aussage von Fink, wonach nun der Relegationsplatz das Ziel sei. "Wie kann man denn so etwas sagen", fragte er. "Unser Ziel bleibt die direkte Qualifikation für die Zweite Bundesliga. Der Relegationsplatz ist bestenfalls das Minimalziel."
 

 

Für Jackwerth ist der anstehende Spieltag, mit dem FC-Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 (Sonntag, 14 Uhr), der entscheidende für die Abstiegsfrage. "Dann trennt sich die Spreu vom Weizen", glaubt er. "Gewinnen wir die restlichen vier Heimspiele, plus ein Unentschieden, dann haben wir die 40 Punkte", rechnet er vor. Schleef wäre schon mit drei Siegen und zwei Unentschieden zufrieden (dann hätte der FC 38 Zähler). "Aber in der derzeitigen Situation fragt man sich doch: Wo soll’s herkommen"

Für den ehemaligen Generalbevollmächtigten der Audi AG, der als Vermittler zwischen Klub und Autobauer nicht unwesentlich an der engen Verbindung des FC Ingolstadt zu seinem Hauptsponsor mitgewirkt hat, steht viel auf dem Spiel. Dabei weiß er durchaus, dass seine Äußerungen möglicherweise nicht überall auf Gegenliebe stoßen werden. "Aber man muss die Beteiligten im gewissen Sinne wach rütteln", schließlich würde ein Abstieg "ganz erhebliche Probleme" für den noch jungen Verein mit sich bringen. Das beträfe nicht nur Mannschaft und Trainer, sondern auch sämtliche weiteren Angestellten.

Ein Trainerwechsel erscheint ihm aufgrund der fortgeschrittenen Zeit eines der, vielleicht sogar das letzte Mittel. Zumal es Fink nach seiner Einschätzung zuerst um den eigenen Ruhm, und erst dann um die Belange des Vereins geht. "Wenn man sich an seine Ansprüche erinnert, und daran, wo wir nach seiner Meinung mit dem Verein noch landen können, dann ist es wohl an der Zeit, dass sich der Trainer auch mal selber hinterfragt", so Schleef. Die jüngste Bilanz stimmt den 66-Jährigen nachdenklich, denn in den letzten 16 Spielen gab es nur einen Sieg.

"Stimmen die Ergebnisse nicht, ist ein Aufsichtsrat dazu da, die Situation genau zu analysieren. Und danach ändern sich entweder die Zahlen, oder die Gesichter", so Schleef weiter.

Ob es allerdings heute tatsächlich zu einem Trainerwechsel kommt, ist völlig offen. Zum einen, weil – darauf legt Schleef großen Wert – der Verein noch keinen anderen Trainer konkret an der Hand hat. Zum anderen, weil es sich bei seinen Äußerungen "nur um meine persönliche Einschätzung handelt." Wie also der aus sechs Mitgliedern bestehende Aufsichtsrat heute entscheidet, bezeichnet auch Schleef als "absolut ergebnisoffen."