Ingolstadt
Stendera ist der Schlüssel

FCI-Mittelfeldstratege zeigt immer mehr seine Klasse - aber auch noch kleine Schwächen

11.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:22 Uhr
Mittelfeldstratege Marc Stendera (links) bereitete beim 2:1-Sieg gegen Duisburg beide FCI-Treffer vor. Der 25-Jährige soll im neuen Jahr noch mehr zum Dreh- und Angelpunkt im Ingolstädter Spiel werden. −Foto: Bösl

Ingolstadt - 2:1 gegen den MSV Duisburg gewonnen, Platz zwei verteidigt, und das Nachholspiel beim FSV Zwickau (Mittwoch, 19 Uhr, Magenta Sport) vor der Brust - der FC Ingolstadt kann mit dem Jahresauftakt in der 3. Liga zufrieden sein.

Mehr aber auch nicht, weil der Sieg gegen das Tabellenschlusslicht eine Pflichtaufgabe war - und es auch die nächste in Sachsen ist.

Die ersten drei Punkte des Jahres halten die Schanzer immerhin weiter auf Aufstiegskurs. Dazu zeigten die Ingolstädter eine Halbzeit lang dominanten Fußball mit etlichen Chancen und drehten zum erst zweiten Mal in dieser Saison eine Partie nach Rückstand. Und sie gerieten im wesentlich passiveren zweiten Durchgang kaum in Bedrängnis - das waren die positiven Aspekte.

Andererseits lag der FCI schon zum siebten Mal 0:1 zurück, ließ selbst klarste Chancen aus für einen höheren Vorsprung und musste daher letztlich bis zum Schluss um den Sieg bangen. "Es passiert leider zu häufig, dass wir ein frühes Gegentor kassieren. Da müssen wir auf alle Fälle daran arbeiten, dass wir komplett wach sind", meinte Torjäger Dennis Eckert-Ayensa selbstkritisch und schickte noch seine Analyse hinterher: "Wenn man riskant nach vorne spielt, passieren Fehler. Aber da müssen wir halt besser umschalten. " Auch Abwehrchef Björn Paulsen, der bei seinem Comeback nach fünf Spielen Verletzungspause erstmals mit Thomas Keller als Nebenmann agierte, gab zu: "Da waren wir ein bisschen chaotisch. "

Ausgangspunkt war ein Ballverlust von Marc Stendera, der sich im weiteren Verlauf als Initiator hervortat, in dieser ersten Aktion aber im Umschaltspiel ebenso wie Marcel Gaus nicht mehr in den Zweikampf kam, um den MSV-Gegenstoß zu verhindern. Den Rest besorgte zu allem Überfluss der unglückliche Keller, der beim Klärungsversuch dem MSV-Torschützen Ahmet Engin den Ball in den Lauf spitzelte. "Da haben wir nicht konsequent genug verteidigt", räumte Stendera ein und gelobte Besserung: "Ich will Führungsspieler sein, da muss ich vorangehen und das vorleben. "

Tat der 25-Jährige dann auch mit einer absoluten Traumvorlage vor dem 1:1. "Wenn Marc den Ball am Fuß hat, zeigt er seine Klasse. Das war ein Sahne-Pass, und Dennis hat ihn sensationell reingemacht. Das kann in der 3. Liga nicht jeder", lobte FCI-Trainer Tomas Oral.

Auch über den zweiten Kritikpunkt in dieser Partie gab es Übereinstimmung: die Chancenverwertung. "Wir hätten den Sack schneller zumachen müssen", bemängelte Oral ob der verpassten Großchancen vor allem durch FCI-Kapitän Stefan Kutschke. "Wir hätten sogar das 3:1 und 4:1 nachlegen können. Aber das haben wir nicht gemacht, und so wurde es am Ende noch ein wenig stinkig", erklärte der Rheinländer Eckert-Ayensa in seiner blumigen Art, während sich "Wikinger" Paulsen martialisch ausdrückte: "Wir haben den Gegner nicht gekillt. Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht mehr so gefährlich. "

Früher Rückstand und verpasste Chancen zur Entscheidung - eine eher ungünstige Kombination für einen Aufstiegskandidaten. Gegen Duisburg ging das gut, aber gegen stärkere Gegner kann so ein Spielverlauf am Ende zu Punktverlusten führen. "Wir sind noch in einem Lernprozess. Wir arbeiten daran, es uns leichter zu machen und einen höheren Vorsprung herauszuholen", meinte Stendera, stellte aber das Positive in den Vordergrund. "Dass wir das Spiel nach dem Nackenschlag gedreht haben, war stark. Wir haben nach dem 0:1 eine gute Reaktion gezeigt und gewonnen. "

Dass das möglich war, lag eben auch an Stendera, der immer mehr in die Rolle des Spielgestalters hineinwächst. "Ich darf noch nicht zufrieden sein. Ich habe lange Zeit keinen Rhythmus gehabt. Je mehr ich spiele, desto mehr spüre ich, dass die Dinge wieder klappen und die Energie da ist", sagte der frühere Bundesliga-Profi. Seine Ballsicherheit, sein Auge und sein Timing bei den öffnenden Pässen sind eine besondere Qualität im FCI-Team.

Und so hatte Paulsen bei seinem Comeback letztlich nicht nur persönlich ein gutes Gefühl. "Ich habe die vergangenen Spiele von außen ansehen müssen. Und da fand ich, dass wir gegen Duisburg mehr Kontrolle hatten als zuletzt. Wir haben das Spiel sicher nach Hause gebracht. " Genau das haben die Schanzer auch in Zwickau vor.

DK

Gottfried Sterner