Ingolstadt
"Vor dem Tor müssen wir abgezockter sein"

Stürmer Sonny Kittel weiß, wie der FC Ingolstadt bei St. Pauli erfolgreich sein kann

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Eine feste Größe: Sonny Kittel gehört inzwischen zu den fittesten Spielern der Schanzer, lief gegen Aue die meisten Kilometer und wird auch bei St. Pauli das FCI-Spiel antreiben. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Die Englische Woche beginnt für den FC Ingolstadt morgen (13 Uhr) mit dem vielleicht stimmungsvollsten Auswärtsspiel der Saison. Nach bisher erst drei Zählern aus fünf Spielen stehen die Schanzer beim FC St. Pauli dabei mächtig unter Zugzwang.

Die oft ironische und stets sehr lockere Stimmung unter den Fans. Der Respekt, der jedem Gegner entgegengebracht wird, indem man schon seit Jahren ganz selbstverständlich auch die Vereinshymne der Gäste abspielt. Und nicht zuletzt die dramatisch klingende Einlaufnummer "Hells Bells" der Rockveteranen ACDC: Partien im Stadion am Millerntor sind immer ein bisschen anders. "Dort herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist cool dort zu spielen ", sagt FCI-Spieler Sonny Kittel. Stefan Leitl, der als Aktiver viermal bei St. Pauli aufgelaufen ist, geht es ähnlich. "Dass ich dort jetzt zum ersten Mal eine Mannschaft betreue, ist ohne Zweifel ein Highlight für mich."

Nachdem das Spiel angepfiffen ist, sollten sich die Ingolstädter von den besonderen Umständen beim Kiezklub allerdings nicht mehr ablenken lassen. Schließlich geht es für sie darum, den enttäuschenden 15. Tabellenplatz so schnell wie möglich zu verlassen. "Wir wollen ein gutes, aggressives Spiel abliefern und die drei Punkte mitnehmen", lautet deshalb auch die vergleichsweise nüchterne Vorgabe von Leitl.

Der 40-jährige Interimscoach, der nach eigener Aussage weiterhin nicht weiß, wie lange er Zeit bekommt, um sich für den Cheftrainer-Posten zu empfehlen, ist mit Blick auf Samstag durchaus optimistisch. "Wir sind auf einem guten Weg. Meine Mannschaft spielt so, wie ich mir das vorstelle", sagt Leitl, der neben der Umstellung auf das 4-3-3-System auf ein zweites, altbewährtes Erfolgsrezept zurückgreift.

Schon sein erfolgreicher Vorgänger Ralph Hasenhüttl hatte nämlich vor allem auf das frühe Stören des Gegners gesetzt. Das sieht nun auch Leitls Plan vor. Beim Heimspiel gegen Aue (1:2) - auch wenn das Ergebnis nicht passte - habe er schon "viele gute Ansätze gesehen", sagt Leitl. Dazu gehörte das "aggressive Anlaufen des Gegners und die Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte". Zutaten, die unter Hasenhüttl immer wieder zum Erfolg führten.

Das Manko des FCI gegen Aue: Nach dem Ballgewinn konnte das Team zu wenig aus den sich bietenden Chancen machen. "Wir müssen vor dem gegnerischen Tor einfach noch abgezockter sein und uns dieses Mal belohnen", fordert Kittel. Im Training, so der 24-Jährige, habe "das schon sehr gut ausgesehen". Nun müssen die Ingolstädter in Hamburg zeigen, wie gut ihre Nerven tatsächlich sind.

Dass es gegen die hochgewettete Elf von Trainer Olaf Janßen alles andere als einfach wird, liegt für Leitl auf der Hand. Erst am vergangenen Montag hat er den Kiezklub beim Auswärtssieg in Nürnberg (1:0) noch einmal beobachtet. "Wir werden auf einen selbstbewussten Gegner treffen", warnt er deshalb vor dem Tabellenfünften.

Personell kann der Ingolstädter Trainer aus dem Vollen schöpfen. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass sich die Aufstellung im Vergleich zur Vorwoche stark verändert. Offen erscheint lediglich die Besetzung einer Mittelfeldposition, wo Tobias Schröck und Max Christiansen um den Platz in der Startelf kämpfen.

Unklar war gestern noch, ob Antonio Colak wieder zum Kader gehören kann. Nach seiner Verletzung aus dem Aue-Spiel (leichte Gehirnerschütterung) ist der Offensivmann zwar gestern wieder ins Training zurückgekehrt. Über einen Einsatz morgen kann aber wohl erst kurzfristig entschieden werden.

Ein Erfolgserlebnis in Hamburg würde die Aussichten auf einen Verbleib von Trainer Leitl natürlich deutlich erhöhen. Das wissen die Spieler. Kittel hätte nach eigener Aussage auch nichts dagegen: "Es macht Spaß mit ihm, er ist ein guter Trainer. Ich hoffe, dass er noch lange bei uns bleibt", sagt der Blondschopf über Leitl. Dazu darf die Mannschaft allerdings nicht nur überlegen spielen, sie muss auch punkten. Am besten schon in Hamburg.