Ingolstadt
"Ich bin keiner, der sich davonstiehlt"

Kapitän Marvin Matip will dem FC Ingolstadt auch im Falle eines Abstiegs treu bleiben und nie mehr für Kamerun spielen

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Bekenntnis zum FCI: Ungeachtet der aktuell schwierigen Situation sieht Marvin Matip seine sportliche Zukunft in Ingolstadt. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Es war ein schmerzhaftes Jubiläum für Marvin Matip. So etwa ab der 60. Minute, genau kann er das im Nachhinein gar nicht mehr sagen, war der Kapitän des FC Ingolstadt beim Spiel in Frankfurt mit seinem Gegenspieler zusammengeprallt. Rippenprellung lautete später die Diagnose, doch aufgeben wollte Matip in seinem 100. Bundesligaspiel nicht. "Ich habe mich einfach an Almog Cohen orientiert, der ja auch mit Schmerzen im Knie einfach weitergemacht hat", erzählt Matip. Die aktuell zwei bis drei Tage Trainingspause steckt er weg. "Es tut noch etwas weh, aber heute oder morgen bin ich zurück, kein Problem", sagt der 31-Jährige.

In seiner Zeit als Profi hat Matip gelernt, mit solchen Situationen umzugehen und sich auch mal aus einem Tief herauszukämpfen. Im Jahr 2004, als 19-Jähriger, hatte er unter Trainer Peter Neururer beim VfL Bochum sein Bundesligadebüt gefeiert. Danach kamen in Köln zwar weitere Erstligaspiele hinzu, die deutlich größere Zahl an Einsätzen hatte er in den Folgejahren jedoch in der zweiten Liga (Köln, Karlsruhe, Ingolstadt). Zu einem Stammspieler im Oberhaus wurde er erst beim FCI, auch weil er inzwischen eine Entwicklung durchgemacht hat. "Wenn ich vom Kopf her früher bereit gewesen wäre, könnte ich heute mehr als 100 Bundesligaspiele haben", sagt er. Gerade in jungen Jahren sei er sehr selbstkritisch mit sich umgegangen, wie er verrät. "Dadurch habe ich mich manchmal selbst gelähmt. Nach schlechten Spielen bin ich mitunter drei Tage nicht ans Telefon gegangen."

Inzwischen ist er gelassener. So sieht er sich auch heute mitunter in der Nacht noch mal seine Spiele an, fragt sich, was er anders hätte machen können. "Doch danach ist das Spiel abgehakt." Ab dann geht der Blick des FCI-Kapitäns, der bisher 211-mal für die Schanzer zum Einsatz kam (149 Partien in der 2. Bundesliga, 54 in der Bundesliga), wieder nach vorne.

Seit 2010 spielt Matip nun bei den Schanzern und ist damit hinter Moritz Hartmann (seit 2009) dienstältester FCI-Profi. Wie viel ihm die Zeit in Ingolstadt bedeutet, merkt man, wenn man ihn auf die aktuelle Situation beim Klub anspricht. Im Falle eines Abstiegs lässt Matip, dessen Vertrag für beide Ligen gilt und bis 2018 datiert ist, nämlich keinen Zweifel daran, dass er weiter zum FCI stehen würde. "Ich gehe zwar davon aus, dass wir drin bleiben. Aber sollte es doch passieren, bin ich nicht der Typ, der sich davonstiehlt. Dann greifen wir einfach wieder an und steigen wieder auf - definitiv mit mir als Führungsspieler, der vorneweg marschiert."

Dazu passt auch, dass Matip, dessen Vater aus Kamerun stammt, mit dem Kapitel Nationalmannschaft inzwischen abgeschlossen hat. Seit Jahren gehört er als Defensivallrounder zum erweiterten Kader des aktuellen Afrikameisters, doch damit ist jetzt Schluss. "Es ist an der Zeit, für die jüngere Generation Platz zumachen. Ich denke, ich sollte da niemandem im Weg stehen und will mich lieber auf den Verein konzentrieren. Das Kapitel Nationalteam ist für mich beendet."

Ein zusätzliches internationales Engagement passt vermutlich nicht in seine Lebensplanung. Matip, seit Sommer mit seiner langjährigen Freundin Elsie verheiratet, denkt auch hier schon nach vorne: "Irgendwann sollen noch Kinder dazukommen", verrät er.

Aktuell, sagt er, lebe er seinen "Traum", weshalb er auf die Frage nach den Zielen als Erstes an die Fortsetzung seiner Karriere denkt. "Ich hätte nichts dagegen, wenn in den nächsten drei oder vier Jahren noch mal 100 Erstligaspiele dazukommen", sagt er. Beim FC Ingolstadt? "Warum nicht", obwohl ein letztes Profijahr in den USA oder in Australien auch seinen Reiz hätte. Dann denkt er doch wieder an den FCI: "Bei seinem Klub die Karriere zu beenden, das hätte aber auch etwas."