Ingolstadt
Schanzer Spion

Ex-RB-Profi Anthony Jung soll dem FCI Leipzigs Schwächen verraten

08.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Anthony Jung wird gegen seinen ehemaligen Klub RB Leipzig als Linksverteidiger für den FC Ingolstadt auflaufen. Der 25-Jährige ersetzt den gelbgesperrten Markus Suttner. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Vorzeichen sind eindeutig, wenn am Samstag (15.30 Uhr) Spitzenreiter RB Leipzig beim Schlusslicht FC Ingolstadt gastiert. Deshalb müssen besondere Maßnahmen her. Beispielsweise der Ex-Leipziger Anthony Jung als Spion oder ein Griff in die Schatztruhe von FCI-Co-Trainer Michael Henke.

27 Punkte beträgt der Unterschied zwischen den Sachsen und den Schanzern. Krasser könnte das Kräfteverhältnis kaum sein. Doch angesichts von 50 Millionen Euro Neuinvestitionen vor der Saison in einen Kader, der laut FCI-Geschäftsführer Harald Gärtner selbst in der Vorsaison in der Bundesliga schon um Platz zehn hätte mitspielen können, verbietet sich quasi der Begriff Aufsteiger für den furios gestarteten Neuling. "Die Punktedifferenz ist schon enorm. Ich glaube, man hat das in Leipzig selbst nicht erwartet, dass man so viele Punkte hat. Aber sie haben gut gespielt. Trotzdem bin ich von meiner Mannschaft total überzeugt. Wir werden unsere Möglichkeiten bekommen. Wenn wir einen sehr guten Tag haben, ist für uns alles möglich", sagt FCI-Trainer Maik Walpurgis und macht seinem Team Mut. "Die Mannschaft ist konzentriert und sehr professionell, hat einen tollen Teamgeist und will unbedingt die guten Trainingsleistungen in Punkte umwandeln. Wir sind nah dran", meint der 43-Jährige.

Das Projekt Leipzig, das es dem FC Ingolstadt noch schwerer macht, sich in der Bundesliga zu behaupten, sieht Walpurgis dennoch positiv. "Ich sehe das sportlich. Es tut dem deutschen Fußball gut, dass Leipzig mit der Art und Weise eine großartige Runde spielt. Fußball ist auch freie Marktwirtschaft. Das Projekt ist attraktiv, weil mit vielen jungen Spielern gearbeitet wird und nicht nur Altstars eingekauft wurden. Das hat einen gewissen Charme", sagt der FCI-Trainer.

Neben einer guten Vorbereitung will Walpurgis auch in der Vergangenheit kramen und durchaus vorhandene Erfolgserlebnisse als Motivationshilfe hervorholen. "Ich bin sicher, Michael Henke wird in seine Schatztruhe greifen", sagt Walpurgis im Hinblick auf das Videoarchiv seines Analysten im Trainerteam. Schließlich haben die Schanzer in der Aufstiegssaison 2014/2015 zweimal gegen RB Leipzig gewonnen (1:0 und 2:1).

FCI-Profi Anthony Jung, der anstelle des gelbgesperrten Markus Suttner Linksverteidiger spielen wird, stand damals noch auf der anderen Seite. "Das war unschön, weil ich den Elfmeter verursachte, der zum 1:1 führte", erinnert sich Jung. Trotz seiner nach wie vor bestehenden Verbindung zu Leipzig - der 25-Jährige ist von RB nur ausgeliehen, und seine Freundin lebt noch dort - sowie guten Kontakten zu seinen ehemaligen Mitspielern Diego Demme, Rani Khedira und Marcel Sabitzer, lässt Jung keinen Zweifel, wo er hingehört. "Ich fühle mich wohl in Ingolstadt und bin Teil des Vereins. Wir werden gut vorbereitet sein", sagt der Linksfuß, der mit seinem T-Shirt (Hundekopf mit gefletschten Zähnen) gestern beim Pressetermin schon mal eine gewisse Aggressivität demonstrierte. Auch verbal warnte Jung seinen Ex-Kollegen, RB-Rechtsaußen Sabitzer, schon vor. "Er wird mir den einen oder anderen Tritt verzeihen müssen."

Jung, der sein ehemaliges Team aus dem Effeff kennt, steht auch dem FCI-Trainerteam mit Rat zur Seite. "Wir haben bei jedem Spiel eine gute Gegneranalyse, darauf können wir uns verlassen. Aber wenn es was zu ergänzen gibt, werde ich was sagen. Ich werde mit Informationen helfen", sagt Jung und bietet sich als Spion an. Ein Erfolg wäre für die RB-Leihgabe schließlich in seinem eigenen Interesse. Bleiben die Schanzer in der Bundesliga, geht Jung nämlich vertraglich an die Ingolstädter über.

Für einen Sieg gegen den noch ungeschlagenen Spitzenreiter wäre den Schanzern wohl auch ein Schwalben-Elfmeter wie zuletzt von Leipzigs Timo Werner recht. Walpurgis hat dazu allerdings eine klare Meinung hat. "Ich glaube, dass so etwas auf Dauer dem Fußball nicht guttut. Es spricht vieles für den Videobeweis. Ich bin jemand, der für klare Entscheidungen plädiert. Der Fußball lebt zwar von Diskussionen, aber das darf nicht überhandnehmen", meint der FCI-Trainer, dessen Team beim Foul an Mathew Leckie in Bremen zuletzt kein Strafstoß zugesprochen worden war. "Darüber wurde nicht so viel geredet."