Ingolstadt
Abstieg würde fast 30 Millionen kosten

FCI-Geschäftsführer Spitzauer erwartet dennoch keinen "großen Umbruch" Stadionausbau auf Eis gelegt

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr
Jaroslav Jach wird wohl vorerst nicht im Sportpark kicken. −Foto: Roch

Ingolstadt (DK) Angesichts von acht Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz droht dem FC Ingolstadt der Gang in die zweite Liga. Mit welchen Folgen? Wie reagieren zum Beispiel Sponsoren? Welche Einbußen gibt es beim TV-Geld? Können alle Mitarbeiter beim Klub bleiben? Franz Spitzauer, Finanz-Geschäftsführer des FCI, gibt Antworten.

Der FC Ingolstadt und die zweite Liga - noch passt das für viele Fans nicht zusammen. Schließlich stehen im Oberhaus bis zum Saisonende weitere neun Partien an, sodass der Rückstand auf den Relegationsplatz durchaus noch aufgeholt werden kann. Ganz ausblenden darf der Tabellen-17. den möglichen Gang in Liga zwei aber nicht. Zum einen will und muss der Verein im Falle eines Abstiegs auch auf das Unterhaus vorbereitet sein. Zum anderen verlangt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in diesen Tagen im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens, dass der Klub seine wirtschaftlichen und organisatorischen Planungen für beide Spielklassen präsentiert. Droht dem Klub im Falle eines Abstiegs der komplette Umbruch? Franz Spitzauer (kl. Foto) wehrt ab und versichert, dass der Klub gut vorbereitet ist.

"Ich bin tiefenentspannt", sagt der Finanz-Geschäftsführer beim Thema Lizenzierung. Ein möglicher Abstieg würde zwar gerade im wirtschaftlichen Bereich Veränderungen mit sich bringen, "den ganz großen Umbruch im Verein erwarte ich aber nicht. Wir haben uns personell mit Weitblick aufgestellt, deshalb würden wir keine gravierenden Änderungen vornehmen müssen". Den Mitarbeitern der Geschäftsstelle habe er zum Beispiel bereits signalisiert, dass auch bei einem Abstieg niemand gehen müsse.

Dabei hilft natürlich, dass der FC Ingolstadt ohne Altlasten in die neue Saison geht und den aktuellen Etat von rund 55 Millionen Euro laut Spitzauer mit einer "schwarzen Null, vielleicht sogar mit einem kleinen Plus" abschließen wird.

Auch sonst scheint der FCI für den Ernstfall vorbereitet. "Natürlich müssen wir damit rechnen, dass der eine oder andere Sponsor sein Engagement hinterfragt. Rund 70 Prozent der laufenden Verträge haben sich aber bereits automatisch verlängert", erklärt Spitzauer. Ganz wichtig dabei: Mit Audi, Media-Markt, Adidas und Falken Tyres bleiben auch die vier wichtigsten Partner des Klubs an Bord. Die Zuwendungen werden zwar je nach Vereinbarung zwischen 30 und 60 Prozent zurückgehen, dennoch bleibt dem Klub damit eine wichtige finanzielle Säule erhalten.

Darüber hinaus spielen die Einnahmen aus der Fernsehvermarktung naturgemäß eine große Rolle. "Am größten werden die Veränderungen sein, die der neue TV-Vertrag mit sich bringt", sagt Spitzauer. Der Hintergrund: Nachdem an die Klubs der ersten und zweiten Liga in der laufenden Saison noch 850 Millionen Euro ausgeschüttet wurden, werden es ab der kommenden Saison 1,16 Milliarden Euro pro Serie sein.

Schaut man auf den zu erwartenden Verteilerschlüssel, wird schnell deutlich, dass der FCI bei einem Abstieg gerade hier am meisten Einbußen hinnehmen müsste. Nach knapp 26 Millionen Euro in dieser Saison wären bei einem weiteren Jahr in Liga eins nämlich rund 30 Millionen zu erwarten, der Gesamtetat würde auf etwa 60 Millionen Euro steigen. Zusätzliches Geld, dass dem Profibereich (bisher 25 Millionen) zugute käme.

Kommt es jedoch zum Abstieg, muss der Klub mit ziemlich genau der Hälfte, sprich rund 15 Millionen Euro Fernsehgeld, klarkommen. Auch der Profietat würde sich in etwa halbieren, ebenso wie der Gesamtetat. Wie hoch der genau wird, kann Spitzauer erst sagen, wenn die sportlichen Ziele für Liga zwei definiert sind. Eine Summe von knapp unter 30 Millionen Euro scheint für den FCI aber realistisch. "Wir gehen davon aus, dass wir mit unserem Vereinsbudget auf jeden Fall im vergleichsweise gesicherten Mittelfeld der zweiten Liga landen werden", sagt Spitzauer.

Zum Vergleich: Die Vorjahresabsteiger VfB Stuttgart und Hannover 96, die gerade um den Wiederaufstieg kämpfen, haben in dieser Saison nach Schätzungen knapp 40 Millionen Euro zur Verfügung.

Komplett auf Eis gelegt ist unterdessen der Ausbau des Audi-Sportparks, der zwischenzeitlich schon für das Jahr 2018 anvisiert worden war. "Wir behalten eine mögliche Erweiterung natürlich im Blick. Aktuell werden wir das Thema aber nicht weiter angehen", sagt Spitzauer. Zum einen hat Hauptsponsor Audi, über die Stadionbetreiber GmbH 100-prozentiger Besitzer des Sportparks, aktuell aufgrund der Abgas-Affäre andere Prioritäten. Zum anderen braucht der Klub, der für die zweite Liga mit einem Schnitt von 9500 Zuschauern kalkuliert, auch in Liga eins nicht zwingend ein größeres Stadion. In der laufenden Saison haben im Schnitt bisher 14 614 Anhänger die Heimspiele des FCI im 15 200 Zuschauer fassenden Sportpark gesehen.

Persönlich hatte Spitzauer beim Thema Stadionausbau zuletzt eine Version mit zukünftig 20 000 Plätzen inklusive Erweiterung des Business-Bereiches favorisiert. Für diese Variante hätten die Kosten, grob geschätzt, bei 18 Millionen Euro gelegen. Wann der Ausbau kommt, ist jetzt aber wieder völlig offen.