Ingolstadt
Kommentar: FCI-Zukunft ist ungewiss

27.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:23 Uhr
Das Logo des FC Ingolstadt. −Foto: picture alliance / Matthias Balk/dpa/Archivbild

Wann es im Profi-Sport weitergeht, wie der Fußball dann aussehen wird und welche Folgen die Coronavirus-Pandemie auch in diesem Bereich nach sich zieht, ist derzeit nicht abzusehen. Umso mehr ist daher Zeit, zu reflektieren und sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Auch im Fall des FC Ingolstadt.

Beim Blick zurück kann man sich erst noch einmal mit Harald Gärtner beschäftigen. Dass der Geschäftsführer und Sportdirektor nach einem derartigen sportlichen Absturz und mehreren Trainerwechseln den  Hut nehmen musste, ist im Profi-Geschäft ein üblicher Vorgang. Dass ein Mann zwölf Jahre lang die Geschicke eines Vereins entscheidend mitbestimmt hat, und in dieser Zeit den Weg von der 3. Liga in die Bundesliga und wieder zurück erlebt hat, ist schon viel seltener. Und dass eben eine so prägende Figur ein Jahr nach der Entlassung immer noch nicht über dieses Ereignis und die Begleitumstände sprechen mag, ist zumindest ungewöhnlich und wirft Fragen auf.

Wie verletzt muss jemand sein, der so reagiert? Wie groß müssen die persönlichen Bande im Verein gewesen sein, die so viel Schweigen wert sind? Und wie viele Bedenken muss jemand haben, mit seinen Äußerungen womöglich unbequeme Wahrheiten ans Licht zu bringen? Das zeigt, dass die Schanzer, die in den 16 Jahren seit ihrer Gründung zwar schon viel erreicht, erlebt und bewegt haben, zu lange in ihrem ursprünglichen Vereinsdenken und den Verbandelungen feststeckten und es noch immer tun.

Was hat sich seit Gärtners Aus geändert? Der Aufsichtsrat gestaltet sich langsam um, und die Mannschaft wurde mit vielen eigenen Talenten bestückt. Andererseits gab es erneut  einen Trainerwechsel, Geschäftsführer Franz Spitzauer kündigte seinen Abschied an, und der langjährige Trainer Michael Henke ist mit seinen 62 Jahren als Sportchef wohl eher eine Zwischenlösung. Der Enthusiasmus aus der Gründerzeit ist verflogen,  mögliche neue Zugpferde preschen noch nicht nach vorne.

Die Hauptfragen der nächsten Tage werden andere sein: Wie sehr kann und darf Audi sich noch beim FCI engagieren, wenn VW das Sagen hat? Wie sieht es bei den anderen Sponsoren nach der Corona-Krise aus, und für welche Ziele reichen die Mittel dann noch? Der Segen, dass der hiesige Autobauer stets den Schutzschirm über die Schanzer spannte, ist plötzlich nicht mehr in Stein gemeißelt. Und dass der FCI selbstverständlich in die 2. Bundesliga gehört, ebenso nicht.

Gottfried Sterner