Ingolstadt
In den Fußstapfen seines Kumpels

Marc Stendera soll beim FC Ingolstadt wie einst Sonny Kittel als Spielmacher vorangehen

16.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:11 Uhr
Vor rund einer Woche nahm Neuzugang Marc Stendera beim FCI das Mannschaftstraining auf. Zwar merke der 24-Jährige, dass sein Körper "besser in Form kommt". Zum Saisonauftakt gegen Uerdingen am kommenden Sonntag dürfte es für den Spielmacher aber höchstens für einen Kurzeinsatz reichen. −Foto: FCI

Ingolstadt - Mit seiner Vita und seinem Potenzial gilt Marc Stendera beim FC Ingolstadt als absoluter Königstransfer. Die großen Vorschusslorbeeren interessieren den 24-Jährigen allerdings wenig.

Nach einem enttäuschenden Jahr bei Zweitligist Hannover 96 will der Spielmacher einfach "wieder Spaß haben und Spiele machen". Der Hesse weckt damit große Erinnerungen an Sonny Kittel, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet und dessen einstige Rolle er beim Drittligisten übernehmen soll.

"Wer sagt denn sowas?", fragt Stendera mit einem Augenzwinkern. Natürlich kommt der Neuzugang bei seinem ersten offiziellen Medientermin nicht um die Frage, inwieweit Kittel seine Entscheidung für den FCI beeinflusste. Beide stehen seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Eintracht Frankfurt schließlich immer noch in engem Kontakt und tauschen sich regelmäßig aus. Nach erster Zurückhaltung berichtet Stendera deshalb: "Natürlich habe ich mir seine Meinung eingeholt - und er hat nur Positives erzählt."

Die Ratschläge des einstigen FCI-Edeltechnikers mögen eine Rolle gespielt haben, dass Stendera bei den Schanzern einen Zweijahresvertrag unterschrieb. Vor allem aber sehnt sich der Rechtsfuß wieder nach mehr Bestätigung auf dem Platz. "Obwohl ich erst 24 Jahre bin, habe ich schon sehr viel erlebt und durchgemacht. Ich will wieder an den Punkt kommen, Spaß am Fußball zu haben. Ich will nach dem Training glücklich nach Hause gehen", erzählt er.

Dieses Gefühl scheint ihm in der Vorsaison in Hannover abhanden gekommen zu sein. Lediglich 17 Einsätze (0 Tore/3 Vorlagen) bestritt Stendera für die Niedersachsen. Vor allem in der Rückrunde verzichtete Trainer Kenan Kocak fast gänzlich auf die Dienste des Mittelfeldspielers. Das Kapitel hat der 78-malige Bundesliga-Profi aber längst abgehakt - und betrachtet seinen Wechsel in die 3. Liga nicht als Rückschritt.

"Die Leute, die das sagen, sind Außenstehende oder die Medien. Ich sehe es als neue Herausforderung. Meiner Meinung nach gehört der Verein nicht in die 3. Liga. Ich habe mich deshalb auch für den Wechsel zum FCI entschieden, um das zu ändern", meint Stendera, dem auch Anfragen der Zweitligisten 1. FC Heidenheim und SC Paderborn vorlagen. "Er wollte von Anfang an zu uns. Das hat mir imponiert", freut sich Trainer Tomas Oral über den prominenten Zugang, der bereits im Relegations-Drama gegen den 1. FC Nürnberg mit seinem neuen Klub mitgefiebert hat: "Obwohl ich damals noch nicht wusste, dass mein Weg hierher führt, war ich sehr traurig."

Vor wenigen Jahren allerdings, das gibt Stendera unumwunden zu, spielten die 3. Liga und Ingolstadt in seiner Karriereplanung noch gar keine Rolle. "Natürlich habe ich mir das alles ein bisschen anders vorgestellt. Aber es ist eben kein Wunschkonzert und man muss die Dinge so annehmen, wie sie sind", erzählt der einstige U21-Nationalspieler, der sich in seiner noch jungen Laufbahn bereits zwei Kreuzbandrisse zugezogen hat. "Ich bin ein sehr positiver Mensch und schaue nach vorne. Ob Erste Liga, Zweite Liga oder Dritte Liga: Die Jungs können alle Fußball spielen, und man lernt überall etwas dazu", ergänzt er.

Bei den Ingolstädtern muss Stendera zunächst einmal lernen, seinen Trainingsrückstand aufzuholen. Zwar hielt er sich in der Sommerpause individuell fit und merkt nach den ersten Einheiten mit seinen neuen Kollegen, "dass der Körper besser in Form kommt". Für das Auftaktspiel am kommenden Sonntag (13 Uhr/Magenta Sport) gegen den KFC Uerdingen dürfte es aber höchstens für einen Kurzeinsatz reichen. "Man sollte nicht gleich zu viel wollen. Aber ich gebe jeden Tag Vollgas, um so schnell wie möglich an mein Limit zu kommen. Dass das nicht von Spiel eins so hundertprozentig klappt, wie ich mir das vorstelle, ist klar."

Ähnlich defensiv äußert sich Stendera, wenn es um seinen Status als Königstransfer geht. "Es zählt, was auf dem Platz rumkommt und nicht irgendwelche Namen. Die Jungs sollen sich auf mich verlassen können, dass ich bis zur letzten Sekunde alles geben werde", sagt der 24-Jährige, der mit seiner Vielseitigkeit das Ingolstädter Spiel unberechenbarer machen soll. "Eine Lieblingsposition habe ich nicht mehr. Ob es die Sechs, Acht oder Zehn wird, spielt für mich keine Rolle", sagt Stendera und fügt im Scherz an: "Nur außen wird es ein bisschen schwer mit meiner Schnelligkeit."

Man könnte auch sagen: Er will doch nur spielen. Mit dieser Herangehensweise machte bei den Schanzern schon einmal ein Spieler positive Erfahrungen: sein Kumpel Kittel.

DK

 

 

Julian Schultz