Ingolstadt
"Ich kann jetzt wieder aggressiver spielen"

Kämpferqualitäten von Almog Cohen sind für den FC Ingolstadt auf St. Pauli unverzichtbar

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Geht keinem Zweikampf aus dem Weg: Almog Cohen (links) ist beim FC Ingolstadt im Mittelfeld aufgrund seiner intensiven Spielweise eine unverzichtbare Größe. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Durch eine Schienbein-OP verpasste er weite Teile der Vorbereitung. Nun ist Almog Cohen zurück, fühlt sich zunehmend fit und will mithelfen, den FC Ingolstadt zurück in die Erfolgsspur zu führen. Am Samstag (13 Uhr) beim FC St. Pauli werden seine Kämpferqualitäten wieder gefragt sein.

Der Saisonstart war für beide holprig: Für den FC Ingolstadt, weil er unter Trainer Maik Walpurgis einfach nicht die richtige Abstimmung fand. Für Cohen, weil er erst fit werden musste. "Unsere Leistungen waren schlecht. Wir hatten es verdient zu verlieren", sagt der 29-Jährige nach dem mäßigen Auftakt. Die Zwischenbilanz: Mit drei Zählern liegt das Team auf einem enttäuschenden 15. Platz.

Aber auch persönlich brauchte Cohen Anlaufzeit. Im Juni war ihm schließlich ein Nagel aus dem vor drei Jahren gebrochenen Unterschenkel entfernt worden. Entsprechend musste auch er sich erst in die Saison kämpfen. "Es wird besser", sagt der 29-Jährige heute, "aber ich bin erst bei 80, maximal 90 Prozent". Beim Spiel am Samstag in Hamburg hoffen beide - Mannschaft und Spieler - auf die nächste Steigerung.

Zuletzt gegen Aue habe der FCI sein bislang bestes Saisonspiel gezeigt, sagt Cohen. Auch wenn das 1:2 nach der überlegen geführten Partie am Ende wehtat ("So ein Spiel verlierst du nur einmal im Leben"), der unter Interimstrainer Stefan Leitl eingeschlagene Weg ist aus seiner Sicht absolut richtig.

"Zu Saisonbeginn waren viele Spieler nicht so fit, weil wir nicht so viel trainiert haben. Das wird aber jetzt besser", hat er festgestellt. Auch er selbst fühlt sich mit jedem Einsatz stärker. Die Folge: "Ich kann jetzt wieder aggressiver spielen." Wichtige Voraussetzung für einen Abräumer wie ihn.

Überdies kommt ihm und dem Team die Spielauffassung entgegen, die Leitl vermittelt, "Das frühe Pressing ist unser Spiel. Außerdem muss die Aggressivität, die wir gegen Aue gezeigt haben, ab jetzt in jedem Spiel kommen", fordert Cohen.

Die Patzer in der Defensive, die gegen Aue zu zwei Gegentoren führten, versucht Leitl indes zu relativieren. "Das waren keine taktisch bedingten Fehler. In beiden Situationen wurden individuell falsche Entscheidungen getroffen", erklärt der Interimstrainer. Die Umstellung auf eine sogenannte "Doppel-Sechs" mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, bleibt für Samstag aber dennoch eine Option.

Cohen wäre für diese Aufgabe prädestiniert, auch wenn er zuletzt in der offensiveren Rolle auf halbrechts begonnen hat. Leitl sagt aber: "Cohens Heimat ist auf der ,Sechs' direkt vor der Viererkette. Dort kann er seine aggressive Spielweise anbringen, die uns im Moment sicher sehr gut tut."

Wie auch immer sich der Trainer entscheidet, der Israeli wird seine Rolle annehmen. "Auf der ,Acht' muss ich mehr ins Pressing gehen und versuchen torgefährlich zu sein, auf der ,Sechs' nach Möglichkeit die Räume eng machen. Mir ist das egal, ich werde ohnehin alles geben", sagt er und gibt den vorbildlichen Teamplayer.

Über ein Saisonziel oder gar den Aufstieg mag er angesichts des Rückstandes in der Tabelle (Ingolstadt liegt sieben Zähler hinter einem direkten Aufstiegsplatz) derzeit lieber nicht sprechen. "Ich habe zwar gesagt, dass ich bleibe, weil ich mit dem FCI zurück in die Bundesliga will. Aber aktuell sollten wir nicht über den Aufstieg reden. Es ist besser, nur an das nächste Spiel gegen St. Pauli zu denken."

Sportdirektor Angelo Vier mahnt ebenfalls zur Geduld. "Es wird einige Zeit dauern, die Dinge komplett abzustellen, an denen es hapert", sagte der 45-Jährige dem "Kicker". "Sich mittel- oder langfristige Ziele zu setzen ist im Moment Blödsinn." Auch bei konkreten Aussagen zur Zukunft von Interimstrainer Leitl hält er sich bewusst zurück.

Nach der Partie in Hamburg spielt der FCI nur drei Tage später daheim gegen den MSV Duisburg, fünf Tage darauf beim VfL Bochum. "Diese Englische Woche ist ein großer Test für unseren Charakter und unsere Mentalität", sagt Cohen. Sehr wahrscheinlich ist zudem, dass diese drei Partien auch die zwei derzeit wichtigsten Fragen rund um die Schanzer beantworten: ob Interimstrainer Leitl befördert wird - und wohin die Saison für den mit so großen Ambitionen gestarteten FC Ingolstadt geht.