Bochum
"Ich hoffe, dass die FCI-Fans mir das verzeihen"

Bochums Torjäger Lukas Hinterseer über das 6:0 im Hinspiel, die Rückkehr nach Ingolstadt und seine Pläne

15.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:37 Uhr
Bochums Torschütze Lukas Hinterseer (l.) bejubelt das Tor zum 4:0 mit Bochums Jan Gyamerah. −Foto: Guido Kirchner

Bochum (DK) Drei Jahre lang spielte Lukas Hinterseer für den FC Ingolstadt. Seit seinem Wechsel zum VfL Bochum 2017 hat der 27-jährige Stürmer in 52 Zweitliga-Spielen 26 Treffer erzielt. Vor dem Wiedersehen im Audi-Sportpark (Samstag, 13 Uhr) blickt der Kitzbüheler und frühere FCI-Publikumsliebling auf die Partie.

Herr Hinterseer, kommen noch heimatliche Gefühle auf, wenn Sie mit Bochum beim FC Ingolstadt antreten?
Lukas Hinterseer: Doch, schon. Ich habe ja drei ereignisreiche Jahre dort verbracht und viele tolle Momente erlebt. Von daher freue ich mich darauf. Auch mein Vater und eventuell einige Freunde haben sich für das Spiel angekündigt.

Sie haben mit dem VfL Bochum bisher alle drei Duelle gegen den FC Ingolstadt gewonnen und zuletzt beim 6:0 sogar drei Tore erzielt. Haben Sie nicht Angst, dass Ihr Ruf als einstiger Publikumsliebling bei den Schanzern arg gelitten hat?
Hinterseer: (lacht) Ich hoffe, dass die FCI-Fans mir das verzeihen können. So ein Spiel wie das 6:0 gibt's ganz selten, und dass das dann auch noch gegen den alten Arbeitgeber passiert, ist schon kurios. Aber seither hat sich ja einiges getan. Ich habe zwar noch nie 0:6 verloren, aber ich kann mir vorstellen, dass die Ingolstädter schon auf das Rückspiel brennen und mit gewetzten Messern warten. Deshalb sind wir gewarnt.

Sie müssen ja auch nicht wieder treffen. Sie haben Ihr Soll mehr als erfüllt.
Hinterseer: (lacht) Das kann ich jetzt nicht versprechen. Ich freue mich jedenfalls auf ein intensives Zweitliga-Spiel.

Sie haben bereits zwölf Tore erzielt, sind wie in der Vorsaison zweitbester Torschütze der Liga und jagen Ihren persönlichen Rekord von 14 Treffern aus dem Vorjahr. Haben Sie sich eine Marke zum Ziel gesetzt?
Hinterseer: Das habe ich nicht, aber natürlich will ich nach Möglichkeit die 14 Tore übertreffen. Die vergangene Saison war für mich sehr erfolgreich, aber es war auch ein ziemlich turbulentes Jahr mit vielen Trainerwechseln. Seit Robin Dutt übernommen hat, ist wieder Ruhe eingekehrt, wir haben eine klare Struktur und auch eine gute Mannschaft. Aber wir wissen auch, dass wir einige Punkte liegengelassen haben. Beispielsweise haben wir in drei Spielen in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Wir haben also noch Luft nach oben.

Sie hatten mit Ihrer Mannschaft nur vier Punkte Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsrang, haben zuletzt aber zweimal verloren. Geht der Blick weiter nach oben?
Hinterseer: Im Umfeld gibt es natürlich die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Bundesliga. Wir können das gut einschätzen. Hinter dem HSV und Köln gibt es wohl ein offenes Rennen um Platz drei. Die letzten beiden Spiele haben gezeigt, dass wir da derzeit noch nicht mitreden können. Auch davor beim 2:1-Sieg gegen Duisburg haben wir nicht so gespielt, wir wir uns das vorstellen. Wir müssen in der Rückrunde erst noch in unser altes Muster reinfinden. Ziel ist immer noch, zu den Top 25 in Deutschland zu gehören.

Unter Trainer Robin Dutt hat Bochum noch nie dreimal hintereinander verloren. Hat der Durchhänger auch mit den Personalwechseln in der Winterpause zu tun?
Hinterseer: Nein, gar nicht. Mit Simon Zoller und Dominik Baumgartner haben wir ja nur zwei Neue dazubekommen, die uns auch guttun. Aber die Abläufe, vom Spielaufbau bis zum Chancen kreieren und verwerten, funktionieren irgendwann automatisch. Und dann gibt es Tage, an denen es nicht klappt, man fängt an nachzudenken und muss erst wieder in die Automatismen reinkommen. Daran arbeiten wir gerade. Wir sind auch eine Mannschaft, die spielerische Lösungen finden will, und das ist uns ein bisschen abhanden gekommen.

Wie verfolgen Sie die Krise beim FC Ingolstadt?
Hinterseer: Es ist fast keiner mehr da, zu dem ich Kontakt habe, darum bekomme ich das nur von außen mit. Aber 16 Punkte sind schon alarmierend. Ich habe allerdings das Spiel gegen Aue gesehen, und da fand ich die Schanzer richtig gut. Mit Almog Cohen und Christian Träsch sind außerdem wichtige Spieler zurück. Aber wenn man unten steht, wird der Druck nicht kleiner, vor allem wenn man einen guten Kader hat. Ich bin gespannt, wie die Jungs das wegstecken und freue mich schon auf einen guten Fight.

Bei Ihnen ging die Entwicklung seit Ihrem Wechsel steil nach oben. Am Saisonende läuft Ihr Vertrag in Bochum aus. Haben Sie schon Ideen?
Hinterseer: Für mich war es genau die richtige Entscheidung. Ich bin in Bochum wieder zum Stammspieler gereift und spiele auch meistens über 90 Minuten, was in dieser Position nicht unbedingt üblich ist. Und mit den Toren und Vorlagen klappt es auch. Von daher bin ich voll zufrieden. Was im Sommer passiert, wird sich zeigen.

Wenn es nicht in die Bundesliga geht, wäre England doch auch ein Ziel, oder?
Hinterseer: Ich werde im März 28. Der nächste Schritt muss also gut überlegt sein. Ich bin offen für alles, fühle mich aber auch in Bochum wohl. Es wird irgendwann eine Zeit geben, wo wir alle die Alternativen besprechen.

Ist eine Rückkehr nach Ingolstadt auch möglich oder hat der FCI da momentan zu schlechte Karten?
Hinterseer: (lacht) Das weiß ich jetzt nicht. Aber am Samstag bin ich ja zumindest für das eine Spiel wieder da.

Das Gespräch führte Gottfried Sterner.
 VfL BOCHUMTrainer Robin Dutt muss auf den rotgesperrten Stürmer Silvere Ganvuola verzichten. Leicht angeschlagen sind auch Lukas Hinterseer, Mittelfeldspieler Chung Yong Lee und Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, der im Sommer zum Hamburger SV wechselt.