Ingolstadt
Keller beim FCI im Aufwind

Eigengewächs knüpft an hoffnungsvolle Vorsaison an - Vermeintliche Leistungsträger Beister und Stendera bereiten Sorgen

02.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:11 Uhr
−Foto: Bösl

Ingolstadt - "Vielleicht kommen ja da noch ein paar Tore in dieser Saison."

 

Dieser Satz von Thomas Keller ist gerade mal eine Woche alt. Als dem 21-jährigen Profi des FC Ingolstadt beim 1:1 in Kaiserslautern ein regulärer Kopfballtreffer zu Unrecht aberkannt worden war, haderte der defensive Mittelfeldspieler nicht lange. Beim 1:1 gegen Türkgücü München traf der Schanzer erneut, und dieses Mal zählte es. Aus fast 30 Metern hämmerte Keller mit rechts einen Freistoß in Cristiano-Ronaldo-Manier in den Winkel - ein Treffer der Marke "Tor des Monats".

"Es kommt nicht so häufig vor, dass man den so gut trifft. Es war ein schönes Gefühl, aber leider hat das Tor nicht zu drei Punkten gereicht", meinte der Torschütze nach seinem Kunstschuss. Und auch wenn ihm so ein Schuss nicht jeden Tag gelingt - Zufall war er beileibe nicht. "Natürlich braucht man manchmal auch Glück, aber es steckt viel Übung dahinter. Das Schwierigste ist, die Grundtechnik zu bekommen, damit der Ball am Ende so eine Kurve macht", erklärte Keller, der vor fast genau einem Jahr in der Bayernliga beim 4:3-Derbysieg gegen Jahn Regensburg II gleich zwei Freistoßtore erzielt hatte.

Der erfahrene Türkgücü-Keeper René Vollath war jedenfalls chancenlos und hat auch kaum reagiert. Ihm blieb nur, dem Ball zuzusehen, wie er im Netz einschlug. Keller, der sich nach dem Training immer wieder mal ein paar Bälle hinlegt, um diese Freistöße zu üben, bestätigte mit dem Treffer seine gute Form. Trainer Tomas Oral sah dies schon kommen. "Seine Entwicklung überrascht mit nicht. Er ist jetzt viel konzentrierter als in der vergangenen Saison, und er ist selbstbewusst", lobte ihn der 47-Jährige, forderte aber noch mehr: "Jetzt muss er läuferisch noch zulegen. "

Auch Keller war nicht rundum zufrieden. Und das lag am Ergebnis. "Es wäre mehr drin gewesen. Wir haben es nach der Führung verpasst, weiter Druck auszuüben. Türkgücü hat das sehr gut gemacht, ist ständig angelaufen und hat uns in Zweikämpfe verwickelt", analysierte Keller.

So gab es im zweiten Durchgang nur eine einzige Siegchance für die Schanzer, als Stefan Kutschke frei zum Kopfball kam, jedoch das Tor nicht traf. "Da hätten wir das 2:1 machen müssen", meinte Oral, dessen offensive Wechsel nach einer Stunde verpufften. Weder Maximilian Beister, der nach drei Spielen Pause, in denen er nicht einmal zum Kader gehörte, wieder eine Chance bekam, noch Marc Stendera konnten dem Team Impulse geben. Vielmehr spürte man bei beiden Verunsicherung. Während Beister bei einem vielversprechenden Angriff über ihn völlig überhastet abschloss, tat sich Stendera abermals schwer, Bindung zum Team zu finden. "Es ist lange her, dass Marc drei Spiele am Stück über 90 Minuten bestritten hat. Deshalb werden wir ihm Zeit geben, die Fitness kommt mit den Spielen", wiederholte Oral seine Vorgehensweise mit dem designierten Spielmacher.

Ob Stendera - ebenso wie Beister - über die Jokerrolle zu einer tragenden Säule im FCI-Spiel werden kann, ist die Frage, zumal spielerische Fortschritte bisher nicht erkennbar sind. Vor allem dann nicht, wenn Marcel Gaus als Linksverteidiger eingesetzt wird und die kreativen Momente alleine vom 20-jährigen Filip Bilbija kommen sollen.

Insofern überraschte es nicht, dass der Liga-Neuling spielerisch den besseren Eindruck hinterließ und, was letztlich noch schwerer wog, die bisher gut stehende FCI-Defensive mehrfach in Verlegenheit brachte. Einzig Keeper Fabijan Buntic und einer Portion Glück bei einem Lattentreffer des brandgefährlichen Türkgücü-Torjägers Petar Sliskovic war es daher zu verdanken, dass die Ingolstädter nur ein Gegentor kassierten.

Die Punktausbeute der Schanzer bleibt somit eher im Normalbereich, damit können sie der Konkurrenz nicht vornewegmarschieren. Um das zu erreichen braucht es nicht nur eine bessere Leistung, sondern auch einen Heimsieg am Freitag (19 Uhr) gegen Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden.

DK

Gottfried Sterner